Hallihallo Ihr Lieben,
heute wieder ein neuer Teil meiner Fortsetzungsreihe für meine Kurzgeschichte.
Bin etwas in Hektik, da es Donnerstag aufs Hurricane Festival geht. Wenn ich wieder da bin, werde ich selbstverständlich euch an meinen neuen Erlebnissen teilhaben. Liebe Grüße und viel Spaß beim Lesen :) Eure Saphirblau.
Während ich so dasaß und versuchte Herr Fitz mit seinem umschweifenden Gerede
über das Verhalten der Schüler auf der drittbesten Schule Deutschlands zu
ignorieren, musste ich an das erste Treffen mit David denken. Es war an einem
meiner schlimmsten Tage meines Lebens und dennoch musste ich lächeln. In den
Momenten im Leben, wo man sich am unwohlsten fühlte, kann man Jahre später
herrlich drüber lachen. Komisch aber wahr. Ich legte den Kopf in meine Hand und
versuchte mich genau daran zu erinnern, wie das damals alles anfing.
Ich war 11 Jahre
alt gewesen und kam gerade von meinem ersten Schultag an dem Gymnasium nach Hause, wo wir nur
gemalt und gebastelt hatten. Wir haben die Mind Map kennen gelernt, die ich
mein späteres Leben immer verfluchen werde und wir haben Namensschilder
gebastelt und saßen in einer Vorstellungsrunde und haben über uns erzählt und
anschließend ich packe meinen Koffer mit Namen gespielt. In der Pause saß ich
meistens alleine, ich war nicht gut darin mich in eine neue Gruppe zu
integrieren. Außerdem hatte ich furchtbare Bauchschmerzen und wusste nicht
woher die kamen. Sie waren nicht normal, so wie wenn ich Hunger hatte oder
Magendarm. Sie waren einfach nur unangenehm. Weswegen ich auch in der 2. Großen
Pause zur Krankenschwester ging, die mich untersuchte und eine Vermutung hatte,
die sie mir aber nicht mitteilen wollte, stattdessen schickte sie mich nach
Hause. Na gut, dachte ich nur und fuhr
mit dem Fahrrad und meinem neuen Rucksack, den ich zur Einschulung
bekommen habe nach Hause.
„Mum, ich bin zu
Hause.“
„Was? Warum? Hast
du nicht heute länger Schatz?“ fragte sie besorgt.
„Ich hab Bauchweh,
ich sollte nach Hause gehen, hat die Krankenschwester zu mir gesagt.“ Ich gab ihr den Zettel von der Schwester. Sie
las in sich durch und bekam auf einmal große Augen und ein strahlendes Lächeln.
Ich verstand diese Reaktion nicht. Ich war doch bestimmt ganz doll krank.
„Schatz, wo hast du
denn genau Schmerzen? Da unten?“ Ich nickte traurig.
„Geh doch mal nach
oben ins Bad und zieh dich schon einmal aus, ich komme gleich zu dir.“
Ich brachte meinen
Rucksack ins Zimmer, holte mir ein Handtuch aus dem Schrank und ging ins Bad. Als
ich mich jedoch auszog, sah ich eine große Blutlache in meiner Hose.
„MAMAAA!!!“, schrie
ich wie eine Irre. Ich fühlte mich wie in einem Horrorfilm. Tränen liefen mir
über die Wangen.
Ich hörte wie sie
die Treppe hochsprintete und Sekunden später im Bad war.
„Was ist passiert?“
sprach sie leicht außer Atem. Sie war total entsetzt, dann sah sie das Malheur.
Doch sie atmete nur einmal erleichtert aus und sammelte meine Sachen zusammen.
„Schatz, du
brauchst nicht weinen. Alles ist gut, du bist kerngesund, das ist nicht
schlimm.“ Sagte sie liebevoll, während sie mir die Tränen aus dem Gesicht
wischte.
„Warum blute ich?
Muss ich jetzt sterben?“ schluchzte ich immer noch laut.
„Nein, nein Schatz,
alles ist gut. Weißt du, du wirst langsam erwachsen und das ist der erste
Schritt um zu einer Frau zu werden.“
„Ich muss bluten,
damit ich erwachsen werde? Das versteh ich nicht.“ Sagte ich verstört.
„Liebes, du hattest
ja in der 4. Klasse bereits Sexualkunde, oder?“ Ich nickte.
„Weißt du, du bist
jetzt fruchtbar, das ist deine 1. Periode.“ Sagte sie strahlend.
Ich erinnerte mich
an den Unterricht und verglich das mit den Informationen meiner Mutter.
„Ich will das
nicht! Mach das es aufhört!“ Ich fing wieder an zu weinen.
„Geh erst mal
duschen und ich leg dir eine Unterhose mit einer Binde drin hin und dann ruf
ich Oma an. Hach, die wird sich freuen, dass du nun zur Frau wirst. Wir machen
Kaffee und Kuchen und feiern das zusammen.“ Sie war bereits Feuer und Flamme.
„Nein, ich will
nicht, dass du das wem sagst. Mir ist das peinlich.“ Weinte ich immer noch.
„Nein nein Daniela,
das ist was ganz großartiges und das muss gefeiert werden.“
Also saßen wir
nachmittags da. Meine Mutter, meine Tante, meine Oma und ich und aßen Kuchen.
Ich fühlte mich so schlecht wie schon lange nicht mehr. Ich wollte nur weg. Wie
konnte man sowas bloß feiern? Das war nur furchtbar peinlich und es tat auch
etwas weh. Nichts was eine Feier wert wäre.
Ich hatte diese fruchtbare
dicke Binde in meiner Hose und es fühlte sich an wie eine Windel. Noch
peinlicher geht’s wohl kaum. Ich durfte wieder Windeln tragen und das jetzt
jeden Monat eine Woche lang. Das war so alles so furchtbar.
Irgendwann war mir
das Gerede über frühere Perioden meiner Tante und meiner Mutter dann zu viel
und ich bat meine Mutter darum, raus zu gehen und zu spielen. Sie willigte ein
und schneller als meine Beine mich trugen, bin ich in den Garten auf die
Schaukel zu gelaufen. Dort setzte mich hin und fing an leicht zu schaukeln.
Ohne Vorwarnung kam
plötzlich ein Fußball angesaust und knallte mir direkt gegen meinen Kopf, der
mich von dem Sitz der Schaukel in den Sand katapultierte.
So lag ich da
schmerzend, wimmernd und blutend. Jedoch nicht am Kopf.
„Tut mir leid, das
war keine Absicht. Ich kann einfach kein Fußball spielen, aber mein Vater
zwingt mich dazu.“ Ich hob den Kopf und sah in die hellgrünen Augen eines
kleinen dicken Junge, der schwer atmete. Er hatte ein gestreiftes Shirt an und
kurze Hosen, in denen seine Beine ebenfalls etwas korpulenter aussahen und eine
kurze braunhaarige Strubbelfrisur. Er
schnaufte auch etwas vom laufen. Ich konnte nicht sagen, was es war, seine lustigen
Haare, die zu allen Seiten abstanden, die komische Hose, die etwas eng saß oder
diese grünen Augen, die faszinierend waren. Aber ich mochte den kleinen Jungen.
„Kein Problem,
schlimmer konnte der Tag eh nicht mehr werden.“ Sagte ich niedergeschlagen und
setzte mich langsam auf.
Der Junge ließ sich
langsam neben mich plumpsen.
„Mir geht’s genauso,
noch eine Runde um den Platz und ich sterbe.“ Ich kicherte, er war genauso
wehleidig wie ich und dennoch nahm er seine Situation mit Humor.
„Ja, Sport ist
Mord, das wusste ich schon immer.“ Kicherte ich.
„Wie heißt du denn?“
fragte mich der Junge zu mir.
„Daniela, aber alle
meine Freunde aus der Grundschule haben mich immer Danny genannt, also kannst
du mich auch gerne Danny nennen.“ Sagte ich ihm.
Er reichte mir, wie
ein kleiner Gentleman die Hand und schüttelte sie.
„Hallo Danny mein
Name ist David. Ich wohne seit kurzem gegenüber.“ Er ließ meine Hand wieder
los.
„Cool, dann sehen
wir uns ja jetzt öfter, wenn wir Nachbarn sind.“ Sagte ich freudig. Er schien
nett zu sein und ich mochte ihn irgendwie auf Anhieb.
„Ja, das wäre
wirklich toll, auf was für eine Schule g..“ er konnte den Satz nicht beenden,
da schrie schon ein älterer Herr lautstark nach ihm.
„Tschuldige, das
ist mein Papa. Ich sollte mal wieder zu ihm hingehen, nicht das er sich Sorgen
macht.“ Er stand auf, holte den Fußball aus dem Blumenbeet und rannte wieder
richtig Zaun, dabei drehte er sich nochmal um und winkte mir zu.
Meine Gedanken wurde jäh durch ein lautes, schallendes
Klatschen unterbrochen, die anscheinend unserem Ach so freundlichen Schulleiter
galten. Mit Verzögerung klatschte ich auch , obwohl ich nicht die leiseste Ahnung
hatte, was er alles gesagt hatte. Anschließend kam unsere Jahrgangssprecherin
vor das Pult, um noch ein paar Worte zu sagen. Ich saugte Luft in meine Mund
und ließ sie dann zischend wieder heraus. Kann man das ganze hier nicht irgendwie
abkürzen?
Zumindest wurden die Schülergruppen jetzt nach und nach
aufgerufen, damit die Stundenpläne und die Kursverbände verteilt und
vorgestellt wurden. Es ging wenigstens langsam vorwärts.
Ich schaute auf die Uhr. Noch 20 Minuten dann war erst
mal Pause. Den Himmel sei Dank, da ich verschlafen hatte, hatte ich es nicht
mehr geschafft, etwas zu Essen zwischen die Zähne zu bekommen. Aber so war zumindest
ein Ende der Veranstaltung in Sicht.
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