Warum eigentlich Gedankenflöhe?

Jeder kennt das: Man sitzt im Zug alleine und hört Musik, man sitzt bei der Arbeit oder in der Schule und schaut in den Himmel aus dem Fenster, man ist mit Freunden im Auto unterwegs und zwischendurch gibt es immer wieder die Minuten der Stille und man sieht auf die Straßen, wie die Laternen an einem vorbeisausen.
In diesen Momenten und in noch ganz vielen mehr lasse ich meine Gedanken kreisen. Sie Hut, Stock und Gesangbuch schnappen und auf Wanderschaft gehen. Dabei kann der Weg ganz unterschiedlich sein. Er kann echt sein, ein realler Weg den man im Leben gegangen ist und den man das ein oder andere Mal wieder abgeht. Mal bereut man die Wahl des Weges, mal ist man froh, sich für diesen Weg entschieden zu haben. Es kann aber auch genauso gut eine Reise in eine Ferne Zukunft sein. Da wo alles gut wird. Den am Ende wird ja bekanntlich alles gut. Wünsche und Träume werden wahr, so sagt es zumindest jedes Kindermärchen.
Was aber letzendlich das beste an diesen Gedanken ist, dass sie wie ein kleiner Floh von einem Weg zum anderen hüpfen. Wahllos so scheint es manchmal sich Dinge, Ereignisse und Vergangenheit oder Zukunft rauspickt.
Wenn ich also im Zug sitze und nach draußen auf die Welt blicke und still darauf warte an meinem Ziel anzukommen, ist der kleine Floh bereits in meinem Kopf unterwegs und bewegt sich durch meine Gedankenwelt.
Mein Blog beschäftigt sich mit diesen Flöhen. Gedanken, die mir immer wieder in den Sinn kommen, die mich beschäftigen oder auch einfach mal Dinge, die gesagt werden müssten.
Dabei müsst Ihr nicht immer meiner Meinung sein, wenn Ihr versucht meinen Gedankengängen zu folgen. Bildet euch selber Gedankenflöhe zu meinen Themen, lasst meine Gedanken in eure Gedanken und diese Flöhe für euch auf Reise gehen. Denn das ist das schöne in dieser kleinen Welt in unserem Kopf, wir können machen was wir wollen.
Jetzt viel Spaß beim Lesen und wer einen Rechtschreibfehler findet, darf ihn behalten.

Donnerstag, 23. Oktober 2014

Hörst du die Sirenen?

Hallihallo Ihr Lieben,
so ich hoffe euch gefällt der letzte Teil meiner Kurzgeschichte gefallen.
Heute möchte ich euch ein bisschen was über die letzten beiden Konzerte aus den letzten beiden Monaten erzählen.

Und zwar war ich ja, wie bereits angekündigt erst mal am 4. Oktober auf dem The Fray Konzert in Köln und das war seeehr cool. Ich hatte mit einer Freundin ein ganzes Wochenende dort verbracht und das Konzert war dann noch der krönende Abschluss.
Meine Bilder sind nicht so toll geworden, wie die der Presse, deshalb davon mal eins, da könnt ihr gut sehen, wie Isaac Slade schon etwas abgeht. Also er kann beides ruhige und gefühlvolle Lieder wie „How to save a life“ and "You found me" am Piano spielen, als auch mit pep Songs rausschmettern, wie "Heartbeat" oder "Love don´t die" ;)
(Bei Gelegenheit hänge ich euch dazu nochmal ein Selfmade Video an ;))

Dann war ich noch bei Madsen zum 10- jährigen Jubiläum, um auch mal mitzufeiern und es war wie immer bei Madsen HAMMER! Ich war am Ende des Abend von oben bis unten durchgeschwitzt, es wurde gedanct und gepoggt bis zum abwinken und ganz zum Schluss man mag es kaum glauben:
Habe ICH den Drumstick gefangen! :)
Das Mädel vor mir hatte das Gitarren Plektrum gefangen und atmete nach dem Konzert ruhig aus und sagte nur: "Ach jetzt kann ich glücklich sterben!"
Und genauso fühlte ich mich auch. Es war ein heißer, witziger und beeindruckender Abend mit der 10 Jahre alten Band aus dem Wendland und ich würde es jedes Mal wieder machen.
Vor allem habe ich jetzt noch ein Bonbon für euch. Madsen spielte ein neues Lied von ihrem noch nicht erschienenden sechsten Album. Titel: Sirenen! Ich hab es für euch mal mitgefilmt, damit ihr euch den neuen Song auch mal anschauen könnt ;) Viel Spaß damit. Ich hoffe, ihr mögt ihn auch wenn es durch den Bass leider ziemlich rauscht.
 
So erstmal tuts mir leid, dass ich das mitten im Song drehe, dass ist eigentlich ein Todesurteil und ich hasse das selbst, aber als Sebastian so nah vor einem stand, wusste ich nicht mehr, wie ich mein Handy halten sollte :D Und dann singen die Jungs am Anfang "Biduu biduu" wie die kleinen Minions ;) Seehr lustig. Die Jungs sollten "Biduu" singen und die Mädchen Feuerwehrsirenen. Am Ende war es so nervig, wie das Geräusch von dem Auto in "How i met your mother! :D
Ich hoffe ihr mögt den Song, ich finde ihn ziemlich gelungen und freue mich schon riesig auf das 6. Album und damit auf die nächste Tour :)

Eure Saphirblau

Sonntag, 19. Oktober 2014

Teil 9: Hirngespenster

Hallihallo Ihr Lieben,

habt ihr mich vermisst? Ich bin auch mal wieder da :)
Und ich hab einen neuen Teil von meiner Kurzgeschichte im Gepäck.
Was ist die letzten Wochen passiert? Tja, eine Menge und ich möchte das nach und nach auch mit euch aufarbeiten. Ich war die letzten Wochen viel unterwegs. Erst auf Fortbildung, dann in Köln auf dem The Fray Konzert, von dem ich euch bald mehr erzählen möchte. Ich habe viele Gedankenflöhe in ICEs (wenn sie denn fuhren :D) und in freien Minuten gehabt. Dinge, die ich über mich selbst und andere Menschen neu gelernt habe und auch davon möchte ich euch bald mehr erzählen, aber eins nach dem anderen würde jetzt meine Mutti sagen.
Ich hab die letzten Stunden an meiner Kurzgeschichte geschrieben. Weil ich A einen neuen Geistesblitz hatte und B nach 3 Wochen Funkstille mit etwas interessantem wieder ankommen wollte ;)
Also genießt den nächsten Teil. Ich versuche jetzt wieder regelmäßig zu schreiben und wünsche euch eine schöne Nacht, denn auch kleine Möchtegern Blogger müssen mal schlafen :D

Eure Saphirblau




Das leise Krachen einer Schüssel im Hintergrund ließ mich zusammenzucken.
Ich drehte mich um und merkte langsam, wie ich wach wurde.
Wie der Schlaf still meinen Körper frei gab und mein Bewusstsein wieder an die Oberfläche beförderte.
 Wie die Sonnenstrahlen sich einen Weg durch die zugezogenen Vorhänge auf mein Gesicht bahnten und dort ein Gefühl der Wärme hinterließen.
Ich drehte mich um, damit ich mich wieder in meine Traumwelt flüchten kann, dort wo Träume wahr werden und alles war wie früher.
Ich seufzte. Ich war leider schon zu wach, um dort wieder einzutauchen, wo ich zuletzt gewesen war. Außerdem ist mir aufgefallen, dass ich nicht in meinem Bett lag. Nicht in meinem Zimmer. Ich war nicht zu Hause. Eigentlich müsste ich jetzt wie wild hochspringen, aber ich fühlte mich unendlich schlapp, sodass ein abrupter Aufstieg keine Option für meinen Kopf war. Ich öffnete langsam müde die Augen und die Umgebung bestätigte meinen Verdacht. Es ist schon komisch, dass der Körper sowas sofort spürt, wenn er fremd ist.
Ich drehte mich wieder um und sah auf dem Boden David liegen. Oben ohne. Was war hier los?
Er lag zwar auf dem Boden und ich in seinem Bett, aber trotzdem zog ich kurz die Decke hoch und erblickte mich in meiner Hose und meinem Top, was ich unter die Bluse gezogen hatte.
Puh, sah noch alles aus wie gestern, also ist wohl nix passiert. Mein Kopf wummerte etwas, als ich mich leicht aufsetzte, um mir meine Umgebung näher anzusehen. Wir waren in Davids Zimmer keine Frage. Es sah hier noch fast genauso aus wie früher. Die Starwars Poster und die Lego Steine waren weg und sind einem großen Spiegel und einem Schreibtisch gewichen.
Das Bett war mittig platziert und somit konnte ich den gesamten Raum überblicken. Links der Schreibtisch, daneben seine Kommode. Rechts der schlafende David, dahinter eine Tür zu einem kleinen Badezimmer und rechts neben der Tür zum Flur einen kleinen Fernseher.
Das Zimmer war nicht besonders groß, aber irgendwie gemütlich.
Seine Mutter und er sind nach der Scheidung in dieses kleine Haus am Rande der Stadt gezogen, weil es günstiger war, als das alte. Sein Vater zog weg. Mit Versagern gab der sich nicht ab.
Ich rieb mir übers Gesicht und schaute wieder zu David, der selig schlief. Er sah müde aus. Dicke Augenringe zeichneten sich in seinem Gesicht ab und sein Haar war komplett verstrubbelt. Irgendwie sah er niedlich so aus. So ruhig und friedlich, wie er dort lag. Meine Augen wanderten zu seiner nackten Brust auf der sich kleine Muskeln abzeichneten und fragte mich, wie sie sich wohl anfühlen würden, wenn man mit den Fingern darüber fuhr. Ich wandte den Blick ab.
Himmelherrgott! Niedlich? Immerhin hat er eine Freundin.
Ich rieb mir wieder die Augen. Wie kam ich überhaupt hier her?
Ich überlegte, doch ich erinnerte mich nicht. Ich ließ mich langsam zurück in die Kissen sinken, die nach David rochen und überlegte weiter. Ich wusste noch, dass erst Hanna und dann Lena eine Runde Longdrinks an unsere kleine Ecke gebracht haben und ich hab sie widerwillig getrunken. Ich war nicht partout gegen Alkohol. Mit meinem Vater trank ich manchmal auch zusammen ein Glas Wein. Aber alles in Maßen und gestern war bloßes volllaufen lassen. 
Ich merkte den Alkohol. Ich weiß noch, wie schwindelig mir war. Und das ich zuerst unglaublich gute Laune hatte. Mich angeregt unterhalten habe und dann… Dann war alles schwarz.
Scheiße, hatte ich so viel getrunken, dass ich nichts mehr weiß? Das ist genau das, was ich nie im Leben tun wollte. Wie konnte es soweit kommen? Ich kannte die Antwort eigentlich schon und schaute wieder zum schlafenden David. Am liebsten hätte ich laut aufgestöhnt über mich selbst. Aber ich wollte David ja nicht wecken.
Eifersucht ist die Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft.
Suuper mir fallen immer die besten Songtextstellen in den passendsten Momenten ein.
Ich schaute einen Moment an die Decke und versuchte Puzzleteile von gestern zusammen zu setzten, als es wieder laut krachte und eine Frau fluchte. Bestimmt Davids Mutter. Sie war eine tollpatschige Frau, deswegen war kochen für sie immer eine Herausforderung. Aber dafür war sie hübsch, nett und die ehrlichste Person, die ich kannte. Ich mochte sie immer unglaublich gerne.
Ich hörte ein Rascheln auf dem Boden und dann sah ich wie David langsam in Boxershort aufstand und leise hinaus auf den Flur ging, um dann seine Mutter zu fragen, ob alles ok sei. Diese bejahte dies. Daraufhin kam er zurück ins Zimmer und ich war am überlegen, ob ich so tun sollte, als ob ich schlafen würde, aber dann empfand ich das als albern. Irgendwann müsste ich mich wohl letzter Nacht stellen. Egal, was ich getan habe, irgendwann werde ich es wohl erfahren.
Er kratzte sich am Kopf und sah mich an.
„Bist du wach?“, fragte er verwirrt.
„Wenn ich schlafen würde, könnte ich dir schlecht antworten, das ist dir schon klar.“, sagte ich belustigend. Damit hab ich ihn als wir Kinder waren immer aufgezogen. Dieses Haus war einfach ein riesengroßes Deja vu.
Er atmete geräuschvoll aus. „Wie geht es dir?“ Er kam zur Bettseite und setzte sich neben mich.
„Geht schon. Ich hab Kopfweh und mir ist etwas schlecht, aber nix was man mit Aspirin nicht aus der Welt zu schaffen wäre.“
Er sah mich an und erst jetzt sah ich wie kaputt er aussah. Als hätte er kaum geschlafen.
„Und dir? Du siehst ehrlich gesagt nicht besser aus, als ich mich fühle.“
„Ja geht so, du hast mich ziemlich wach gehalten gestern Nacht.“ Er wischte sich mit der Hand übers Gesicht und ich sah einen großen Schnitt auf der Innenseite der Hand.
„Was hab ich gemacht? Bring es mir lieber schonend bei.“, sagte ich leise.
David schaute mich an. „Du weißt nichts mehr?“, fragte er verblüfft.
Ich schüttelte den Kopf. Sein Blick verunsicherte mich noch mehr. Ich muss echt scheiße gebaut haben.
„Gar nichts?“, hakte er nach und hatte dabei einen intensiven Blick.
„Nein Mann, bitte was hab ich gemacht? Muss ich umziehen oder reicht ein Auslandsjahr?“
Er sah mich an und wirkte etwas zerknirscht.
„Nein, du warst nicht unmöglich. Etwas ungestüm und nicht ganz du selbst, aber nichts wildes, wovor du Angst haben musst.“
„Oookay.“ Ich zog das Wort in die Länge. „Woher hast du den Schnitt in der Handfläche?“
Er schaute auf seine Hand und seufzte.
„Ich hatte eine kleine Auseinandersetzung mit Tobias, der dann ne Bierflasche auf mich schlagen wollte.“ Er klang wütend und ballte die Hand zur Faust.
„Oookay.“, wiederholte ich wieder. „Wieso schlaf ich bei dir und nicht in meinem Bett? Ich meine dein Bett ist sehr bequem, aber dafür gibt es bestimmt einen Grund.“ Ich lächelte verlegen.
„Ich konnte dich nicht wirklich alleine lassen, du hast dich ab drei Uhr nur noch übergeben. Ich hatte schon Angst, du vertrocknest mir, weil du so viel… raus gelassen hast.“, sagte David vorsichtig.
„Oh mein Gott. Wie peinlich ist das denn? Scheeiße… Und du sagst, dass ich nicht das Land verlassen muss.“, Ich drückte die Hände auf meine Augen und versuchte mich zu erinnern, wie das passieren konnte, doch mir viel nichts mehr ein.
„Wie konnte das passieren?“, fragte ich unglücklich.
„Du hattest wohl zu viel getrunken.“, sagte David in einer komischen Stimmlage.
Ich nahm die Hände vom Gesicht und sah ihn an. Er spannte seinen Kiefer an und sah zum Fenster raus. Irgendein Gefühl tief in mir, sagte mir, dass er log oder dass er mir etwas verschwieg. Aber ich hatte nicht den Mut ihn darauf anzusprechen. Am Ende ist es eh egal. Ich war hier und hatte mich die ganze Nacht übergeben.
„Wo ist eigentlich meine grüne Bluse? Und deine Klamotten?“ Ich grinste.
Er sah mich wieder an und verzog das Gesicht. „Du hast erst dich selbst vollgekotzt und als ich dir die Bluse ausziehen wollte, hast du auch noch mich komplett vollgekotzt. Die Sachen sind jetzt in der Waschmaschine.“
Ich schaute ihn mit großen Augen an. Das war jetzt definitiv unter den Top Ten der peinlichen Momente. Manchmal war Gedächtnisverlust doch ganz gut.
„Du hast auf jeden Fall einen gut bei mir. Wie kann ich das je wieder gut machen?“, fragte ich und spürte wie ich knallrot anlief.
„Nein, das brauchst du gar nicht, du hast nicht wirklich was falsch gemacht.“
„Wie meinst du das?“ Ich legte meine Stirn in Falten. Er zögerte.
„Ich meine durch das Spiel und das die Mädels dich zu den Longdrinks genötigt haben, hattest du keine große Wahl gehabt.“
„Man hat immer eine Wahl.“, sagte ich entschieden und meine Gedanken schweiften zu meiner Mutter.
„Scheiße, mein Vater!“, fiel mir dann plötzlich ein und ich wollte aufstehen.
„Alles okay, es läuft alles nach Plan, Hanna hat ihn gestern Abend angerufen und gesagt, dass du bei ihr eingeschlafen wärst und das du heute Nachmittag dann wieder kommst.“ Er hielt mich an der Schulter fest.
„Plan?“, ich schaute ihn verwirrt an.
„Ja, als wir auf dem Dach waren, warst du erst aufgeweckt am tanzen gewesen, dann musstest du das erste Mal dich kurz übergeben und dann bist du zusammengeklappt wie bei einer Puppe, der man die Fäden durchgeschnitten hat.“, sagte er besorgt und rieb mir über die Schulter.
Tanzen? Ohnmacht? Kotzen? Mein Kopf wummerte bei der Fülle an Informationen.
„Was ist dann passiert?“
„Ich hab dich zum Auto getragen und wollte dich sofort ins Krankenhaus fahren, aber du wolltest partout nicht ins Krankenhaus und nach Hause auch nicht. Dein Vater sollte dich nicht so sehen.“
„Also bin ich wieder wach geworden?“
„Ja, als ich mit dir ein paar Minuten im Auto saß, während Hanna deine Tasche gesucht hatte, wurdest du wieder wach und ich konnte mit dir richtig klar reden, das war irgendwie gespenstisch, so als ob nichts gewesen wäre. Ich hab dir dann versprochen, dass du mit zu mir kannst und ich mir was einfallen lassen werde.“
Ich nickte und verdaute die Geschichte. In meinem Kopf blitzten Gesprächsfäden im Auto auf.  Ich hatte davon gestern geträumt. Ich hab geträumt, dass er mich im Arm gehalten hat und ich peinliche Dinge gesagt habe. Dinge wie Ich wünschte, du würdest mich auch so mögen wie ich dich und Wenn ich auch bloß so hübsch wäre wie Lena. Und dann hab ich ihn geküsst und er hat´s erwidert.
Ich schüttelte den Kopf. Das war ein Traum, etwas was nicht wirklich passiert ist, sondern Fantasie.
„Hab ich da irgendwas peinliches gesagt oder getan?“, sagte ich etwas verlegen.
David schaute mich lange an. „Weißt du denn noch irgendwas?“, fragte er.
Ich überlegte. Nein, das war ein Traum. Ich schüttelte den Kopf. „Ist nur so ein Gefühl. Und hab ich?“
„Nein, du warst lieb wie immer. Etwas anhänglich.“ Er grinste.
„Anhänglich?“, wiederholte ich etwas zu laut. Au Backe!
Er lachte. „Ja aber nichts wildes, wenn du betrunken bist, bist du nur sehr kuschelbedürftig.“
„Oookay.“, sagte ich leise. Und versuchte das Thema bei Seite zu schieben.
„Was machen wir jetzt?“, fragte ich. „Wie spät haben wir´s überhaupt?“
„Gleich halb eins. Ich dachte vielleicht willst du erst mal duschen, nach gestern Abend?“
Ich nickte und schob die Decke beiseite.
„Dann schau ich so lange mal, was meine Mutter in der Küche macht und dann gibt es bestimmt bald Mittag.“ Ich nickte wieder und stand auf.
„Handtücher liegen in dem Schränkchen neben der Toilette und du kannst gern mein Duschgel benutzen. Riechst dann bestimmt nach Kerl, aber so ein hartes Mädchen wie du kommt damit bestimmt klar, oder?“ Er lachte.
Ich streckte ihm die Zunge raus. „Haha, ja klar. Ich riech doch gerne nach Neandertaler.“
„Neandertaler?“, wiederholte er gespielt empört und kitzelte mich durch bis ich vor Lachen nach ihm schlug und um Gnade bat. Er war gnädig.
Als ich mich beruhigt hatte, sah ich, dass mich David grinsend beobachtete.
„Was denn?“, fragte ich verunsichert. Hing mir was aus der Nase oder warum schaut er so?
„Du bist wunderschön, wenn du lachst“, sagte er mit einer solchen Ernsthaftigkeit, dass es mir die Sprache verschlug. „Du wirkst so lebendig und menschlich dabei.“
Darauf wusste ich beim besten Willen nichts zu erwidern. Dafür liefen meine Wangen hochrot an.
Nach einer stillen Minute stand David auf und zog mich mit sich auf die Beine.
„Du kommst klar oder?“, fragte David während er zu seinem Schrank ging und ein altes T-Shirt raussuchte, welches er zu mir warf. Ich fing es auf und betrachtete es.
Es war ein Bandshirt von Madsen und ich musste grinsen. Als ich ihn anschaute, grinste er ebenfalls.
„Sei gut zu ihm. Ich schätze deine Tunika wird – wenn überhaupt -  erst morgen wieder sauber und trocken sein.“ Ich verzog das Gesicht. Kein schöner Gedanke, dass eins meiner Lieblingsshirts vielleicht im Müll landen muss.
Er zog sich ebenfalls Jogginghose und ein T-shirt über und huschte dann auf dem Flur in Richtung Küche.
Ich gehe ins Badezimmer, das an Davids Schlafzimmer angrenzt und schließe die Tür hinter mir ab. Ich ziehe meine Klamotten aus, dann stelle ich mich in die kleine Duschkabine und drehe das Wasser auf. Ich stöhne auf, es gibt nichts Schöneres als eine heiße Dusche nach so einer durchzechten Nacht. Es war richtig schön und dadurch hatte ich endlich mal 5 Minuten mit mir und meinen Gedanken alleine. Ich musste erst mal meinen Kopf wieder sortieren, da war zu viel was ich nicht verstand und was mich verwirrte.
Punkt 1 ich hatte durch großen Alkoholeinfluss einen Filmriss bekommen. Meine letzte richtige Erinnerung war das Sitzen mit der Truppe auf dem Sofa mit der zweiten Runde Longdrinks.
Punkt 2 ich bin in Davids Bett aufgewacht und er auf den Fußboden.
Punkt 3 ich hab getanzt, für mich sehr unüblich und definitiv merkwürdig.
Punkt 4 ich bin plötzlich zusammengeklappt, während ich am tanzen war.
Punkt 5 ich habe mich in Unmengen übergeben, was auch ziemlich merkwürdig war.
Punkt 6 ich hab zwar doch etwas getrunken, aber in meiner Erinnerung nicht so viel, dass ich so eine Reaktion hervorgerufen haben könnte.
Scheiße, irgendwie ist diese ganze Nacht komplett aus dem Ruder gelaufen.
Ich rieb mir die Schläfen und ging alles nochmal durch.
Davids Reaktion war merkwürdig, als ich ihn gefragt hatte, wie das mit mir passieren konnte. Er war nicht ganz ehrlich zu mir, das habe ich sofort gespürt. Er war nicht wirklich böse, weil es mir so schlecht ging, aber in diesem Moment war er es. Und das nur weil ich zu viel getrunken hatte.
Plötzlich schoss mir ein Gedanke durch den Kopf… Aber nein.
Als ich mit meiner Mutter in der Entzugsklinik war, war da auch eine ältere Dame, die früher in einem Bordell geputzt hatte und dadurch immer öfter in den Genuss von Kokain kam. Um davon loszukommen, bekam sie die erste Zeit eine Ersatzdroge. Es war noch nicht lange auf dem Markt und prompt reagierte sie allergisch auf das Mittel und musste über zwei Tage ununterbrochen brechen. Es war furchtbar. Sie tat mir so leid. Ich hab an diesen Abend ein Gespräch von einem Arzt und einer Schwester gehört, die darüber geredet haben, dass sie solche Reaktionen nur kennen, wenn Alkohol und Drogen gleichzeitig in den Organismus gelangen.
Alkohol und Drogen.
Was wenn… Was wenn in den Longdrinks, die ich getrunken habe, der Alkohol nicht das schlimmste war?
Was wenn jemand mir etwas rein gemischt hat, etwas was ich nicht vertragen habe?
Aber wer? Und wieso?
Eins stand fest, falls ich mit meiner Vermutung recht hatte und mehr war dieser Gedanke nicht - eine vage Vermutung – dann war dies aus purer Absicht passiert. Schließlich ging es nur mir so schlecht.
Und falls ich recht habe, war auch klar, David wusste wer es war.
Das war nicht gut. Gar nicht gut.