Warum eigentlich Gedankenflöhe?

Jeder kennt das: Man sitzt im Zug alleine und hört Musik, man sitzt bei der Arbeit oder in der Schule und schaut in den Himmel aus dem Fenster, man ist mit Freunden im Auto unterwegs und zwischendurch gibt es immer wieder die Minuten der Stille und man sieht auf die Straßen, wie die Laternen an einem vorbeisausen.
In diesen Momenten und in noch ganz vielen mehr lasse ich meine Gedanken kreisen. Sie Hut, Stock und Gesangbuch schnappen und auf Wanderschaft gehen. Dabei kann der Weg ganz unterschiedlich sein. Er kann echt sein, ein realler Weg den man im Leben gegangen ist und den man das ein oder andere Mal wieder abgeht. Mal bereut man die Wahl des Weges, mal ist man froh, sich für diesen Weg entschieden zu haben. Es kann aber auch genauso gut eine Reise in eine Ferne Zukunft sein. Da wo alles gut wird. Den am Ende wird ja bekanntlich alles gut. Wünsche und Träume werden wahr, so sagt es zumindest jedes Kindermärchen.
Was aber letzendlich das beste an diesen Gedanken ist, dass sie wie ein kleiner Floh von einem Weg zum anderen hüpfen. Wahllos so scheint es manchmal sich Dinge, Ereignisse und Vergangenheit oder Zukunft rauspickt.
Wenn ich also im Zug sitze und nach draußen auf die Welt blicke und still darauf warte an meinem Ziel anzukommen, ist der kleine Floh bereits in meinem Kopf unterwegs und bewegt sich durch meine Gedankenwelt.
Mein Blog beschäftigt sich mit diesen Flöhen. Gedanken, die mir immer wieder in den Sinn kommen, die mich beschäftigen oder auch einfach mal Dinge, die gesagt werden müssten.
Dabei müsst Ihr nicht immer meiner Meinung sein, wenn Ihr versucht meinen Gedankengängen zu folgen. Bildet euch selber Gedankenflöhe zu meinen Themen, lasst meine Gedanken in eure Gedanken und diese Flöhe für euch auf Reise gehen. Denn das ist das schöne in dieser kleinen Welt in unserem Kopf, wir können machen was wir wollen.
Jetzt viel Spaß beim Lesen und wer einen Rechtschreibfehler findet, darf ihn behalten.

Freitag, 26. Dezember 2014

Verspätete Weihnachtspost

Hallihallo Ihr Lieben,

ich wünsche euch allen nachträglich schonmal ein fröhliche Weihnachten und falls ich es wieder vergesse: ein frohes neues Jahr 2015.
Und da es schon lange in meinem Freundeskreis Tradition ist sich lustige Videos von Elf yourself und andere lustige Kurzfilmchen zu schicken, möchte ich euch das lustigste von diesem Jahr nicht vorenthalten.
Es geht um einen kleinen Tannenbaum... der Rest spricht für sich selbst :D
 
Gemein oder? Ich musste erstmal 2 Minuten beherzt lachen, weil dieser kleine Tannenbaum es echt faustdick hinter den Ohren hat. So viel zum Thema: Beurteile das Buch nicht nach seinem Äußeren.
Ich fands einfach lustig und ich denke jeder kennt solche Menschen, die einfach nur hinterf***ig sind. Jeden um den Finger wickeln, aber alles nur für sich selbst tun. 
Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht!
So aber es ist, viel mehr war, ja Weihnachten, das heißt genießt die Zeit mit euren Liebsten und ich hoffe das schenken hat euch mehr Spaß gemacht, als das beschenkt werden.
Ich liebe es, wenn man genau das gefunden hat, worüber derjenige sich freut und es dann aufmacht.
Das Strahlen in den Augen das leichte Lächeln, um die Mundwinkel...
Ist immer viel schöner als ein neues Armband oder eine Wii (Meine Geschenke dieses Jahr :P)
Naja falls ich wieder vergesse euch weiter zu berichten:
Frohes neues jahr 2015 schon einmal von mir!

Eure Saphirblau 

Mittwoch, 10. Dezember 2014

Teil 10: Auf anderen Wegen



Hallihallo Ihr Lieben,

ohne großer Worte, denn ich will ins Bett :D
Ein neuer Teil meiner Kurzgeschichte. Viel Spaß beim Lesen.
Genießt den dritten Advent, Kekse, Glühwein und Schmalzkuchen ;)

Eure Saphirblau

Der Gedanke ließ mich beim Anziehen und Haare föhnen nicht ganz los. Aber ich versuchte, es erst mal aus meinen Gedanken zu verscheuchen. Ich wollte David gerne fragen, kannte mich aber gut genug um zu wissen, dass ich vor ihm letztendlich den Mut verlieren würde.
Ich brauchte einen Plan.
Ich schloss die Tür auf und hörte beim Rausgehen David mit seiner Mutter lachen. Ich lächelte, ging in den Flur und lehnte mich an den Türrahmen zur Küche. Ich musste mir das Lachen verkneifen. Anne, Davids Mutter hatte wohl den Kochlöffel in den Topf mit der Soße fallen lassen, wodurch ein paar Spritzer von der Soße in ihrem und Davids Gesicht gelandet waren. Aber das schien sie beide nicht zu stören, denn sie lachten sich bloß schlapp. Ich rührte mich nicht und betrachtete nur, wie die beiden miteinander lachten. Doch irgendwann entdeckte mich Davids Mutter.
„Danny! Wie schön dich endlich mal wieder zu sehen. Entschuldige das Chaos hier.“ Sie wischte sich Tränen aus den Augenwinkeln und kam auf mich zu, um mich kurz in den Arm zu nehmen.
„Kein Problem, Frau Bergmann. Ich bin ja schließlich irgendwie mit dem Chaos groß geworden.“
Ich grinste und betrachtete ihr bekleckertes Gesicht. Sie sah hübsch aus. Sie hatte lange blonde Haare, die zu einem Pferdeschwanz geflochten waren. Dunkelgrüne Augen und kleine Fältchen, um die Mundwinkel. Sie sah so fröhlich aus, wenn ich an damals denke, im Gegensatz zu der Zeit, in der sie noch mit Herrn Bergmann zusammen war, ist sie lockerer und entspannter geworden und das machte mich glücklich.
„Ach, was soll diese Förmlichkeit, nenn mich Anne“, grinste sie.
„Ok, Anne.“, ich grinste ebenfalls.
„So jetzt machen wir mal diese Sauerei weg.“, sie ging zur Spüle und organisierte einen Lappen.
David kam rüber und piekte mich in die Seite. Ich schaute ihn fragend an.
„Alles okay?“, fragte er.
„Ja klar, was soll sein.“ Ich lächelte ihn an und wischte mit dem Finger etwas Soße auf.
„Du siehst ja lecker aus.“, ich lachte und leckte die Soße vom Finger.
„Ach, du aber auch. Heißes Shirt.“ Ich wurde knallrot und streckte ihm instinktiv die Zunge raus. Ich trug ja schließlich SEIN Madsen- Shirt.
Er bekam so ein verschmitztes Lächeln und hatte dabei so einen intensiven Blick. Ich wich seinem Blick aus. Und zwang meine Gedanken auf Lena zu lenken, seine Freundin.
„Ok, brauchst du noch Hilfe, Anne?“, ich drehte mich zu ihr.
„Nein, soweit ist alles fertig, ihr könnt euch gern schon setzen.“
Das taten wir dann auch. Es gab Rinderrouladen mit Kartoffeln und es war unglaublich köstlich. Ich hatte ganz vergessen, wie toll Anne kochen konnte. Herr Bergmann hatte damals darauf bestanden, dass sie ein Kochkurs besuchte, damit sie ihn nicht vor Freunden und Arbeitskollegen nicht blamieren konnte. Tja, der Typ war halt ein unverbesserlicher Idiot.
Wir redeten die ganze Zeit beim Essen. Ein Tatbestand, den es damals, wenn ich mal beim Essen dabei seien durfte, auch selten gab. Es war richtig schön. Ich mochte Anne immer noch gerne. Sie war jetzt richtig entspannt seit der Scheidung.
„Danny?“, Anne holte mich aus meinen Gedanken. „Das mit deiner Mutter tut mir übrigens sehr leid.“ Ich nickte bloß. Ich konnte nichts sagen.
„Hat die Polizei eigentlich rausgefunden, wohin sie untergetaucht ist?“, fragte sie freundlich.
„Nein, sie gilt offiziell als vermisst. Ich denke auch nicht das sie wieder kommt.“
Jetzt war Anne, diejenige die nur nickte und jetzt war ich aber auch neugierig und mutig genug.
„Seit wann sind sie eigentlich von Herrn Bergmann getrennt?“
Sie lächelte. „Seit dem 1. Mai 2010. Nächstes Jahr schmeiße ich ne Party, du bist sehr gerne eingeladen, meine Liebe.“ Sie lachte.
Ich grinste. „Ok, abgemacht.“
„Weißt du, der Kerl war ein reiner Kontrollfreak. Schon immer. Das werdet ihr Kinder ja auch mitbekommen haben. Wenn man etwas falsch gemacht hat, hat er richtig cholerische Anfälle bekommen. Er hat mich nie geschlagen, das muss ich ihm zu Gute halten, aber als er mich einmal gegen die Tür geschubst hatte, weil ich Rotwein auf dem Teppich verschüttet hatte und mit ansehen musste wie David ihn eine reinhaut, war für mich der Augenblick da, wo mir klar wurde, dass ich einen Schlussstrich ziehen musste. Und wie du siehst, 4 Jahre später, geht es mir super.
Hab ihn vor die Tür gesetzt, mir einen neuen Job gesucht, mich finanziell etwas eingeschränkt und mir ging es nie besser.“ Ich lächelte.
„Sehr gut.“ Ich klatschte Beifall. Sie hatte unglaubliches Selbstbewusstsein bekommen.
„Ja und jetzt hol ich den Nachtisch, obwohl ihr beide ja schon süß genug seid.“
Wir grölten und verneinten das vehement, aber Anne lachte nur und ging in Richtung Speisekammer.
Ich schaute ihr hinterher. „Ich finde es toll wie glücklich sie ist. Das ist einfach toll.“
„Ich glaub, sie mag dich.“ Ich schaute ihn an und da war kein Sarkasmus in seinem Gesicht.
„Naja, wie kann man mich auch nicht mögen, ich zieh mich nicht gerade nuttig an und ich bin langweilig. Also der absolute Elternliebling.“ Ich lachte, sah ihn dabei aber nicht an.
„Du bist nicht langweilig.“ Er nahm meine Hand zwischen seine. Mein Atem ging schneller und ich schaute ihn an. Dann zog ich die Hand weg.
„Okay, Casanova, ich glaub Lena wäre von so einer Situation nicht begeistert.“ Ich zwinkerte ihm zu, um meine Aussage etwas aufzuhellen, aber dennoch stöhnte er, zog seine Hand aber ebenfalls weg.
„Hör zu, Danny, das mit Lena…“
„Soo ihr Lieben, da bin ich wieder.“, trällerte Anne fröhlich dazwischen. David verstummte. Und ich wischte alle Gedanken weg. Das Hirngespenst aus meiner morgendlichen Dusche ging mir nicht ganz aus dem Kopf, ich musste erst meinen Plan entwickeln, bevor ich David gegenüber irgendwelche Gefühle zeige.
„Vanilleeis mit Schokosoße. Danny möchtest du auch Sahne?“ ich atmete aus.
„Ja, ein bisschen.“, sagte ich dann zu Anne gewandt.
„Ähm Leute, ich setz aus, ich geh schnell duschen, damit ich Danny gleich nach Hause fahren kann, bevor ihr Vater noch unruhig wird.“ Er zwinkerte mir zu.
„Oookay, du hast Glück, dass ich ne coole Mum bin, sonst würde ich jetzt fragen, ob du Danny hierher entführt hast.“, fragte Anne ihren Sohn misstrauisch.
„Jaap, aber du bist ja ne coole Mum.“ Er stand auf, gab ihr nen Kuss und ging zurück in sein Zimmer.
Anne schüttelte den Kopf und stellte mich und sich eine Schüssel Eis auf den Tisch.
„Soo ein schlimmer Jung.“ Sie lachte leise und es war irgendwie ansteckend.
Dann schob ich mir einen Löffel Eis in den Mund, es schmeckte köstlich. Eine Woche hier wohnen und David müsste mich zur Schule rollen.
„Du weißt, dass David dich ziemlich gern hat? Ach, eigentlich hat er dich immer gern gehabt.“
„Ja, ich mag ihn auch. Er ist der beste beste Freund, den man haben kann.“ Ich lächelte.
„Nein, das meinte ich nicht. Er ist glaube ein klein bisschen verknallt in dich.“
Anne erinnert mich ein bisschen an die Mum aus dem Film Einfach zu haben.
„Nee, das glaub ich nicht. Er ist so gut wie vergeben, aber Psst das haben sie nicht von mir.“, flüsterte ich ihr zu. Wenn sie so direkt zu mir war, konnte ich das auch sein. Schließlich habe ich schon als Teenager mich immer gut mit ihr verstanden gehabt. Ich schob mir einen weiteren Löffel Eis in den Mund. Hmm, das war echt köstlich.
„Ach, meinst du die Lena? Gott, bewahre, das er wirklich was Ernstes mit ihr anfängt.“
Ich verschluckte mich an meinem Löffel und hustete erst einmal. Gott, das mit dem Essen und trinken musste ich mal besser üben. Anne lachte etwas, nachdem ich wieder Luft bekam.
„Was? Woher..“
Anne winkte ab. „Die hat er mir doch schon vorgestellt, die war schon ein paarmal hier. Hat nur ein paar Worte mit mir gewechselt und sind dann in sein Zimmer zum DVDs schauen gegangen.“ Das Wort DVD belegte sie mit Gänsefüßchen und ich wusste sofort was sie meinte.
„Okay, wenn das so ist. Warum glauben sie dann, er hätte Interesse an mir?“
„Ich bin seine Mutter, sowas merke ich einfach.“ Sie lächelte.
Manchmal vergaß ich, dass Anne eine Mutter war. So locker und entspannt, war sie damals auch schon gewesen, in den Tagen, wo Davids Vater auf Geschäftsreise war.
Manchmal vergaß ich, dass sie erst 36 Jahre alt war und dass sie für eine Mutter von einem erwachsenen Jungen, noch sehr jung war.
„Warum mögen Sie Lena nicht?“, fragte ich ablenkend.
„Ach, sie ist ein sehr hübsches, höfliches und freundliches Mädchen, aber sie passt nicht zu David. Ich wurde einfach nicht richtig warm mit ihr und ich hatte das Gefühl, Lena ist nur eine Art Trostpreis. Das David nicht so richtig verliebt in sie ist, aber was soll ich als Mutter sagen, er ist ein Kerl und sie hat bestimmt ihre Vorzüge.“ Dabei grinste Anne frech. Aha von ihr hatte David das freche Grinsen.
Ich zuckte nur die Schulter. Ich mochte nicht groß darüber nachdenken. Mein Leben war zurzeit voll mit genug Fragen und Müll. Wir löffelten ein paar Minuten leise unser Eis bis die Schüsseln leer waren.
„Und was ist mit dir?“, ich schob die Schüssel zur Seite.
„Was soll mit mir sein?“, fragte ich, obwohl ich genau wusste, was sie wollte. Ich wollte nur Zeit schinden.
„Naja, magst du David auch? Also mehr als nur Freundschaft.“
„Das ist kompliziert.“, antwortete ich bloß.
„Ist es das nicht immer? Aber aus kompliziert, kann auch schön werden.“
Ich stöhnte leise. „Vielleicht.“
„Bist du fertig?“, David kam in die Küche und rubbelte mit einem Handtuch sich die Haare trocken.
„Jap bin ich.“ Ich stand auf und Anne ebenfalls um mich nochmal kurz zu drücken.
„Danke für das super leckere Essen und das ich hier übernachten durfte.“
„Kein Problem, du bist hier immer willkommen, meine Liebe.“ Ich lächelte.


Am Montag auf dem Weg zur Schule hatte ich immer noch keinen Plan.
Ich steig aus meinem Opel Corsa und machte mich auf den Weg zur Aula. Ich war viel zu früh dran, aber ich konnte nicht gut schlafen und wenn ich eher da bin, konnte David mir auch keine komischen Fragen stellen.
Gestern im Auto hatte er mich gefragt, ob ich Freitag mit ihm ins Kino gehen würde, als Freunde. Ich sagte zu, ich wollte auch nicht unlocker sein. Vielleicht stellte ich mich auch an.
Ich war schließlich eine Frau. Wir interpretieren in alles und jeden immer viel zu viel rein und vielleicht war das jetzt auch der Fall. Doch nach dem Gespräch war ich gänzlich verwirrt.
Ein Teil von mir freute sich auch darauf meinen besten Freund wieder zu bekommen. Ein Teil von mir hatte die Witze und die Unterhaltungen mit ihm vermisst.
Ach zum Teufel. Ich sperrte meine Hormone wieder in Ihren Käfig und dachte weiter nach.
Gestern Abend hatte ich mir mit einer Spritze aus unserem Medizinschrank Blut abgenommen. Das war gar nicht so einfach. Ich habe zwar meinen Cousin schon ein paar Mal dabei beobachtet, wie er sich Insulin spritzen musste, aber da musste was rein in den Körper, ich wollte was raus haben.
Mit einem Gürtel hatte ich mir den Arm abgeklemmt und dann nach gefüllten Stunden eine Ader gefunden. Jeder Junkie hätte mich ausgelacht und jede Krankenschwester hätte mich geohrfeigt.
Das gehörte auch definitiv zu den Top Ten, der dümmsten Aktionen meines Lebens.
Aber ich wollte gerne einen Beweis haben. Mein Körper würde nach und nach alles Mögliche abbauen und deshalb brauchte ich einen Beweis. Ich hatte die kleine Spritze mit meinem Blut in meinem Nachtschrank verstaut und überlegte fieberhaft, wie ich einen Arzt erklären sollte, dass er es auf Drogen prüfen sollte. Nein, ich musste aufhören Sherlock Holmes zu spielen.
Das würde niemals gut gehen. Das war mir auch schon gestern Abend bewusst, aber ich wollte nicht untätig rumsitzen und was anderes viel mir nicht ein. Als ich an der Cafeteria vorbeikam, setzte ich mich auf eins der Sofas in einer der Sitzecken. Puuuh. Ich brauchte dringend einen Kaffee.
Aber die Cafeteria hatte gerade erst die Rollladen hochgemacht, das dauert wohl noch.
Meinem Vater hatte ich gesagt, dass ich noch für einen Test lernen müsste. Er schaute zwar stirnrunzelnd, dachte sich wohl, aber dass ich im Abschlussjahr wohl mal Gas geben wollte.
Also seufzte ich und holte meine Mathe Notizen raus. Am Wochenende hatte ich keine große Lust gehabt, die Aufgaben die wir zu Hause machen sollten nachzurechnen, also tat ich es jetzt. Das war auch eine gute Ablenkung von meinen irren Gedanken, die sich immerzu im Kreis drehten…

Als ich gerade an der letzten Aufgabe knobelte, hörte ich Stimmen im Flur. Doch ich ignorierte sie gleich wieder. Immerhin waren wir hier in einer Schule. Ich kratzte mich am Kopf und versuchte mich wieder auf die Aufgabe zu konzentrieren. Doch es ging nicht, ein Teil von mir wollte zuhören.
„Hör mir doch zu!“, das war David gewesen.
Was macht er jetzt schon hier? Bin ich nirgend mehr sicher.
Scheiße, mein Ding ist weglaufen und selbst darin bin ich irgendwie schlecht.
Ich seufzte und schob Block und Buch in meine Tasche zurück und versuchte noch 2 Minuten die Augen zu zumachen.
„Versteh doch, dass das alles irgendwie verändert hat.“ Wieder David.
Er stritt anscheinend mit jemandem.
„Ich muss hier gar nichts verstehen, sondern du musst verstehen, dass du einen Fehler machst!“ Lena.
Ich stöhnte. Ich wollte das alles gar nicht hören. Ich wollte nicht hier sein, sondern in meinem Bett, wo ich eigentlich hingehörte. Das war die Strafe für frühes Aufstehen.
Ich stand auf. Hier zu sitzen und zuzuhören, machte mich innerlich unruhig am besten ich geh zum Kaffeeautomaten auf der anderen Seite der Schule.
Der Kaffee war zwar nicht lecker, aber immerhin gab es da jetzt schon welchen.
Als ich aus der Cafeteria um die Ecke bog hielt ich inne und ging wieder um die Ecke zurück.
Natürlich! Natürlich standen sie vor dem Toiletten genau auf dem Flur, sodass ich dran vorbei musste, wenn ich zum Nebengebäude zurück wollte.
Scheiße, wann bin ich in diese komische Dreiecksbeziehung geraten?
„Lena, es tut mir leid. Aber ich will ehrlich zu dir sein, nur deswegen sag ich dir das. Nicht um dir weh zu tun. Das habe ich nie gewollt. Aber ich kann es nicht ändern.“
„Lügner! Natürlich hättest du es ändern können! Warum hast du sie geküsst?“
Mein Magen zog sich krampfhaft zusammen. Doch ich hörte weiter zu.
„Das war nicht geplant. Es tut mir auch leid. Aber es ist nun mal passiert, deswegen wollte ich es dir gleich sagen. Ich will kein Scheißkerl sein.“
„Zu spät.“, Lena schniefte. Ich schluckte.
„Lena, bitte, ich sag ja nicht, dass ich mich gleich trennen möchte, aber ich brauch eine Pause, um erst mal alles zu verarbeiten. Sie war halt plötzlich da und jetzt muss ich damit klarkommen.“
„Das sind doch alles Ausreden. Weißt du was, du kriegst deine Pause, dann wirst du erkennen, was du an mir hast, denn wir sind ein gutes Team und ich glaube an uns. Egal was du bei diesem lächerlichen Kuss mit Daniela empfunden haben solltest, das war eine Fata Morgana und das wirst du bald erkennen und dann David, dann wirst du noch wünschen, du hättest mich nicht aufgegeben. Denn lange werde ich nicht auf dich und deine Entscheidung warten, dann bin ich weg und du kannst sehen, wo du bleibst. Arschloch!“
Ich hörte ihre Absätze auf dem Boden klackern. Sie ging in die Mädchentoilette.
„Lena…“, sagte David noch geknickt.
„Verpiss dich.“, sagte Lena nur noch und knallte die Toilettentür zu.
Ich zuckte zusammen und versuchte zu begreifen, was gesagt wurde.

Freitag, 21. November 2014

Vergessen

Hallihallo Ihr Lieben,

jaa ich schäme mich. Lügen haben schöne Beine :D
Nein, verzeiht mir, aber ich hatte etwas Stress zur zeit wegen dem bevorstehenden Abschluss.
Also keine leeren Versprechungen mehr, ich schreibe, wenn ich es schaffe.
Denn eins ist mir in den letzten Wochen klar geworden:
That´s my hobby, baby! ;)
Ich hab zwar hin- und wieder an meiner Kurzgeschichte weitergeschrieben, aber noch ist es etwas wenig zum veröffentlichen.

Ich wollte stattdessen einen anderen Gedankenfloh in die Welt setzen.
Kennt ihr den Film Für immer Liebe? Er kam letzten Sonntag im Fernsehen.
Nein? - Dann mal ne kurzes Intro für euch:
"Paige und Leo sind frisch verheiratet, noch jung und sehr verliebt. Die beiden befinden sich auf der Heimfahrt in ihrem Auto und albern herum. Leo bleibt auf der verschneiten Straße stehen, um Paige zu küssen. Plötzlich taucht ein Lastwagen hinter den beiden auf. Der LKW-Fahrer versucht noch zu bremsen, jedoch gelingt das auf der eisigen Fahrbahn nicht und das Fahrzeug erfasst sie mit voller Wucht.
Als Paige im Krankenhaus ihr Bewusstsein zurückerlangt, sitzt Leo bereits vor ihr. Er hat den Unfall unversehrt überstanden. Doch als Paige ihre Augen öffnet und den gutaussehenden jungen Mann vor sich sieht, hält sie ihn für ihren Arzt. Ihr Ehemann ist schockiert und gleichzeitig verzweifelt, doch Paige hat all ihre Erinnerungen nach der High-School verloren. Leo versucht ihr zu erklären, er sei ihr Ehemann und dass sie ihn doch liebt, doch Paige kann sich daran nicht erinnern."

Der Film ist so naja, ganz süß, sehr realistsisch dargestellt, nacherzählt von einer wahren Story und ein guter Film für den Sonntag, wenn man mal nix im Fernsehen kommt.
Er ist nicht schlecht, aber eben auch nicht so richtig gut.
Und - ACHTUNG SPOILER - man hofft irgendwie den ganzen Film über, dass sie mit ner Bratpfanne wieder einen vor die Birne bekommt und Zack, sie weiß alles wieder.
Aber das ist das reale Leben, sowas passiert leider nicht in der Wirklichkeit -SPOILER ENDE-

Aber was ich mich den ganzen Film über gefragt habe, während ich auf das im Spoiler benannte gewartet habe, war: Wie scheiße muss das sein, nichts mehr zu wissen?
Ich bin erst 20 Jahre alt, hab aber schon Erinnerungen, Wünsche und Hoffnungen, die ich nie vergessen möchte. Es ist erschreckend, dass das von einer auf die andere Sekunde plötzlich alles weg sein kann. Zack. Lampen aus.
Man lebt und hat komplett vergessen wer man ist. Alles was einen ausmacht, alle Gedanken und schönen Erinnerungen sind weg. Ausgelöscht und du bekommst sie nie wieder.
Wie meine Kamera, die mir im Sommerurlaub mit 500 Bildern von Strand und Festival geklaut wurde, nur eben schlimmer. Meine Kamera ist weg, aber ich weiß alles noch. Es ist im Gedächtnis verankert. Es ist irgendwie da. Nur nicht immer greifbar.
Wenn ich mir alte Erinnerungsstücke anschaue, freue ich mich jedes Mal und denke an die vielen schönen Dinge aus meiner Vergangenheit nach. Das ist auch etwas, was mich wieder aufbaut, wenn ich mal traurig bin. Denn zu sehen, was man schon alles geschafft hat und was man erlebt hat, stärkt mich und mein Selbstbewusstsein immer wieder.
Gedächtnisverlust ist wie blind werden, du verlierst etwas wichtiges, was du zum Leben brauchst.
Unfassbar und unvorstellbar für mich.

Also liebe Leute, denkt an eure Vergangenheit und denkt an eure schönen Zeiten, falls ihr sie nicht mehr auf eurer Festplatte habt, werden sie euch bestimmt fehlen, glaubt mir ;)

Zum Schluss hab ich mal wieder ein neuen Künstler entdeckt, denn vielleicht noch ein paar von euch aus der Popstar Staffel von 2009 kannte, sie hat 2013 bei Bosse als Support gespielt, da gefiel sie mir schon gut. Jetzt hab ich sie mal wieder entdeckt und ihre Musik gefällt mir immer noch gut.
Viel Spaß beim Reinhören.

Eure Saphirblau




Donnerstag, 23. Oktober 2014

Hörst du die Sirenen?

Hallihallo Ihr Lieben,
so ich hoffe euch gefällt der letzte Teil meiner Kurzgeschichte gefallen.
Heute möchte ich euch ein bisschen was über die letzten beiden Konzerte aus den letzten beiden Monaten erzählen.

Und zwar war ich ja, wie bereits angekündigt erst mal am 4. Oktober auf dem The Fray Konzert in Köln und das war seeehr cool. Ich hatte mit einer Freundin ein ganzes Wochenende dort verbracht und das Konzert war dann noch der krönende Abschluss.
Meine Bilder sind nicht so toll geworden, wie die der Presse, deshalb davon mal eins, da könnt ihr gut sehen, wie Isaac Slade schon etwas abgeht. Also er kann beides ruhige und gefühlvolle Lieder wie „How to save a life“ and "You found me" am Piano spielen, als auch mit pep Songs rausschmettern, wie "Heartbeat" oder "Love don´t die" ;)
(Bei Gelegenheit hänge ich euch dazu nochmal ein Selfmade Video an ;))

Dann war ich noch bei Madsen zum 10- jährigen Jubiläum, um auch mal mitzufeiern und es war wie immer bei Madsen HAMMER! Ich war am Ende des Abend von oben bis unten durchgeschwitzt, es wurde gedanct und gepoggt bis zum abwinken und ganz zum Schluss man mag es kaum glauben:
Habe ICH den Drumstick gefangen! :)
Das Mädel vor mir hatte das Gitarren Plektrum gefangen und atmete nach dem Konzert ruhig aus und sagte nur: "Ach jetzt kann ich glücklich sterben!"
Und genauso fühlte ich mich auch. Es war ein heißer, witziger und beeindruckender Abend mit der 10 Jahre alten Band aus dem Wendland und ich würde es jedes Mal wieder machen.
Vor allem habe ich jetzt noch ein Bonbon für euch. Madsen spielte ein neues Lied von ihrem noch nicht erschienenden sechsten Album. Titel: Sirenen! Ich hab es für euch mal mitgefilmt, damit ihr euch den neuen Song auch mal anschauen könnt ;) Viel Spaß damit. Ich hoffe, ihr mögt ihn auch wenn es durch den Bass leider ziemlich rauscht.
 
So erstmal tuts mir leid, dass ich das mitten im Song drehe, dass ist eigentlich ein Todesurteil und ich hasse das selbst, aber als Sebastian so nah vor einem stand, wusste ich nicht mehr, wie ich mein Handy halten sollte :D Und dann singen die Jungs am Anfang "Biduu biduu" wie die kleinen Minions ;) Seehr lustig. Die Jungs sollten "Biduu" singen und die Mädchen Feuerwehrsirenen. Am Ende war es so nervig, wie das Geräusch von dem Auto in "How i met your mother! :D
Ich hoffe ihr mögt den Song, ich finde ihn ziemlich gelungen und freue mich schon riesig auf das 6. Album und damit auf die nächste Tour :)

Eure Saphirblau

Sonntag, 19. Oktober 2014

Teil 9: Hirngespenster

Hallihallo Ihr Lieben,

habt ihr mich vermisst? Ich bin auch mal wieder da :)
Und ich hab einen neuen Teil von meiner Kurzgeschichte im Gepäck.
Was ist die letzten Wochen passiert? Tja, eine Menge und ich möchte das nach und nach auch mit euch aufarbeiten. Ich war die letzten Wochen viel unterwegs. Erst auf Fortbildung, dann in Köln auf dem The Fray Konzert, von dem ich euch bald mehr erzählen möchte. Ich habe viele Gedankenflöhe in ICEs (wenn sie denn fuhren :D) und in freien Minuten gehabt. Dinge, die ich über mich selbst und andere Menschen neu gelernt habe und auch davon möchte ich euch bald mehr erzählen, aber eins nach dem anderen würde jetzt meine Mutti sagen.
Ich hab die letzten Stunden an meiner Kurzgeschichte geschrieben. Weil ich A einen neuen Geistesblitz hatte und B nach 3 Wochen Funkstille mit etwas interessantem wieder ankommen wollte ;)
Also genießt den nächsten Teil. Ich versuche jetzt wieder regelmäßig zu schreiben und wünsche euch eine schöne Nacht, denn auch kleine Möchtegern Blogger müssen mal schlafen :D

Eure Saphirblau




Das leise Krachen einer Schüssel im Hintergrund ließ mich zusammenzucken.
Ich drehte mich um und merkte langsam, wie ich wach wurde.
Wie der Schlaf still meinen Körper frei gab und mein Bewusstsein wieder an die Oberfläche beförderte.
 Wie die Sonnenstrahlen sich einen Weg durch die zugezogenen Vorhänge auf mein Gesicht bahnten und dort ein Gefühl der Wärme hinterließen.
Ich drehte mich um, damit ich mich wieder in meine Traumwelt flüchten kann, dort wo Träume wahr werden und alles war wie früher.
Ich seufzte. Ich war leider schon zu wach, um dort wieder einzutauchen, wo ich zuletzt gewesen war. Außerdem ist mir aufgefallen, dass ich nicht in meinem Bett lag. Nicht in meinem Zimmer. Ich war nicht zu Hause. Eigentlich müsste ich jetzt wie wild hochspringen, aber ich fühlte mich unendlich schlapp, sodass ein abrupter Aufstieg keine Option für meinen Kopf war. Ich öffnete langsam müde die Augen und die Umgebung bestätigte meinen Verdacht. Es ist schon komisch, dass der Körper sowas sofort spürt, wenn er fremd ist.
Ich drehte mich wieder um und sah auf dem Boden David liegen. Oben ohne. Was war hier los?
Er lag zwar auf dem Boden und ich in seinem Bett, aber trotzdem zog ich kurz die Decke hoch und erblickte mich in meiner Hose und meinem Top, was ich unter die Bluse gezogen hatte.
Puh, sah noch alles aus wie gestern, also ist wohl nix passiert. Mein Kopf wummerte etwas, als ich mich leicht aufsetzte, um mir meine Umgebung näher anzusehen. Wir waren in Davids Zimmer keine Frage. Es sah hier noch fast genauso aus wie früher. Die Starwars Poster und die Lego Steine waren weg und sind einem großen Spiegel und einem Schreibtisch gewichen.
Das Bett war mittig platziert und somit konnte ich den gesamten Raum überblicken. Links der Schreibtisch, daneben seine Kommode. Rechts der schlafende David, dahinter eine Tür zu einem kleinen Badezimmer und rechts neben der Tür zum Flur einen kleinen Fernseher.
Das Zimmer war nicht besonders groß, aber irgendwie gemütlich.
Seine Mutter und er sind nach der Scheidung in dieses kleine Haus am Rande der Stadt gezogen, weil es günstiger war, als das alte. Sein Vater zog weg. Mit Versagern gab der sich nicht ab.
Ich rieb mir übers Gesicht und schaute wieder zu David, der selig schlief. Er sah müde aus. Dicke Augenringe zeichneten sich in seinem Gesicht ab und sein Haar war komplett verstrubbelt. Irgendwie sah er niedlich so aus. So ruhig und friedlich, wie er dort lag. Meine Augen wanderten zu seiner nackten Brust auf der sich kleine Muskeln abzeichneten und fragte mich, wie sie sich wohl anfühlen würden, wenn man mit den Fingern darüber fuhr. Ich wandte den Blick ab.
Himmelherrgott! Niedlich? Immerhin hat er eine Freundin.
Ich rieb mir wieder die Augen. Wie kam ich überhaupt hier her?
Ich überlegte, doch ich erinnerte mich nicht. Ich ließ mich langsam zurück in die Kissen sinken, die nach David rochen und überlegte weiter. Ich wusste noch, dass erst Hanna und dann Lena eine Runde Longdrinks an unsere kleine Ecke gebracht haben und ich hab sie widerwillig getrunken. Ich war nicht partout gegen Alkohol. Mit meinem Vater trank ich manchmal auch zusammen ein Glas Wein. Aber alles in Maßen und gestern war bloßes volllaufen lassen. 
Ich merkte den Alkohol. Ich weiß noch, wie schwindelig mir war. Und das ich zuerst unglaublich gute Laune hatte. Mich angeregt unterhalten habe und dann… Dann war alles schwarz.
Scheiße, hatte ich so viel getrunken, dass ich nichts mehr weiß? Das ist genau das, was ich nie im Leben tun wollte. Wie konnte es soweit kommen? Ich kannte die Antwort eigentlich schon und schaute wieder zum schlafenden David. Am liebsten hätte ich laut aufgestöhnt über mich selbst. Aber ich wollte David ja nicht wecken.
Eifersucht ist die Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft.
Suuper mir fallen immer die besten Songtextstellen in den passendsten Momenten ein.
Ich schaute einen Moment an die Decke und versuchte Puzzleteile von gestern zusammen zu setzten, als es wieder laut krachte und eine Frau fluchte. Bestimmt Davids Mutter. Sie war eine tollpatschige Frau, deswegen war kochen für sie immer eine Herausforderung. Aber dafür war sie hübsch, nett und die ehrlichste Person, die ich kannte. Ich mochte sie immer unglaublich gerne.
Ich hörte ein Rascheln auf dem Boden und dann sah ich wie David langsam in Boxershort aufstand und leise hinaus auf den Flur ging, um dann seine Mutter zu fragen, ob alles ok sei. Diese bejahte dies. Daraufhin kam er zurück ins Zimmer und ich war am überlegen, ob ich so tun sollte, als ob ich schlafen würde, aber dann empfand ich das als albern. Irgendwann müsste ich mich wohl letzter Nacht stellen. Egal, was ich getan habe, irgendwann werde ich es wohl erfahren.
Er kratzte sich am Kopf und sah mich an.
„Bist du wach?“, fragte er verwirrt.
„Wenn ich schlafen würde, könnte ich dir schlecht antworten, das ist dir schon klar.“, sagte ich belustigend. Damit hab ich ihn als wir Kinder waren immer aufgezogen. Dieses Haus war einfach ein riesengroßes Deja vu.
Er atmete geräuschvoll aus. „Wie geht es dir?“ Er kam zur Bettseite und setzte sich neben mich.
„Geht schon. Ich hab Kopfweh und mir ist etwas schlecht, aber nix was man mit Aspirin nicht aus der Welt zu schaffen wäre.“
Er sah mich an und erst jetzt sah ich wie kaputt er aussah. Als hätte er kaum geschlafen.
„Und dir? Du siehst ehrlich gesagt nicht besser aus, als ich mich fühle.“
„Ja geht so, du hast mich ziemlich wach gehalten gestern Nacht.“ Er wischte sich mit der Hand übers Gesicht und ich sah einen großen Schnitt auf der Innenseite der Hand.
„Was hab ich gemacht? Bring es mir lieber schonend bei.“, sagte ich leise.
David schaute mich an. „Du weißt nichts mehr?“, fragte er verblüfft.
Ich schüttelte den Kopf. Sein Blick verunsicherte mich noch mehr. Ich muss echt scheiße gebaut haben.
„Gar nichts?“, hakte er nach und hatte dabei einen intensiven Blick.
„Nein Mann, bitte was hab ich gemacht? Muss ich umziehen oder reicht ein Auslandsjahr?“
Er sah mich an und wirkte etwas zerknirscht.
„Nein, du warst nicht unmöglich. Etwas ungestüm und nicht ganz du selbst, aber nichts wildes, wovor du Angst haben musst.“
„Oookay.“ Ich zog das Wort in die Länge. „Woher hast du den Schnitt in der Handfläche?“
Er schaute auf seine Hand und seufzte.
„Ich hatte eine kleine Auseinandersetzung mit Tobias, der dann ne Bierflasche auf mich schlagen wollte.“ Er klang wütend und ballte die Hand zur Faust.
„Oookay.“, wiederholte ich wieder. „Wieso schlaf ich bei dir und nicht in meinem Bett? Ich meine dein Bett ist sehr bequem, aber dafür gibt es bestimmt einen Grund.“ Ich lächelte verlegen.
„Ich konnte dich nicht wirklich alleine lassen, du hast dich ab drei Uhr nur noch übergeben. Ich hatte schon Angst, du vertrocknest mir, weil du so viel… raus gelassen hast.“, sagte David vorsichtig.
„Oh mein Gott. Wie peinlich ist das denn? Scheeiße… Und du sagst, dass ich nicht das Land verlassen muss.“, Ich drückte die Hände auf meine Augen und versuchte mich zu erinnern, wie das passieren konnte, doch mir viel nichts mehr ein.
„Wie konnte das passieren?“, fragte ich unglücklich.
„Du hattest wohl zu viel getrunken.“, sagte David in einer komischen Stimmlage.
Ich nahm die Hände vom Gesicht und sah ihn an. Er spannte seinen Kiefer an und sah zum Fenster raus. Irgendein Gefühl tief in mir, sagte mir, dass er log oder dass er mir etwas verschwieg. Aber ich hatte nicht den Mut ihn darauf anzusprechen. Am Ende ist es eh egal. Ich war hier und hatte mich die ganze Nacht übergeben.
„Wo ist eigentlich meine grüne Bluse? Und deine Klamotten?“ Ich grinste.
Er sah mich wieder an und verzog das Gesicht. „Du hast erst dich selbst vollgekotzt und als ich dir die Bluse ausziehen wollte, hast du auch noch mich komplett vollgekotzt. Die Sachen sind jetzt in der Waschmaschine.“
Ich schaute ihn mit großen Augen an. Das war jetzt definitiv unter den Top Ten der peinlichen Momente. Manchmal war Gedächtnisverlust doch ganz gut.
„Du hast auf jeden Fall einen gut bei mir. Wie kann ich das je wieder gut machen?“, fragte ich und spürte wie ich knallrot anlief.
„Nein, das brauchst du gar nicht, du hast nicht wirklich was falsch gemacht.“
„Wie meinst du das?“ Ich legte meine Stirn in Falten. Er zögerte.
„Ich meine durch das Spiel und das die Mädels dich zu den Longdrinks genötigt haben, hattest du keine große Wahl gehabt.“
„Man hat immer eine Wahl.“, sagte ich entschieden und meine Gedanken schweiften zu meiner Mutter.
„Scheiße, mein Vater!“, fiel mir dann plötzlich ein und ich wollte aufstehen.
„Alles okay, es läuft alles nach Plan, Hanna hat ihn gestern Abend angerufen und gesagt, dass du bei ihr eingeschlafen wärst und das du heute Nachmittag dann wieder kommst.“ Er hielt mich an der Schulter fest.
„Plan?“, ich schaute ihn verwirrt an.
„Ja, als wir auf dem Dach waren, warst du erst aufgeweckt am tanzen gewesen, dann musstest du das erste Mal dich kurz übergeben und dann bist du zusammengeklappt wie bei einer Puppe, der man die Fäden durchgeschnitten hat.“, sagte er besorgt und rieb mir über die Schulter.
Tanzen? Ohnmacht? Kotzen? Mein Kopf wummerte bei der Fülle an Informationen.
„Was ist dann passiert?“
„Ich hab dich zum Auto getragen und wollte dich sofort ins Krankenhaus fahren, aber du wolltest partout nicht ins Krankenhaus und nach Hause auch nicht. Dein Vater sollte dich nicht so sehen.“
„Also bin ich wieder wach geworden?“
„Ja, als ich mit dir ein paar Minuten im Auto saß, während Hanna deine Tasche gesucht hatte, wurdest du wieder wach und ich konnte mit dir richtig klar reden, das war irgendwie gespenstisch, so als ob nichts gewesen wäre. Ich hab dir dann versprochen, dass du mit zu mir kannst und ich mir was einfallen lassen werde.“
Ich nickte und verdaute die Geschichte. In meinem Kopf blitzten Gesprächsfäden im Auto auf.  Ich hatte davon gestern geträumt. Ich hab geträumt, dass er mich im Arm gehalten hat und ich peinliche Dinge gesagt habe. Dinge wie Ich wünschte, du würdest mich auch so mögen wie ich dich und Wenn ich auch bloß so hübsch wäre wie Lena. Und dann hab ich ihn geküsst und er hat´s erwidert.
Ich schüttelte den Kopf. Das war ein Traum, etwas was nicht wirklich passiert ist, sondern Fantasie.
„Hab ich da irgendwas peinliches gesagt oder getan?“, sagte ich etwas verlegen.
David schaute mich lange an. „Weißt du denn noch irgendwas?“, fragte er.
Ich überlegte. Nein, das war ein Traum. Ich schüttelte den Kopf. „Ist nur so ein Gefühl. Und hab ich?“
„Nein, du warst lieb wie immer. Etwas anhänglich.“ Er grinste.
„Anhänglich?“, wiederholte ich etwas zu laut. Au Backe!
Er lachte. „Ja aber nichts wildes, wenn du betrunken bist, bist du nur sehr kuschelbedürftig.“
„Oookay.“, sagte ich leise. Und versuchte das Thema bei Seite zu schieben.
„Was machen wir jetzt?“, fragte ich. „Wie spät haben wir´s überhaupt?“
„Gleich halb eins. Ich dachte vielleicht willst du erst mal duschen, nach gestern Abend?“
Ich nickte und schob die Decke beiseite.
„Dann schau ich so lange mal, was meine Mutter in der Küche macht und dann gibt es bestimmt bald Mittag.“ Ich nickte wieder und stand auf.
„Handtücher liegen in dem Schränkchen neben der Toilette und du kannst gern mein Duschgel benutzen. Riechst dann bestimmt nach Kerl, aber so ein hartes Mädchen wie du kommt damit bestimmt klar, oder?“ Er lachte.
Ich streckte ihm die Zunge raus. „Haha, ja klar. Ich riech doch gerne nach Neandertaler.“
„Neandertaler?“, wiederholte er gespielt empört und kitzelte mich durch bis ich vor Lachen nach ihm schlug und um Gnade bat. Er war gnädig.
Als ich mich beruhigt hatte, sah ich, dass mich David grinsend beobachtete.
„Was denn?“, fragte ich verunsichert. Hing mir was aus der Nase oder warum schaut er so?
„Du bist wunderschön, wenn du lachst“, sagte er mit einer solchen Ernsthaftigkeit, dass es mir die Sprache verschlug. „Du wirkst so lebendig und menschlich dabei.“
Darauf wusste ich beim besten Willen nichts zu erwidern. Dafür liefen meine Wangen hochrot an.
Nach einer stillen Minute stand David auf und zog mich mit sich auf die Beine.
„Du kommst klar oder?“, fragte David während er zu seinem Schrank ging und ein altes T-Shirt raussuchte, welches er zu mir warf. Ich fing es auf und betrachtete es.
Es war ein Bandshirt von Madsen und ich musste grinsen. Als ich ihn anschaute, grinste er ebenfalls.
„Sei gut zu ihm. Ich schätze deine Tunika wird – wenn überhaupt -  erst morgen wieder sauber und trocken sein.“ Ich verzog das Gesicht. Kein schöner Gedanke, dass eins meiner Lieblingsshirts vielleicht im Müll landen muss.
Er zog sich ebenfalls Jogginghose und ein T-shirt über und huschte dann auf dem Flur in Richtung Küche.
Ich gehe ins Badezimmer, das an Davids Schlafzimmer angrenzt und schließe die Tür hinter mir ab. Ich ziehe meine Klamotten aus, dann stelle ich mich in die kleine Duschkabine und drehe das Wasser auf. Ich stöhne auf, es gibt nichts Schöneres als eine heiße Dusche nach so einer durchzechten Nacht. Es war richtig schön und dadurch hatte ich endlich mal 5 Minuten mit mir und meinen Gedanken alleine. Ich musste erst mal meinen Kopf wieder sortieren, da war zu viel was ich nicht verstand und was mich verwirrte.
Punkt 1 ich hatte durch großen Alkoholeinfluss einen Filmriss bekommen. Meine letzte richtige Erinnerung war das Sitzen mit der Truppe auf dem Sofa mit der zweiten Runde Longdrinks.
Punkt 2 ich bin in Davids Bett aufgewacht und er auf den Fußboden.
Punkt 3 ich hab getanzt, für mich sehr unüblich und definitiv merkwürdig.
Punkt 4 ich bin plötzlich zusammengeklappt, während ich am tanzen war.
Punkt 5 ich habe mich in Unmengen übergeben, was auch ziemlich merkwürdig war.
Punkt 6 ich hab zwar doch etwas getrunken, aber in meiner Erinnerung nicht so viel, dass ich so eine Reaktion hervorgerufen haben könnte.
Scheiße, irgendwie ist diese ganze Nacht komplett aus dem Ruder gelaufen.
Ich rieb mir die Schläfen und ging alles nochmal durch.
Davids Reaktion war merkwürdig, als ich ihn gefragt hatte, wie das mit mir passieren konnte. Er war nicht ganz ehrlich zu mir, das habe ich sofort gespürt. Er war nicht wirklich böse, weil es mir so schlecht ging, aber in diesem Moment war er es. Und das nur weil ich zu viel getrunken hatte.
Plötzlich schoss mir ein Gedanke durch den Kopf… Aber nein.
Als ich mit meiner Mutter in der Entzugsklinik war, war da auch eine ältere Dame, die früher in einem Bordell geputzt hatte und dadurch immer öfter in den Genuss von Kokain kam. Um davon loszukommen, bekam sie die erste Zeit eine Ersatzdroge. Es war noch nicht lange auf dem Markt und prompt reagierte sie allergisch auf das Mittel und musste über zwei Tage ununterbrochen brechen. Es war furchtbar. Sie tat mir so leid. Ich hab an diesen Abend ein Gespräch von einem Arzt und einer Schwester gehört, die darüber geredet haben, dass sie solche Reaktionen nur kennen, wenn Alkohol und Drogen gleichzeitig in den Organismus gelangen.
Alkohol und Drogen.
Was wenn… Was wenn in den Longdrinks, die ich getrunken habe, der Alkohol nicht das schlimmste war?
Was wenn jemand mir etwas rein gemischt hat, etwas was ich nicht vertragen habe?
Aber wer? Und wieso?
Eins stand fest, falls ich mit meiner Vermutung recht hatte und mehr war dieser Gedanke nicht - eine vage Vermutung – dann war dies aus purer Absicht passiert. Schließlich ging es nur mir so schlecht.
Und falls ich recht habe, war auch klar, David wusste wer es war.
Das war nicht gut. Gar nicht gut.

Mittwoch, 17. September 2014

Teil 8: Mach mich nicht verliebt

Hallihallo Ihr Lieben,

heute gibts mal wieder einen neuen Teil von meiner Kurzgeschichte.
Ich hoffe ihr freut euch, hab diesmal sehr viel Zeit ins Schreiben investiert.. Was soviel heißt wie ich hatte keine guten Ideen und war lahmarschig :D Aber ich habs ja geschafft ;) Vielleicht geht der nächste Teil ja leichter von der Tastatur.
Bin nächste Woche nicht da, bin von der Firma aus auf einer Fortbildung. Deswegen gibts nächste Woche nix neues auf meinem Blog. ABER:
Heute ist nicht alle Tage, ich komm wieder keine Frage ;)

Eure Saphirblau



Simon schaute uns erst verwirrt, dann wütend an.
Scheiße, war das einzige Wort, was mir im Moment einfiel und das war nicht gut, wenn man jetzt eigentlich eine Erklärung parat haben sollte.
„Warum sitzt ihr hier? Schon aufgegeben?“, hakte Simon weiter nach. Seine Augen wurden klein wie Schlitze.
„Nein, Alter, hör zu…“ begann David zu erklären.
„Ich bin mit dem Fuß umgeknickt.“, unterbrach ich ihn schnell. Sein Blick schnellte herum und er sah mich etwas überrascht an. Ich wartete auf seine Reaktion - ob er mich verbessern wollte – doch das tat er nicht, also sprach ich mutig weiter.
„Wir sind so schnell ins Feld gelaufen und da bin ich in einen Hasenbau gestolpert und hab mir den Fuß verdreht. Tut echt scheiße weh.“ Na das erste Wort kann doch hilfreich sein.
Um meine Worte zu untermauern rieb ich mir den linken Knöchel.
David und ich warteten auf Simons Reaktion. Er schien noch zu überlegen.
„Ihr verarscht mich doch nicht?“, hakte er weiter nach, dabei lallte er schon etwas.
„Nein, ich war so betrunken, ich vertrage ja kaum Alkohol und dann bin ich einfach hingefallen und schwups ein großes Aua.“, versuchte ich nun ebenfalls lallend zu erwidern.
„Na gut. Dieses eine Mal Winterberg, möchte ich dir glauben, weil du aussiehst als hättest du echt Schmerzen.“ Wow. Ich sollte besser mal schauen, ob die Tränen in Kombination mit meiner Schminke mich zu einem Streifenhörnchen verwandelt haben.
„David, warum bist du hier? Du kannst dich nicht drücken!“ Dieses Mal schien er es ernst zu meinen und ich verabschiedete mich in Gedanken schon von David.
„Simon, jetzt tu mal nicht so auf Oberwichtig. Denk an die Maisfeldsuche letztes Jahr im Sommer, da hab ich dich auch nicht verpfiffen.“ David wirkte böse.
Simon rieb sich übers Gesicht. „Man Alter, das war eine Ausnahme und das weißt du auch.“
David schaute ihn weiter böse an. Simon stöhnte auf.
„Ohh, na gut. Aber damit sind wir Quitt.“
David nickte. „Alles klar.“
„Bleibt aber hier und seid gefälligst leise. David du weißt, wie schnell Drückeberger entstehen.“
Mit diesen Worten drehte er sich um und verschwand wieder in der Dunkelheit. Auf seinem Rücken hing immer noch die Pandamaske und ich schaute ihr nach, bis sie nicht mehr zu erkennen war.
„Respekt, Frau Winterberg. Ich bin schwer beeindruckt.“, sagte er anerkennend.
„Danke für die Blumen, ich bin halt ne tolle Lügnerin.“, grinste ich breit.
„Nein, du bist eine furchtbare Lügnerin, aber das war ein guter Einfall. Simon hat dir nur geglaubt, weil er blau ist.“ David grinste jetzt ebenfalls.
„Das stimmt nicht. Ich kann gut lügen.“ Ich zog einen Schmollmund.
Er lehnte sich ein Stück zu mir rüber, sodass ich seinen Atem spüren konnte und sein Grinsen wurde breiter.
„Mach dir nichts vor, ich kenne dich. Du lügst miserabel.“ Ich schluckte und wendete den Blick ab.
„Du glaubst bloß mich zu kennen. Das ist ein Unterschied.“ Ich sah ihn wieder an und er rückte wieder ab.
„Was war vorhin eigentlich mit dir los?“, fragte er nun vorsichtiger.
„Was meinst du?“
„Als du mich so angefahren hast vorm Haus von Herrn Hoffmann standen.“
„Ach so, das.“
„Ja, das. Also was war los“
„Gar nichts. Du hast mich bloß genervt.“, sagte ich gereizt und etwas schroff.
„Wie gesagt, du lügst miserabel.  Hatte es was mit Lena zu tun? DU hattest so einen komischen Blick im Auto.“
„Sag mal stalkst du mich? Ich hab keinen Blick, ich gucke immer so, das ist mein Gesicht und ich war genervt, weil du mir auf die Eierstöcke gingst.“, sagte ich nun wütend.
„Was soll sie ganze Fragerei?“, legte ich noch nach.
David sagte nichts und schaute mich einen Moment lang an. So als, ob er testen wollte, ob ich lüge. Also blieb ich ganz cool und starrte ihn ebenfalls an.
„Ich glaub dir nicht“ Test also nicht bestanden.
„Dann lass es halt.“, sagte ich jetzt ruhiger, aber immer noch genervt.

Eine lange Pause entstand.

Ich schaute zum Sternenhimmel und sah ein paar einzelne Sterne sich auf dem Nachthimmel beim Mond durchkämpfen.
„Woher kennst du eigentlich Fiona?“, fragte er nun. Er wollte das Thema wechseln. Das konnte er gut. Das und mich aufheitern.
„Wir waren damals zusammen im Tanzkurs Modern Jazz. Sie ging leider auf die andere Schule, weil sie einen Ort weiter wohnte. Schade eigentlich, wir haben uns immer super verstanden.“
„Sie geht jetzt auf unsere Schule. Hat letztes Jahr gewechselt.“
„Cool. Ein Mädel das mich mag.“, grinste ich nun breit.
„Und was ist mit Hanna?“, fragte er lächelnd.
„Na ok, die mag mich vielleicht auch.“, sagte ich schulterzuckend und schaute grinsend an den Nachthimmel.
„Und mit mir?“ Ich schaute ihn an, dann fing ich an zu lachen.
„Nun hör mal auf, ich brauch keine Therapiestunde im Selbstvertrauen. Ja, du magst mich bestimmt auch, aber ich brauch jetzt keine Aufzählungen von Leuten, die mich mögen.“, lachte ich.
„Wow, ich mag dich nicht, du hast anscheinend ein überdurchschnittlich hohes Selbstvertrauen.“, scherzte er und ich haute ihn wie vorhin gegen die Schulter.
Wir blieben noch eine Weile sitzen und David beantwortete mir Fragen über Leute aus unserer alten Klasse und was aus Ihnen in der Zwischenzeit geworden ist, manches ist geblieben wie beim alten, anderes überraschte mich nicht. Es ist irgendwie merkwürdig, wenn man so zurückblickt, weil man dann erst merkt, dass schon so viel Zeit vergangen ist und wie viel ich eigentlich aus Davids Leben verpasst hab.
Ich zitterte und schaute auf mein Handy, das mir auf dem leuchtendem Display, die Uhrzeit verriet: 23:37 Uhr.
Puuh. Ich fragte mich, wie lange das Spiel wohl noch ging. Ich zitterte wieder. Der Stein unter meinem Hintern wurde immer kühler. Mein Vater hätte bereits gemeckert, dass ich mir eine Blasenentzündung holen werde.
„Ist dir kalt?“, fragte David, als ich wieder zitterte.
„Geht schon.“
„Komm, wir setzen uns ins Auto. Die müssten eh bald fertig sein. Dann geht’s aufs Dach.“
Ich stand mit ihm auf und wollte ihm hinterher gehen auf die andere Seite des Autos, als er sich umdrehte. „Du setzt dich nicht hinter mich. Das ist doch albern. Lena kann auch mal hinten sitzen.“
Ich blieb stehen wie vor den Kopf geschlagen und nickte bloß und ging dann zur Beifahrertür.
Im Auto lauschten wir ein bisschen Musik und redeten über Casper. Seine Texte und seine Live- Auftritte. Mir fiel nach einiger Zeit auf, dass ich mit David echt über alles und echt lange quatschen kann.
„Das ist ein bisschen wie früher.“, holte mich David aus meinen Gedanken.
„Was?“, fragte ich und schaute ihn an, doch er schaute auf die Straße.
„Na, das. Wir beide. Das quatschen und rumalbern.“
Ich lächelte. „Ja ein bisschen schon, ist doch cool.“ Er nickte bloß.


Eine halbe Stunde saßen wir noch im Auto und ich bekam endlich meine Körperwärme zurück. David schwört darauf, dass ich fast blau angelaufen wäre, aber das war natürlich total absurd, als eine Tröte ertönte und alle aus dem Maisfeld gelaufen kamen. Mit der riesigen Flasche Sekt und einem Fass Bier im Gepäck. Das andere hatte Simon anscheinend aus seinem Versteck befreit.
Nach kurzer Zeit kamen Hanna und Steven lachend angelaufen und Hanna setzte sich hinter mich.
Lachend legte sie ihre kalten Hände auf meine Schultern.
„Naa, alles gut bei dir? Es war echt lustig und total gruselig.“, sagte sie strahlend. Ich dreht mich nach links zu ihr um sie ansehen zu können. Ihre Pupillen waren größer als normal und daran erkannte ich, dass ihr wohl das ein oder andere Mal noch das Wort Was rausgerutscht war.
„Ja, alles wieder gut.“, sagte ich noch grinsend, weil sie so betrunken irgendwie putzig aussah.
 Als die Beifahrertür aufging und ich mich zur anderen Seite drehte, sah ich Lena vor mir stehen.
Ich machte Anstalten meinen Sicherheitsgurt zu lösen, um auszusteigen, doch David legte eine Hand auf meine Hand, um mich davon abzuhalten.
„Lena, wir sind schon alle groß, setz dich doch einfach hinter mich.“, sagte David lächelnd.
„Vom Hinten sitzen wird mir schlecht.“ Sie machte einen herzzerreißenden Schmollmund.
„David, ist schon ok. Ich kann ruhig hinten sitzen.“, sagte ich lächelnd.
Er sah mich einen Moment an.
„Dann kann ich auch mit Hanna quatschen.“, setzte ich hinzu.
Er ließ meine Hand los und seufzte. „Na schön.“
In Windeseile hab ich mich abgeschnallt und rutschte vom Sitz. Lena schenkte mir noch einen giftigen Blick und dann huschte ich schnell neben Hanna auf die Rückbank.


Das Dach war nachts irgendwie noch cooler. Lichterketten waren rundum verteilt und erhellten die Party Location. Müll war immer noch da in Hülle und Fülle. Aber zwei Sofas wurden vor einen Tisch geschoben auf der eine Shisha stand. Zwei lange Biertische standen an der rechten Seiten auf denen jede Menge Becher, Chipstüten und jede Menge Alkoholflaschen standen. Alles sehr ordentlich.
Mamma Mia war der Vater von Simon ein Scheich? Oder einer von der Wall Street? Wenn die sowas alle 1 bis 2 Monate auffahren, will ich nicht wissen, was da an Kohle für drauf geht.
Wir setzen uns in eine alte Sofasitzgruppe auf der anderen Seite des Daches und Hanna ging los, um etwas zu trinken zu besorgen. Steven wollte ihr helfen, doch sie wollte mal eine Runde schmeißen. Das ginge hier prima, wenn alles umsonst wäre. Steven lehnte sich daraufhin lächelnd zurück und zündete sich eine Zigarette an.
„Du rauchst?“, fragte ich desinteressiert. Ich war kein Freund von Rauchern, obwohl es mir im Grunde egal war. Solange sie nur Ihre Lunge schädigen und nicht meine, war das ok.
„Ja, leider. Scheiß Sucht. Mit 16 aus Fun mal angefangen und dann leider nie richtig aufgehört.“, erzählte Steven ruhig und zog einmal kräftig an der Zigarette, sodass das Ende rot aufglimmte.
David nahm seinen Becher mit frischgezapften Bier (Die hatten sogar eine Zapfanlage hochgetragen, langsam wundert mich hier nichts mehr.) und schaute zu den Leuten, die sich um die Tische mit dem Futter drängelten. Lena saß neben ihm und hielt seine Hand ganz vertraut. Ich sah wieder zu Steven.
„Lass mich mal dran ziehen.“, rutschten mir die Worte heraus, ohne dass ich sie aufhalten konnte.
David spuckte eine Mundladung voll Bier auf den kleinen IKEA Tisch vor uns.
„Was?“, fragte David und schaute mich entsetzt an.
Lena schaute ihn verwirrt an. Sie wusste nicht, was David wusste. Ich habe Raucher gehasst. Mein Vater war früher einer. Aber ich habe ihn so lange genervt damit aufzuhören, dass er es irgendwann gemacht hat und natürlich wegen Mamas Unfall damals.
Ich zuckte mit den Schultern. David wusste auch nicht, was ich wusste. Von meiner Liste.
Ja ich hatte eine Liste. Dinge, die ich tun möchte, bevor ich 30 werde. Darauf standen Sachen wie Schlittschuh laufen und Lernen ein Rad zu schlagen. Aber auch Dinge wie sich piercen lassen oder einmal im Leben rauchen. Jaa, ich weiß so fängt jede Sucht an, aber ich habe gute Gründe es nie ernsthaft zu wiederholen, nur einmal herausfinden, was mein Vater daran so toll fand.
„Nur mal ausprobieren.“, sagte ich locker, obwohl ich etwas aufgeregt war.
„Du und rauchen? Bist du sicher?“, David sah mich ganz entsetzt an.
„David, lass sie doch, sie ist alt genug und nicht betrunken, also whatever.“, sagte Steven und hielt mir seine Zigarette hin, die ich zögerlich griff.
„Genau David, ich hab schon einen Papa und den hab ich nicht ohne Grund zu Hause gelassen.“, grinste ich. Die anderen lachten. David grinste, lehnte sich zurück und schüttelte den Kopf.
„Na gut. Mach. Ich will sehen, wie du dir sie Lunge aus dem Hals hustest.“
Ich sah auf die mittlerweile kurze Zigarette in meiner Hand und schluckte einen Kloß herunter.
Wie war das nochmal?
Mut ist nur ein Anagramm von Glück?
Also riskiere ich mal was. Ich nahm die Zigarette zwischen meine Lippen und zog dran. Zwei Sekunden pustete ich es wieder aus. Es passierte gar nichts. Kein Halsweh, kein Husten, kein Kotzkrampf. Alles gut. Außer dass es grauenhaft schmeckt. Ich zog die Stirn in Falten.
„Du paffst nur Schätzchen. Du musst es einatmen, wenn du es im Mund hast.“, beantwortete Lena meine unausgesprochene Frage.
Also zog ich nochmal dran. Und als ich den Rauch im Mund hatte, atmete ich einmal tief ein, nur um mit einem großen Hustenanfall wieder auszuatmen. Alle fingen an zu lachen.
Als ich wieder Luft bekam, lachte ich mit. Das war wohl das Standardverhalten beim ersten Zug.
„Boa, ist das abartig. Viel Vergnügen damit.“ Ich reichte Steven seine Zigarette zurück.
Er griff nach ihr lachend, zog noch ein letztes Mal dran, bevor er sie im Aschenbecher ausdrückte.
Hanna kam zurück und brachte allen einen Becher mit.
 „Hab ich was verpasst?“, fragte sie neugierig, als sie in unsere amüsierten Gesichter sah.
„Nur die ersten kleinen Schritte in eine neue, teure und scheußliche Angewohnheit.“, beantwortete Steven ihre Frage grinsend.
„Dann hab ich wirklich was verpasst.“, sagte Hanna empört und stellte vor jeden einen Becher ab.
„Hanna.“, sagte ich leicht entnervt, als ich den Becher mit der durchsichtigen Flüssigkeit begutachtete.
„Jaja, ich weiß. Aber du wirst es probieren. Es schmeckt richtig lecker. Wenn du es dann nicht magst, trink ich deinen Becher für dich mit aus.“, sagte Hanna streng.
„Was ist das?“, fragte ich seufzend.
„Wodka- Feige mit Sprite und hier hast du auch noch einen Feigling für dein Lieblingswort.“, grinste sie leicht angeschickter, stellte einen Feigling vor mir ab und setzte sich zwischen Steven und mir.
Ich stöhnte. Na toll. Gut ich werde aufpassen mit meinem Lieblingswort, nicht zu viel trinken und bei jeder Gelegenheit etwas übers Dach kippen. Kein Problem ich krieg das schon hin.
„Trink aus.“, sagte Hanna grinsend.
„Das ist nicht fair.“, schmollte ich.
 „Weißt du wie viele ich schon trinken musste, bis ich meine Lektion gelernt habe?“
„Ja, ich habe da so eine Ahnung:“, murmelte ich mürrisch.
Sie grinste. „Ne ne, ich lass mich nicht nochmal verarschen. Sprich lauter oder es ist mir egal. Ich werde dich nicht zu einer Wiederholung auffordern.“, sie grinste stolz.
„So viele Worte für so ein kleines, betrunkenes Mädchen.“, grinste Steven und piekte sie in die Seite.
Sie lachte laut und schlug patschend mit den Armen nach ihm.
Ich schüttelte lächelnd den Kopf, dann trank ich die kleine Flasche aus und sah zu David, der grinsend Steven und Hanna beim Albern zusah.
Er würde bestimmt ein bisschen auf mich aufpassen, so wie immer.