Warum eigentlich Gedankenflöhe?

Jeder kennt das: Man sitzt im Zug alleine und hört Musik, man sitzt bei der Arbeit oder in der Schule und schaut in den Himmel aus dem Fenster, man ist mit Freunden im Auto unterwegs und zwischendurch gibt es immer wieder die Minuten der Stille und man sieht auf die Straßen, wie die Laternen an einem vorbeisausen.
In diesen Momenten und in noch ganz vielen mehr lasse ich meine Gedanken kreisen. Sie Hut, Stock und Gesangbuch schnappen und auf Wanderschaft gehen. Dabei kann der Weg ganz unterschiedlich sein. Er kann echt sein, ein realler Weg den man im Leben gegangen ist und den man das ein oder andere Mal wieder abgeht. Mal bereut man die Wahl des Weges, mal ist man froh, sich für diesen Weg entschieden zu haben. Es kann aber auch genauso gut eine Reise in eine Ferne Zukunft sein. Da wo alles gut wird. Den am Ende wird ja bekanntlich alles gut. Wünsche und Träume werden wahr, so sagt es zumindest jedes Kindermärchen.
Was aber letzendlich das beste an diesen Gedanken ist, dass sie wie ein kleiner Floh von einem Weg zum anderen hüpfen. Wahllos so scheint es manchmal sich Dinge, Ereignisse und Vergangenheit oder Zukunft rauspickt.
Wenn ich also im Zug sitze und nach draußen auf die Welt blicke und still darauf warte an meinem Ziel anzukommen, ist der kleine Floh bereits in meinem Kopf unterwegs und bewegt sich durch meine Gedankenwelt.
Mein Blog beschäftigt sich mit diesen Flöhen. Gedanken, die mir immer wieder in den Sinn kommen, die mich beschäftigen oder auch einfach mal Dinge, die gesagt werden müssten.
Dabei müsst Ihr nicht immer meiner Meinung sein, wenn Ihr versucht meinen Gedankengängen zu folgen. Bildet euch selber Gedankenflöhe zu meinen Themen, lasst meine Gedanken in eure Gedanken und diese Flöhe für euch auf Reise gehen. Denn das ist das schöne in dieser kleinen Welt in unserem Kopf, wir können machen was wir wollen.
Jetzt viel Spaß beim Lesen und wer einen Rechtschreibfehler findet, darf ihn behalten.

Dienstag, 17. Juni 2014

Teil 2: Wo es begann



Hallihallo Ihr Lieben,

heute wieder ein neuer Teil meiner Fortsetzungsreihe für meine Kurzgeschichte.
Bin etwas in Hektik, da es Donnerstag aufs Hurricane Festival geht. Wenn ich wieder da bin, werde ich selbstverständlich euch an meinen neuen Erlebnissen teilhaben. Liebe Grüße und viel Spaß beim Lesen :) Eure Saphirblau.

Während ich so dasaß und versuchte  Herr Fitz mit seinem umschweifenden Gerede über das Verhalten der Schüler auf der drittbesten Schule Deutschlands zu ignorieren, musste ich an das erste Treffen mit David denken. Es war an einem meiner schlimmsten Tage meines Lebens und dennoch musste ich lächeln. In den Momenten im Leben, wo man sich am unwohlsten fühlte, kann man Jahre später herrlich drüber lachen. Komisch aber wahr. Ich legte den Kopf in meine Hand und versuchte mich genau daran zu erinnern, wie das damals alles anfing.
Ich war 11 Jahre alt gewesen und kam gerade von meinem ersten Schultag  an dem Gymnasium nach Hause, wo wir nur gemalt und gebastelt hatten. Wir haben die Mind Map kennen gelernt, die ich mein späteres Leben immer verfluchen werde und wir haben Namensschilder gebastelt und saßen in einer Vorstellungsrunde und haben über uns erzählt und anschließend ich packe meinen Koffer mit Namen gespielt. In der Pause saß ich meistens alleine, ich war nicht gut darin mich in eine neue Gruppe zu integrieren. Außerdem hatte ich furchtbare Bauchschmerzen und wusste nicht woher die kamen. Sie waren nicht normal, so wie wenn ich Hunger hatte oder Magendarm. Sie waren einfach nur unangenehm. Weswegen ich auch in der 2. Großen Pause zur Krankenschwester ging, die mich untersuchte und eine Vermutung hatte, die sie mir aber nicht mitteilen wollte, stattdessen schickte sie mich nach Hause. Na gut, dachte ich nur und fuhr  mit dem Fahrrad und meinem neuen Rucksack, den ich zur Einschulung bekommen habe nach Hause.
„Mum, ich bin zu Hause.“
„Was? Warum? Hast du nicht heute länger Schatz?“ fragte sie besorgt.
„Ich hab Bauchweh, ich sollte nach Hause gehen, hat die Krankenschwester zu mir gesagt.“  Ich gab ihr den Zettel von der Schwester. Sie las in sich durch und bekam auf einmal große Augen und ein strahlendes Lächeln. Ich verstand diese Reaktion nicht. Ich war doch bestimmt ganz doll krank.
„Schatz, wo hast du denn genau Schmerzen? Da unten?“ Ich nickte traurig.
„Geh doch mal nach oben ins Bad und zieh dich schon einmal aus, ich komme gleich zu dir.“
Ich brachte meinen Rucksack ins Zimmer, holte mir ein Handtuch aus dem Schrank und ging ins Bad. Als ich mich jedoch auszog, sah ich eine große Blutlache in meiner Hose.
„MAMAAA!!!“, schrie ich wie eine Irre. Ich fühlte mich wie in einem Horrorfilm. Tränen liefen mir über die Wangen.
Ich hörte wie sie die Treppe hochsprintete und Sekunden später im Bad war.
„Was ist passiert?“ sprach sie leicht außer Atem. Sie war total entsetzt, dann sah sie das Malheur. Doch sie atmete nur einmal erleichtert aus und sammelte meine Sachen zusammen.
„Schatz, du brauchst nicht weinen. Alles ist gut, du bist kerngesund, das ist nicht schlimm.“ Sagte sie liebevoll, während sie mir die Tränen aus dem Gesicht wischte.
„Warum blute ich? Muss ich jetzt sterben?“ schluchzte ich immer noch laut.
„Nein, nein Schatz, alles ist gut. Weißt du, du wirst langsam erwachsen und das ist der erste Schritt um zu einer Frau zu werden.“
„Ich muss bluten, damit ich erwachsen werde? Das versteh ich nicht.“ Sagte ich verstört.
„Liebes, du hattest ja in der 4. Klasse bereits Sexualkunde, oder?“ Ich nickte.
„Weißt du, du bist jetzt fruchtbar, das ist deine 1. Periode.“ Sagte sie strahlend.
Ich erinnerte mich an den Unterricht und verglich das mit den Informationen meiner Mutter.
„Ich will das nicht! Mach das es aufhört!“ Ich fing wieder an zu weinen.
„Geh erst mal duschen und ich leg dir eine Unterhose mit einer Binde drin hin und dann ruf ich Oma an. Hach, die wird sich freuen, dass du nun zur Frau wirst. Wir machen Kaffee und Kuchen und feiern das zusammen.“ Sie war bereits Feuer und Flamme.
„Nein, ich will nicht, dass du das wem sagst. Mir ist das peinlich.“ Weinte ich immer noch.
„Nein nein Daniela, das ist was ganz großartiges und das muss gefeiert werden.“

Also saßen wir nachmittags da. Meine Mutter, meine Tante, meine Oma und ich und aßen Kuchen. Ich fühlte mich so schlecht wie schon lange nicht mehr. Ich wollte nur weg. Wie konnte man sowas bloß feiern? Das war nur furchtbar peinlich und es tat auch etwas weh. Nichts was eine Feier wert wäre.
Ich hatte diese fruchtbare dicke Binde in meiner Hose und es fühlte sich an wie eine Windel. Noch peinlicher geht’s wohl kaum. Ich durfte wieder Windeln tragen und das jetzt jeden Monat eine Woche lang. Das war so alles so furchtbar.
Irgendwann war mir das Gerede über frühere Perioden meiner Tante und meiner Mutter dann zu viel und ich bat meine Mutter darum, raus zu gehen und zu spielen. Sie willigte ein und schneller als meine Beine mich trugen, bin ich in den Garten auf die Schaukel zu gelaufen. Dort setzte mich hin und fing an leicht zu schaukeln.
Ohne Vorwarnung kam plötzlich ein Fußball angesaust und knallte mir direkt gegen meinen Kopf, der mich von dem Sitz der Schaukel in den Sand katapultierte.
So lag ich da schmerzend, wimmernd und blutend. Jedoch nicht am Kopf.
„Tut mir leid, das war keine Absicht. Ich kann einfach kein Fußball spielen, aber mein Vater zwingt mich dazu.“ Ich hob den Kopf und sah in die hellgrünen Augen eines kleinen dicken Junge, der schwer atmete. Er hatte ein gestreiftes Shirt an und kurze Hosen, in denen seine Beine ebenfalls etwas korpulenter aussahen und eine kurze braunhaarige Strubbelfrisur.  Er schnaufte auch etwas vom laufen. Ich konnte nicht sagen, was es war, seine lustigen Haare, die zu allen Seiten abstanden, die komische Hose, die etwas eng saß oder diese grünen Augen, die faszinierend waren. Aber ich mochte den kleinen Jungen.
„Kein Problem, schlimmer konnte der Tag eh nicht mehr werden.“ Sagte ich niedergeschlagen und setzte mich langsam auf.  
Der Junge ließ sich langsam neben mich plumpsen.
„Mir geht’s genauso, noch eine Runde um den Platz und ich sterbe.“ Ich kicherte, er war genauso wehleidig wie ich und dennoch nahm er seine Situation mit Humor.
„Ja, Sport ist Mord, das wusste ich schon immer.“ Kicherte ich.
„Wie heißt du denn?“ fragte mich der Junge zu mir.
„Daniela, aber alle meine Freunde aus der Grundschule haben mich immer Danny genannt, also kannst du mich auch gerne Danny nennen.“ Sagte ich ihm.
Er reichte mir, wie ein kleiner Gentleman die Hand und schüttelte sie.
„Hallo Danny mein Name ist David. Ich wohne seit kurzem gegenüber.“ Er ließ meine Hand wieder los.
„Cool, dann sehen wir uns ja jetzt öfter, wenn wir Nachbarn sind.“ Sagte ich freudig. Er schien nett zu sein und ich mochte ihn irgendwie auf Anhieb.
„Ja, das wäre wirklich toll, auf was für eine Schule g..“ er konnte den Satz nicht beenden, da schrie schon ein älterer Herr lautstark nach ihm.
„Tschuldige, das ist mein Papa. Ich sollte mal wieder zu ihm hingehen, nicht das er sich Sorgen macht.“ Er stand auf, holte den Fußball aus dem Blumenbeet und rannte wieder richtig Zaun, dabei drehte er sich nochmal um und winkte mir zu.

Meine Gedanken wurde jäh durch ein lautes, schallendes Klatschen unterbrochen, die anscheinend unserem Ach so freundlichen Schulleiter galten. Mit Verzögerung klatschte ich auch , obwohl ich nicht die leiseste Ahnung hatte, was er alles gesagt hatte. Anschließend kam unsere Jahrgangssprecherin vor das Pult, um noch ein paar Worte zu sagen. Ich saugte Luft in meine Mund und ließ sie dann zischend wieder heraus. Kann man das ganze hier nicht irgendwie abkürzen?
Zumindest wurden die Schülergruppen jetzt nach und nach aufgerufen, damit die Stundenpläne und die Kursverbände verteilt und vorgestellt wurden. Es ging wenigstens langsam vorwärts.
Ich schaute auf die Uhr. Noch 20 Minuten dann war erst mal Pause. Den Himmel sei Dank, da ich verschlafen hatte, hatte ich es nicht mehr geschafft, etwas zu Essen zwischen die Zähne zu bekommen. Aber so war zumindest ein Ende der Veranstaltung in Sicht.

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