Warum eigentlich Gedankenflöhe?

Jeder kennt das: Man sitzt im Zug alleine und hört Musik, man sitzt bei der Arbeit oder in der Schule und schaut in den Himmel aus dem Fenster, man ist mit Freunden im Auto unterwegs und zwischendurch gibt es immer wieder die Minuten der Stille und man sieht auf die Straßen, wie die Laternen an einem vorbeisausen.
In diesen Momenten und in noch ganz vielen mehr lasse ich meine Gedanken kreisen. Sie Hut, Stock und Gesangbuch schnappen und auf Wanderschaft gehen. Dabei kann der Weg ganz unterschiedlich sein. Er kann echt sein, ein realler Weg den man im Leben gegangen ist und den man das ein oder andere Mal wieder abgeht. Mal bereut man die Wahl des Weges, mal ist man froh, sich für diesen Weg entschieden zu haben. Es kann aber auch genauso gut eine Reise in eine Ferne Zukunft sein. Da wo alles gut wird. Den am Ende wird ja bekanntlich alles gut. Wünsche und Träume werden wahr, so sagt es zumindest jedes Kindermärchen.
Was aber letzendlich das beste an diesen Gedanken ist, dass sie wie ein kleiner Floh von einem Weg zum anderen hüpfen. Wahllos so scheint es manchmal sich Dinge, Ereignisse und Vergangenheit oder Zukunft rauspickt.
Wenn ich also im Zug sitze und nach draußen auf die Welt blicke und still darauf warte an meinem Ziel anzukommen, ist der kleine Floh bereits in meinem Kopf unterwegs und bewegt sich durch meine Gedankenwelt.
Mein Blog beschäftigt sich mit diesen Flöhen. Gedanken, die mir immer wieder in den Sinn kommen, die mich beschäftigen oder auch einfach mal Dinge, die gesagt werden müssten.
Dabei müsst Ihr nicht immer meiner Meinung sein, wenn Ihr versucht meinen Gedankengängen zu folgen. Bildet euch selber Gedankenflöhe zu meinen Themen, lasst meine Gedanken in eure Gedanken und diese Flöhe für euch auf Reise gehen. Denn das ist das schöne in dieser kleinen Welt in unserem Kopf, wir können machen was wir wollen.
Jetzt viel Spaß beim Lesen und wer einen Rechtschreibfehler findet, darf ihn behalten.

Dienstag, 26. Mai 2015

Teil 11: Nur einen Herzschlag

Hallihallo Ihr Lieben,

da bin ich mal wieder. Frisch erholt aus meinem Lernurlaub. Jaa ich hab seit Freitag die Bestätigung, dass ich meine Ausbildung bestanden habe. :) Das Lernen, das Arbeiten und der Stress hat sich gelohnt! Und durch diesen meeegamäßigen Motivationsschub hab ich ein bisschen was für die Kurzgeschichte geschrieben.
Ich hab wieder mehr und mehr an meinen Blog gedacht und daran, dass es ja auch noch einen Geburtstag zu feiern gibt! Denn Gedankenflöhe wurde 1 Jahr alt. Jaa das erste Jahr soll angeblich das schwerste sein, dass habe auch ich bitter in Erfahrung gebracht. Aber jetzt bin ich wieder da und habe Zeit hier wieder ein bisschen Mitzumischen und ich bin nicht müde euch von neuen Dingen, meiner Zukunft, neuen Bands und neuen Ohrwürmern, neuen Konzert und nicht zu vergessen neuen Kurzgeschichten zu erzählen. Also genug Trommelwirbel finde ich... Vorhang auf für Teil 11




Ich lauschte der Stille im Gang und dem Klopfen meines Herzens.
Das letzte, was ich jetzt gebrauchen kann, ist mit einem der beiden zusammenzustoßen. Ich hörte, wie sich Schritte näherten und deshalb flüchtete ich in einen leeren Klassenraum. Ich wartete dort 10 Minuten und sah vom Fenster aus, wie der Schulhof sich langsam näherte.
Ich musste in meinen Kurs und der Raum hier wird auch bald zum Kurs.
Ich stand auf, ging raus und wollte den Klassenraum verlassen, als ich im Flur mit Hanna zusammenstieß. Meine Tasche knallte runter und alle meine Sachen verteilten sich auf dem Flur.
Ich seufzte und fluchte laut, sodass sich schon einige Schüler glotzend umsahen.
„Ist doch kein Problem, wir sammeln das im nu auf.“, sagte Hanna gut gelaunt.
Mein Instinktes Radar für Liebende sagte mir, dass ihre gute Laune mit Steven zu tun hat.
„Ach, ich bin einfach total müde. Ich brauch dringend nen Kaffee.“, sagte ich genervt, als ich mein Kleingeld vom Boden fischte.
Mein Portemonnaie war so dick, das es beim Fallen einfach aufgegangen ist. Ich sag nur Karten horten, eine nervige Angewohnheit, die ich irgendwie nicht richtig ablegen kann.
Als ich fast fertig mit einsammeln sah, hielt mir jemand seine Hand in meinen Blickwinkel.
„Du hast da was vergessen.“, hörte ich nur Lenas gereizte Stimme.
Scheiße! Ich sah auf und in Ihrer Hand lag das Foto. Das Foto, was David von uns auf dem Dach der Schule gemacht hat zum Abschluss unserer Fragerunde.
Ich schluckte und riss mich letztendlich zusammen.
„Hey, danke, das ist total nett von dir.“ Ich nahm vorsichtig das Foto aus ihrer Hand ohne sie anzusehen.
Ich tat ahnungslos. Denn theoretisch wusste ich nichts von ihrem Streit oder dem angeblichen Kuss.
„Gern geschehen.“, sagte sie verbissen und ging weiter.
„Was ist denn in die gefahren?“, sagte Hanna verwundert und reichte mir mein Geschichtsbuch.




Hanna tendierte auch stark zu Kaffee, weshalb wir nun endlich einen kurzen Stopp in der Cafeteria machten. Die Frauen der Cafeteria hatten Gott sei Dank schon zwei Kannen fertig gekocht und als ich endlich eine heißen Kaffee im Pappbecher in der Hand hielt, fühlte ich mich gleich ein bisschen besser.
„Du bist so still, alles okay mit dir?“, fragte Hanna, während sie an ihrem Kaffee nippte.
„Jap, alles gut, hab nur schlecht geschlafen, die letzten Tage.“ Ich trank ebenfalls einen kleinen Schluck und verbrannte mir damit glatt die Zunge.
„Naja, das war ja auch mal ne mega Party, wenn du mich fragst. Sowas hab ich echt noch nie gesehen und du?“ Ich schüttelte den Kopf, mein Mund stand gerade in Feuer vom Kaffee.
„Aber schon krass, so dass alles, die Spiele, das Essen, der viele Alkohol. Ich frage mich, wie sich diese Feiern immer finanzieren.“, überlegte ich laut.
„Steven hat mir erzählt, dass Simons Vater wohl ziemlich viel Geld hat und er den größten Teil finanziert.“
„Ja, das hat mir David auch erzählt, aber trotzdem wirkt es irgendwie unvorstellbar.“
„Was haben wir jetzt eigentlich?“, fragte mich Hanna und sah auf die Uhr.
„Bio. Wir fangen an mit Evolution.“, sagte ich. Gestern ist mir meine Tasche runtergefallen, da habe ich beim Aufheben einen kurzen Blick in mein Biologiebuch geworfen. War gar nicht so langweilig, wie ich es erwartet hatte. Eigentlich war es sogar ganz interessant.
„Und wo?“, Hanna schien von der Unterrichtsaussicht nicht so begeistert zu sein, wie ich.
„Puh ich glaube Raum 106 im Wissenschaftstrakt.“
„Alles klar. Lass lieber rüber gehen, ich habe keine Lust am Ende vorne sitzen zu müssen.“
 
Tja wir saßen nicht vorne. Da haben wir Glück gehabt. Aber wir saßen auch nicht in der letzten Reihe. Wir saßen in der zweitletzten Reihe und zwar vor na, wer weiß es? Richtig… vor David und Simon.
Die Wissenschaftstische waren zwei 2er Tische, und das pro Seite. Ergo eine Reihe bestand aus 8 Leute, wo in der Mitte eine Lücke war.
Ich saß am Fenster, was mir gut gefiel, weil ich beobachten konnte, wie sich der Tag langsam mit Wolken verhing und es dann begann zu regnen.
Neben mir saß Hanna und dann Steven und sein Kumpel Lukas.
Lukas war ziemlich erkältet, das merkte man auch jetzt noch. Deswegen war er Samstag nicht dabei gewesen, was er nur wieder und wieder bedauern konnte. Er war ein ziemlicher Klassenclown, er alberte während der Pause die ganze Zeit mit Hanna und mir herum.
Das entging auch nicht David der hinter Hanna saß.
Direkt hinter mir saß Simon, welch Freude. Neben David saßen noch Viktor und Paul.
Zwei Jungs, die zwar irgendwie immer dabei waren, aber mir bis jetzt nie wirklich aufgefallen waren.
Womöglich weil ich erst langsam alle Namen aus meiner neuen Klasse draufhatte.
Unsere neue Biolehrerin Frau Schulte begrüßte unseren Kurs und erklärte die Unterschiede zwischen dem LK und unserem Grundkurs, die Themen und welch Unterschied es zwischen P4 und P5 gab.
Ich musste das Fach als P5 wählen. Ich hatte die Wahl zwischen Englisch, Mathe und Biologie und da war Biologie wohl das am wenigsten schlimme Übel.
Meine Gedanken schweiften langsam ab. Ich schaute in den Regen und versuchte mir langsam klar zu machen, wo ich jetzt stand. Ich hatte anscheinend mich mit David geküsst und ich wurde betäubt worden und Lena hasst mich und mein Blick schweifte zu Hanna, die ihre Hand langsam über Stevens Arm strich. Anscheinend läuft da was mit Hanna und Steven und meine Zunge schmerzte noch immer vom heißen Kaffee. Ich hatte mir selbst Blut abgenommen, weshalb mein Arm ebenfalls schmerzte.
Während der letzten halben Stunde drehten sich meine Gedanken im Kreis.
Es klingelte und ich räumte so schnell es ging meine Sachen zusammen. Ich hatte jetzt Englisch und musste leider das Gebäude wieder wechseln und das in 5 Minuten.
„Danny?“ Ich sah auf und mein Blick verfing sich mit Davids.
„Hmm?“, machte ich nur und versuchte einfach so zu sein, wie immer.
„Hast du heute Abend schon was vor?“ Ich merkte wie die Mädels in der Reihe vor uns sich zu unserem Gespräch umdrehten.
„Ähm, du meinst außer schlafen?“, fragte ich etwas verwirrt. Morgen war schließlich wieder Schule.
„Ja vorm Schlafen sozusagen.“
„Naja ich muss… „ ich hielt inne. „Ich hab nichts vor.“ Grinste ich und strich mir über den Nacken. Lügen war eigentlich mein Ding.
„Gut, dann bis später.“, sagte er und schwang seine Tasche um die Schulter.
„Ähh, was?“ fragte ich noch, da war er aber schon auf dem Weg Richtung Flur.
Ich schaute Hanna verwirrt an.
„Anscheinend hast du ein Date.“ Sie zuckte locker mit den Schultern und grinste.
Ich sah verblüfft aus.
„Was hast du jetzt?“ fragte sie.
„Englisch“, antwortete ich entgeistert. „Ich hab kein Date.“, widersprach ich dann.
„Cool, ich hab auch Englisch. Auf geht’s, bevor du noch nen Schlaganfall kriegst, du bist ganz weiß.“ Sie lachte.
„Ich krieg keinen Schlaganfall und ich hab kein Date.“
Steven umarmte Hanna kurz und ging dann zu seinem Mathekurs. Wir machten uns auf den Weg Richtung Englischkurs.
Hanna seufzte „Wie du meinst, aber was wäre denn so schlimm, wenn es eins wäre?“
„Ich weiß nicht. Sowas ist einfach nichts für mich.“, sagte ich verstört.
„Wie sowas? Meinst du Liebe? Jungs? In der Woche verabredet sein?“
„Jungs?“, fragte ich etwas einfältig.
„Hey, ich urteile nicht, aber in mich brauchst du dich nicht vergucken. Kein Interesse.“ Sie zwinkerte mir zu.
„Ich stehe nicht auf Frauen. Oh Mann. Ich bin einfach kein Typ für Dates.“, wir drängelten uns durch die unteren Klassen. Furchtbar. Eine Lautstärke wie auf dem Bahnhof. Normale Lautstärke müssen die wohl noch erst lernen.
„Warum nicht? Also Probleme mit Liebe?“, sie sah sich stirnrunzelnd um. Die Kinder ließen uns so gut wie gar nicht durch und ich fragte mich langsam, ob wir es pünktlich schaffen würden.
„Naja, ich sag mal, die Liebe liebt mich nicht. Für mich ist sie mehr Schmerz als Freude. Für einen Menschen Gefühle zu entwickeln, bedeutet auch immer verwundbar für diesen zu sein.“ Ich musste an meine Mutter denken und daran, dass ich sie noch immer vermisste und dieser dumpfe Schmerz in meiner Brust wohl nie ganz weichen würde.
Hanna sah mich lange von der Seite an, nachdem wir an den 5. Klässlern vorbei waren.
„Ok.“, sagte sie schließlich nur. „Wenn du mal jemanden zum reden willst, ich bin ein Mädchen und kann zuhören.“
„Ich weiß. Dafür danke ich dir auch. Aber momentan gibt es nicht, worüber ich gerade reden will.“
Hanna nickte nur.
„Obwohl eine Sache gäbe es. Was läuft da zwischen dir und Steven?“, fragte ich jetzt neugierig.
„Naja da läuft schon was. Man kann es nur noch nicht wirklich definieren.“ Sie grinste breit und ich knuffte sie in die Seite.
„Das ist toll, wenn du dich freust, dann tue ich das auch.“
Hanna hakte sich grinsend bei mir ein und wir schlenderten Richtung Englischkurs. Es klingelte, aber trotzdem schafften wir es noch vor dem Lehrer in den Klassenraum.


Zu Hause war ich ein unruhiges Nervenbündel. Nachdem ich für meinen Vater, bevor er zur Nachtschicht aufbrach, Lasagne gekocht habe (komischerweise Davids Lieblingsessen) habe ich das Geschirr abgewaschen und die Gabeln extra gründlich poliert. Dennoch war ich aufgekratzt. Zum Aufgaben lösen für die Schule war ich viel zu nervös und mein Zimmer hatte ich bereits in Ordnung gebracht. Ich wusste nichts mit mir anzufangen. Ich schnappte meinen Stapel „Edgar Freecards“ und begann damit meine Zimmertür zu bekleben. Ich liebte diese kleinen Karten, die man kostenlos in jeder Disco, jeder Tanzschule und jedem kleinen Cafe ergattern konnte. Die Sprüche zauberten immer ein Lächeln auf mein Gesicht und dieses routinierte Bekleben machte mich etwas ruhiger und ich fing an mich zu fragen, warum ich so unruhig war. Ich wusste, wenn mir David egal wäre, wäre ich mit Sicherheit nicht so nervös. Gedanken wie diese machten mich nur noch unruhiger.
Ich seufzte.
Als ich gerade einen Streifen Tesafilm über das Messer zog, um es abzutrennen, klingelte es.
Ich zuckte zusammen, als wäre mir nicht bewusst, dass sich heute Besuch angekündigt hatte.
Dummerweise trennte ich durch den Schreck nicht nur Tesafilm, sondern auch ein Stück meiner Haut mit dem Finger ab und es fing sofort an zu bluten.
„Scheiße!“, stöhnte ich und rannte die Treppe runter Richtung Küche, holte mir ein Geschirrtuch um es dann um meinen Finger zu wickeln.
Es klingelte ein weiteres Mal.
„Ich komme.“, brüllte ich.
Dann lief ich zur Tür und zog sie mit der linken Hand auf, etwas ungelenkig.
„Hey.“, David grinste über beide Ohren, als er mich sah, um dann kurz danach die Stirn wieder kraus zu ziehen.
„Danny, was hast du gemacht?“ Er kannte mich zu lange, um die Zeichen nicht zu erkennen.
„Ach, frag nicht. Hast du Hunger? Ich hab noch nen Rest Lasagne da.“
„Also für deine Lasagne bin ich immer zu haben.“
Wir schlenderten Richtung Küche und ich schnappte mir erst mal ein Pflaster aus unserem Apothekenschränkchen in der Speisekammer. Als ich wieder in die Küche kam, hatte sich David schon einen Teller geschnappt und die Lasagne aus dem Backofen geholt.
„Ok, bedien dich.“, sagte ich gelassen und setzte mich ihm gegenüber.
„Sorry, Macht der Gewohnheit. Hier sieht es wieder aus wie früher.“
„Nein schon ok, aber damit bist du zum Teil selbstständiger als mein Vater und damit hatte ich nicht gerechnet.“ Ich lachte.
Er begann zu Essen und ein Moment der Stille entstand, während wir uns ansahen.
Es gab so vieles was ich ihn fragen wollte. Einen Moment überlegte ich, ob ich es nicht einfach tun sollte, schließlich waren wir mal die besten Freunde, aber dann wusste ich nicht, wie ich das ganze anfangen sollte.
„Na, was grübelst du so?“, ich schaute ihn lange an. Dann nahm ich allen Mut zusammen.
„Ich glaube mir hat jemand am Samstag etwas ins Glas getan.“
David hörte prompt auf zu essen und schaute mich an.
„Was?“, er sprach leise, aber ich merkte an seiner Stimme, dass das große Entsetzen nur gespielt war.
„Und ich glaube auch, dass du weißt wer es war.“, gab ich leise hinzu und sah ihn herausfordernd an.
Ich konnte mich nicht in jemanden verlieben, der mich von Anfang an belog. Also musste ich erst wissen, was am Samstag passiert ist, um dann zu entscheiden, ob ich ihm vollkommen vertrauen konnte.
„Wieso glaubst du das?“, fragte David dann. Gegenfrage. Nicht gut.
„Ich war beim Arzt, der meinte, ich habe bestimmt Drogen im Blut gehabt, nur konnte man das leider nicht mehr nachweisen, weil es zu lange her ist.“ Gelogen.
„Du warst beim Arzt?“, fragte er erstaunt.
„Mir ging es das ganze Wochenende schlecht. Ich dachte schon, ich hätte mir was eingefangen.“ Gelogen. Langsam wurde ich besser im Lügen.
Er seufzte tief.
„Jaa, jemand hat dir wohl was ins Glas getan. Das war mir am Samstag auch sofort in den Sinn gekommen, als du am tanzen warst. Aber ich weiß nicht, wer es war. Das schwöre ich.“
„Aber du weißt, von wem der unerwünschte Zusatzinhalt meines Glases kam?“
„Ja.“
„Du wirst es mir aber nicht sagen?!“, sagte ich etwas lauter.
„Ich kann nicht. Hör mal Danny, ich mag dich wirklich sehr gerne, aber… ich kriege wirklich Ärger, wenn ich zum Maulwurf werde und vor allem will ich dich da nicht mit reinziehen. Glaub mir einfach, dass ich mit der Person gesprochen habe, dass derjenige so eine Scheiße nie wieder abzieht. Keiner soll etwas in den Drink bekommen, der das nicht selber möchte.“
Ich sah an die Decke und überlegte. Er war vollkommen ehrlich und das fand ich super. Keine Lügen.
Er nahm meine Hand in seine.
„Bitte, Danny, hass mich nicht. Ich sage dir das, damit du dir keine Sorgen machen musst. Ich kümmere mich darum und dir passiert nichts mehr. Du musst sogar nie wieder mit auf eine dieser Partys gehen, wenn du nicht möchtest, aber zwing mich nicht zu sagen, wer so Assi war. Ich heiße das überhaupt nicht gut, aber ich bin kein Verräter.“ Langsam strich er mir mit dem Daumen über die Hand. Ich sah lange auf unsere Hände und überlegte, ob ich ihm glauben konnte.
„Hast du schon mal…“, fragte ich vorsichtig.
„Nein! Keine Drogen… nie. Ganz ehrlich? Mir ist mein Führerschein viel zu wichtig für so ne Scheiße.“
Ich sah weiter auf unsere Hände und nickte, dann sah ich ihn an und in seinen Augen schimmerte ein wenig der Schmerz, dass ich ihn nicht verzeihen würde.
„Ok. Ich glaube dir und durch unsere Freundschaft hast du einige Bonuspunkte, die du damit ausgleichen kannst, aber tu bitte das nächste Mal nicht so, als wäre ich eine totale Säuferin. Das ist nicht lustig und das weißt du auch.“
Er nickte und grinste dann breit. „Heißt das du verzeihst mir?“, sein Grinsen erreichte jetzt auch seine Augen.
Ich seufzte. „Iss deine Lasagne.“, sagte ich nur.
Er grinste immer noch, als er meine Hand frei gab und sich den nächsten Happen Lasagne in den Mund schob.
„Was machen wir jetzt eigentlich?“, fragte David nachdem er seine Portion verputzt hatte.
„Keine Ahnung, du kamst doch unangemeldet hier rein geschneit.“
„Naja unangemeldet, ich hatte dich heute vorgewarnt.“ Er zwinkerte.
„Wann bist du eigentlich son Casanova geworden, hmm?“ Er hörte auf zu Grinsen und ich begann zu lachen.
„Los komm, ich mach ein bisschen Musik an und wir hauen uns aufs Sofa. Vielleicht fällt uns dann mehr ein.“, grinste ich.

In meinem Zimmer schaltete ich dann meine Stereoanlage ein und ließ den USB-Stick mit meiner Lieblingsmusik abspielen. Die Bands waren keine, die oft im Radio kamen.
Ich fletzte mich aufs Sofa, während David durch mein Zimmer schritt und sich meine Postkarten und Fotos ansah. Er blieb an einem Foto von mir und meiner Mum hängen, da waren wir auf einem Open Air Konzert und wir beide sind am Lachen und die Sonne strahlt im Hintergrund. Es war ein perfekter Moment. Damals glaubte ich noch, dass alles wieder gut wird und sie ihre Therapie gemeistert hat.
„Mein Dad hat das Bild gemacht.“, sagte ich nur und grinste. Es war ein echt schöner Tag gewesen.
Auf einem anderen sieht man Fiona, Yvonne und mich auf einer Party. Es war in den Sommerferien letztes Jahr. Ich war für eine Woche hier gewesen, um Fiona mal wieder zu sehen und etwas Spaß zu haben. Zu dem Zeitpunkt war ich bereits 7 Monate mit meiner Mutter in der Entzugsklinik und die Therapeuten sagten mir in der Woche davor, dass meine Mutter auf dem guten Weg der Besserung wäre.
„Ich dachte du besitzt keine hohen Schuhe? Wo war das?“
„Haha. Das waren nicht meine Schuhe, sondern Fionas, ich war eine Woche hier letztes Jahr und hab sie besucht. Das war im Filmriss.“, sagte ich lässig.
„Du warst hier? Eine ganze Woche?“, David drehte sich zu mir um.
„Naja, ja ich hab eine Auszeit genommen von der Klinik, den Leuten. Meiner Mum schien es besser zu gehen… und“
„Warum hast du mich nicht besucht? Oder dich bei mir gemeldet?“, er kam in großen Schritten zu mir und setzte sich neben mich.
„Ich wollte es zuerst machen. Aber ich hatte dann Angst. Keine Ahnung. Ich dachte einfach…“
„Ich hätte dich gerne gesehen. Was ist mit uns passiert? Wir waren doch mal beste Freunde? Du hast mit mir Rülps- Wettbewerbe gemacht."
„Ey, alter, dass du da immer noch drauf rumreitest.“ Ich lachte, dann wurde ich wieder ernst.
„Ich denke das Leben ist uns passiert. Das kommt vor.“, ich lächelte matt.
„Das Leben ist doch scheiße.“ Er griff nach meiner Haarsträhne und wickelte sie um seinen Finger.
„Ohne dich, wäre ich jetzt nie so selbstbewusst, wie ich jetzt bin. Ich wäre wohl kein Casanova.“ Er grinste und betrachtete seinen Finger mit meiner Haarsträhne um seinen Finger.
„Du bist kein Casanova. Du benimmst dich nur manchmal so.“
„Ach nein?“
Ich schüttelte den Kopf und grinste.
„Du hast mir gefehlt. Deine sarkastischen Sprüche, deine ehrliche Art, deine superschönen blauen Augen…“ Ich boxte ihn.
„Schleimer.“ David boxte mich sanft in die Seite und nahm mich dann in den Arm und legte sein Kinn auf meinen Kopf. Erst drückten wir uns wie früher als Kinder. Wie man seinen Papa drückt oder eben seinen besten Freund.
Dann aber hielt er mich irgendwann nur noch sachte im Arm und ich traute mich nicht mich aus der Umarmung zu befreien, weil es sich einfach schön anfühlte. Warm und geborgen.
Unsere Wangen berührten sich. Seine Atmung traf meinen Hals. Es gab keine Stelle an meinem Körper, die nicht mit Gänsehaut überzogen war.
Langsam strich seine Wange meine entlang, fuhr über meinen Wangenknochen, der ihn zu meinem Mund leiten würde. Mein Herz schlug schnell, viel zu schnell. Leicht öffnete ich die Lippen und schloss die Augen. David neigte den Kopf, strich über meinen Mundwinkel. Meine Atmung wurde zittrig. Und dann spürte ich seine Lippen, die ganz behutsam meine berührten.