heute gibts mal wieder einen neuen Teil von meiner Kurzgeschichte.
Ich hoffe ihr freut euch, hab diesmal sehr viel Zeit ins Schreiben investiert.. Was soviel heißt wie ich hatte keine guten Ideen und war lahmarschig :D Aber ich habs ja geschafft ;) Vielleicht geht der nächste Teil ja leichter von der Tastatur.
Bin nächste Woche nicht da, bin von der Firma aus auf einer Fortbildung. Deswegen gibts nächste Woche nix neues auf meinem Blog. ABER:
Heute ist nicht alle Tage, ich komm wieder keine Frage ;)
Eure Saphirblau
Simon schaute uns erst verwirrt, dann wütend an.
Scheiße, war
das einzige Wort, was mir im Moment einfiel und das war nicht gut, wenn man
jetzt eigentlich eine Erklärung parat haben sollte.
„Warum sitzt ihr hier? Schon aufgegeben?“, hakte Simon
weiter nach. Seine Augen wurden klein wie Schlitze.
„Nein, Alter, hör zu…“ begann David zu erklären.
„Ich bin mit dem Fuß umgeknickt.“, unterbrach ich ihn
schnell. Sein Blick schnellte herum und er sah mich etwas überrascht an. Ich
wartete auf seine Reaktion - ob er mich verbessern wollte – doch das tat er
nicht, also sprach ich mutig weiter.
„Wir sind so schnell ins Feld gelaufen und da bin ich in
einen Hasenbau gestolpert und hab mir den Fuß verdreht. Tut echt scheiße weh.“
Na das erste Wort kann doch hilfreich sein.
Um meine Worte zu untermauern rieb ich mir den linken
Knöchel.
David und ich warteten auf Simons Reaktion. Er schien
noch zu überlegen.
„Ihr verarscht mich doch nicht?“, hakte er weiter nach,
dabei lallte er schon etwas.
„Nein, ich war so betrunken, ich vertrage ja kaum Alkohol
und dann bin ich einfach hingefallen und schwups ein großes Aua.“, versuchte
ich nun ebenfalls lallend zu erwidern.
„Na gut. Dieses eine Mal Winterberg, möchte ich dir
glauben, weil du aussiehst als hättest du echt Schmerzen.“ Wow. Ich sollte
besser mal schauen, ob die Tränen in Kombination mit meiner Schminke mich zu
einem Streifenhörnchen verwandelt haben.
„David, warum bist du hier? Du kannst dich nicht
drücken!“ Dieses Mal schien er es ernst zu meinen und ich verabschiedete mich
in Gedanken schon von David.
„Simon, jetzt tu mal nicht so auf Oberwichtig. Denk an
die Maisfeldsuche letztes Jahr im Sommer, da hab ich dich auch nicht
verpfiffen.“ David wirkte böse.
Simon rieb sich übers Gesicht. „Man Alter, das war eine Ausnahme
und das weißt du auch.“
David schaute ihn weiter böse an. Simon stöhnte auf.
„Ohh, na gut. Aber damit sind wir Quitt.“
David nickte. „Alles klar.“
„Bleibt aber hier und seid gefälligst leise. David du
weißt, wie schnell Drückeberger entstehen.“
Mit diesen Worten drehte er sich um und verschwand wieder
in der Dunkelheit. Auf seinem Rücken hing immer noch die Pandamaske und ich
schaute ihr nach, bis sie nicht mehr zu erkennen war.
„Respekt, Frau Winterberg. Ich bin schwer beeindruckt.“,
sagte er anerkennend.
„Danke für die Blumen, ich bin halt ne tolle Lügnerin.“,
grinste ich breit.
„Nein, du bist eine furchtbare Lügnerin, aber das war ein
guter Einfall. Simon hat dir nur geglaubt, weil er blau ist.“ David grinste
jetzt ebenfalls.
„Das stimmt nicht. Ich kann gut lügen.“ Ich zog einen
Schmollmund.
Er lehnte sich ein Stück zu mir rüber, sodass ich seinen
Atem spüren konnte und sein Grinsen wurde breiter.
„Mach dir nichts vor, ich kenne dich. Du lügst
miserabel.“ Ich schluckte und wendete den Blick ab.
„Du glaubst bloß mich zu kennen. Das ist ein
Unterschied.“ Ich sah ihn wieder an und er rückte wieder ab.
„Was war vorhin eigentlich mit dir los?“, fragte er nun
vorsichtiger.
„Was meinst du?“
„Als du mich so angefahren hast vorm Haus von Herrn
Hoffmann standen.“
„Ach so, das.“
„Ja, das. Also was war los“
„Gar nichts. Du hast mich bloß genervt.“, sagte ich
gereizt und etwas schroff.
„Wie gesagt, du lügst miserabel. Hatte es was mit Lena zu tun? DU hattest so
einen komischen Blick im Auto.“
„Sag mal stalkst du mich? Ich hab keinen Blick, ich gucke
immer so, das ist mein Gesicht und ich war genervt, weil du mir auf die
Eierstöcke gingst.“, sagte ich nun wütend.
„Was soll sie ganze Fragerei?“, legte ich noch nach.
David sagte nichts und schaute mich einen Moment lang an.
So als, ob er testen wollte, ob ich lüge. Also blieb ich ganz cool und starrte
ihn ebenfalls an.
„Ich glaub dir nicht“ Test also nicht bestanden.
„Dann lass es halt.“, sagte ich jetzt ruhiger, aber immer
noch genervt.
Eine lange Pause entstand.
Ich schaute zum Sternenhimmel und sah ein paar einzelne
Sterne sich auf dem Nachthimmel beim Mond durchkämpfen.
„Woher kennst du eigentlich Fiona?“, fragte er nun. Er
wollte das Thema wechseln. Das konnte er gut. Das und mich aufheitern.
„Wir waren damals zusammen im Tanzkurs Modern Jazz. Sie
ging leider auf die andere Schule, weil sie einen Ort weiter wohnte. Schade
eigentlich, wir haben uns immer super verstanden.“
„Sie geht jetzt auf unsere Schule. Hat letztes Jahr
gewechselt.“
„Cool. Ein Mädel das mich mag.“, grinste ich nun breit.
„Und was ist mit Hanna?“, fragte er lächelnd.
„Na ok, die mag mich vielleicht auch.“, sagte ich
schulterzuckend und schaute grinsend an den Nachthimmel.
„Und mit mir?“ Ich schaute ihn an, dann fing ich an zu
lachen.
„Nun hör mal auf, ich brauch keine Therapiestunde im
Selbstvertrauen. Ja, du magst mich bestimmt auch, aber ich brauch jetzt keine
Aufzählungen von Leuten, die mich mögen.“, lachte ich.
„Wow, ich mag dich nicht, du hast anscheinend ein
überdurchschnittlich hohes Selbstvertrauen.“, scherzte er und ich haute ihn wie
vorhin gegen die Schulter.
Wir blieben noch eine Weile sitzen und David beantwortete
mir Fragen über Leute aus unserer alten Klasse und was aus Ihnen in der
Zwischenzeit geworden ist, manches ist geblieben wie beim alten, anderes
überraschte mich nicht. Es ist irgendwie merkwürdig, wenn man so zurückblickt,
weil man dann erst merkt, dass schon so viel Zeit vergangen ist und wie viel
ich eigentlich aus Davids Leben verpasst hab.
Ich zitterte und schaute auf mein Handy, das mir auf dem
leuchtendem Display, die Uhrzeit verriet: 23:37 Uhr.
Puuh. Ich fragte mich, wie lange das Spiel wohl noch
ging. Ich zitterte wieder. Der Stein unter meinem Hintern wurde immer kühler.
Mein Vater hätte bereits gemeckert, dass ich mir eine Blasenentzündung holen
werde.
„Ist dir kalt?“, fragte David, als ich wieder zitterte.
„Geht schon.“
„Komm, wir setzen uns ins Auto. Die müssten eh bald
fertig sein. Dann geht’s aufs Dach.“
Ich stand mit ihm auf und wollte ihm hinterher gehen auf
die andere Seite des Autos, als er sich umdrehte. „Du setzt dich nicht hinter
mich. Das ist doch albern. Lena kann auch mal hinten sitzen.“
Ich blieb stehen wie vor den Kopf geschlagen und nickte
bloß und ging dann zur Beifahrertür.
Im Auto lauschten wir ein bisschen Musik und redeten über
Casper. Seine Texte und seine Live- Auftritte. Mir fiel nach einiger Zeit auf,
dass ich mit David echt über alles und echt lange quatschen kann.
„Das ist ein bisschen wie früher.“, holte mich David aus
meinen Gedanken.
„Was?“, fragte ich und schaute ihn an, doch er schaute
auf die Straße.
„Na, das. Wir beide. Das quatschen und rumalbern.“
Ich lächelte. „Ja ein bisschen schon, ist doch cool.“ Er
nickte bloß.
Eine halbe Stunde saßen wir noch im Auto und ich bekam
endlich meine Körperwärme zurück. David schwört darauf, dass ich fast blau
angelaufen wäre, aber das war natürlich total absurd, als eine Tröte ertönte
und alle aus dem Maisfeld gelaufen kamen. Mit der riesigen Flasche Sekt und
einem Fass Bier im Gepäck. Das andere hatte Simon anscheinend aus seinem
Versteck befreit.
Nach kurzer Zeit kamen Hanna und Steven lachend
angelaufen und Hanna setzte sich hinter mich.
Lachend legte sie ihre kalten Hände auf meine Schultern.
„Naa, alles gut bei dir? Es war echt lustig und total
gruselig.“, sagte sie strahlend. Ich dreht mich nach links zu ihr um sie
ansehen zu können. Ihre Pupillen waren größer als normal und daran erkannte
ich, dass ihr wohl das ein oder andere Mal noch das Wort Was rausgerutscht war.
„Ja, alles wieder gut.“, sagte ich noch grinsend, weil
sie so betrunken irgendwie putzig aussah.
Als die
Beifahrertür aufging und ich mich zur anderen Seite drehte, sah ich Lena vor
mir stehen.
Ich machte Anstalten meinen Sicherheitsgurt zu lösen, um
auszusteigen, doch David legte eine Hand auf meine Hand, um mich davon
abzuhalten.
„Lena, wir sind schon alle groß, setz dich doch einfach
hinter mich.“, sagte David lächelnd.
„Vom Hinten sitzen wird mir schlecht.“ Sie machte einen
herzzerreißenden Schmollmund.
„David, ist schon ok. Ich kann ruhig hinten sitzen.“,
sagte ich lächelnd.
Er sah mich einen Moment an.
„Dann kann ich auch mit Hanna quatschen.“, setzte ich
hinzu.
Er ließ meine Hand los und seufzte. „Na schön.“
In Windeseile hab ich mich abgeschnallt und rutschte vom
Sitz. Lena schenkte mir noch einen giftigen Blick und dann huschte ich schnell
neben Hanna auf die Rückbank.
Das Dach war nachts irgendwie noch cooler. Lichterketten
waren rundum verteilt und erhellten die Party Location. Müll war immer noch da
in Hülle und Fülle. Aber zwei Sofas wurden vor einen Tisch geschoben auf der
eine Shisha stand. Zwei lange Biertische standen an der rechten Seiten auf
denen jede Menge Becher, Chipstüten und jede Menge Alkoholflaschen standen.
Alles sehr ordentlich.
Mamma Mia war der Vater von Simon ein Scheich? Oder einer
von der Wall Street? Wenn die sowas alle 1 bis 2 Monate auffahren, will ich
nicht wissen, was da an Kohle für drauf geht.
Wir setzen uns in eine alte Sofasitzgruppe auf der
anderen Seite des Daches und Hanna ging los, um etwas zu trinken zu besorgen.
Steven wollte ihr helfen, doch sie wollte mal eine Runde schmeißen. Das ginge
hier prima, wenn alles umsonst wäre. Steven lehnte sich daraufhin lächelnd
zurück und zündete sich eine Zigarette an.
„Du rauchst?“, fragte ich desinteressiert. Ich war kein
Freund von Rauchern, obwohl es mir im Grunde egal war. Solange sie nur Ihre
Lunge schädigen und nicht meine, war das ok.
„Ja, leider. Scheiß Sucht. Mit 16 aus Fun mal angefangen
und dann leider nie richtig aufgehört.“, erzählte Steven ruhig und zog einmal
kräftig an der Zigarette, sodass das Ende rot aufglimmte.
David nahm seinen Becher mit frischgezapften Bier (Die
hatten sogar eine Zapfanlage hochgetragen, langsam wundert mich hier nichts
mehr.) und schaute zu den Leuten, die sich um die Tische mit dem Futter
drängelten. Lena saß neben ihm und hielt seine Hand ganz vertraut. Ich sah
wieder zu Steven.
„Lass mich mal dran ziehen.“, rutschten mir die Worte
heraus, ohne dass ich sie aufhalten konnte.
David spuckte eine Mundladung voll Bier auf den kleinen
IKEA Tisch vor uns.
„Was?“, fragte David und schaute mich entsetzt an.
Lena schaute ihn verwirrt an. Sie wusste nicht, was David
wusste. Ich habe Raucher gehasst. Mein Vater war früher einer. Aber ich habe
ihn so lange genervt damit aufzuhören, dass er es irgendwann gemacht hat und
natürlich wegen Mamas Unfall damals.
Ich zuckte mit den Schultern. David wusste auch nicht,
was ich wusste. Von meiner Liste.
Ja ich hatte eine Liste. Dinge, die ich tun möchte, bevor
ich 30 werde. Darauf standen Sachen wie Schlittschuh laufen und Lernen ein Rad
zu schlagen. Aber auch Dinge wie sich piercen lassen oder einmal im Leben
rauchen. Jaa, ich weiß so fängt jede Sucht an, aber ich habe gute Gründe es nie
ernsthaft zu wiederholen, nur einmal herausfinden, was mein Vater daran so toll
fand.
„Nur mal ausprobieren.“, sagte ich locker, obwohl ich
etwas aufgeregt war.
„Du und rauchen? Bist du sicher?“, David sah mich ganz
entsetzt an.
„David, lass sie doch, sie ist alt genug und nicht
betrunken, also whatever.“, sagte Steven und hielt mir seine Zigarette hin, die
ich zögerlich griff.
„Genau David, ich hab schon einen Papa und den hab ich
nicht ohne Grund zu Hause gelassen.“, grinste ich. Die anderen lachten. David
grinste, lehnte sich zurück und schüttelte den Kopf.
„Na gut. Mach. Ich will sehen, wie du dir sie Lunge aus
dem Hals hustest.“
Ich sah auf die mittlerweile kurze Zigarette in meiner
Hand und schluckte einen Kloß herunter.
Wie war das nochmal?
Mut ist nur ein Anagramm von Glück?
Also riskiere
ich mal was. Ich nahm die Zigarette zwischen meine Lippen und zog dran. Zwei
Sekunden pustete ich es wieder aus. Es passierte gar nichts. Kein Halsweh, kein
Husten, kein Kotzkrampf. Alles gut. Außer dass es grauenhaft schmeckt. Ich zog
die Stirn in Falten.
„Du paffst
nur Schätzchen. Du musst es einatmen, wenn du es im Mund hast.“, beantwortete
Lena meine unausgesprochene Frage.
Also zog ich
nochmal dran. Und als ich den Rauch im Mund hatte, atmete ich einmal tief ein,
nur um mit einem großen Hustenanfall wieder auszuatmen. Alle fingen an zu
lachen.
Als ich
wieder Luft bekam, lachte ich mit. Das war wohl das Standardverhalten beim
ersten Zug.
„Boa, ist
das abartig. Viel Vergnügen damit.“ Ich reichte Steven seine Zigarette zurück.
Er griff
nach ihr lachend, zog noch ein letztes Mal dran, bevor er sie im Aschenbecher
ausdrückte.
Hanna kam
zurück und brachte allen einen Becher mit.
„Hab ich was verpasst?“, fragte sie neugierig,
als sie in unsere amüsierten Gesichter sah.
„Nur die
ersten kleinen Schritte in eine neue, teure und scheußliche Angewohnheit.“,
beantwortete Steven ihre Frage grinsend.
„Dann hab
ich wirklich was verpasst.“, sagte Hanna empört und stellte vor jeden einen
Becher ab.
„Hanna.“,
sagte ich leicht entnervt, als ich den Becher mit der durchsichtigen
Flüssigkeit begutachtete.
„Jaja, ich
weiß. Aber du wirst es probieren. Es schmeckt richtig lecker. Wenn du es dann
nicht magst, trink ich deinen Becher für dich mit aus.“, sagte Hanna streng.
„Was ist
das?“, fragte ich seufzend.
„Wodka-
Feige mit Sprite und hier hast du auch noch einen Feigling für dein
Lieblingswort.“, grinste sie leicht angeschickter, stellte einen Feigling vor
mir ab und setzte sich zwischen Steven und mir.
Ich stöhnte.
Na toll. Gut ich werde aufpassen mit meinem Lieblingswort, nicht zu viel
trinken und bei jeder Gelegenheit etwas übers Dach kippen. Kein Problem ich
krieg das schon hin.
„Trink
aus.“, sagte Hanna grinsend.
„Das ist
nicht fair.“, schmollte ich.
„Weißt du wie viele ich schon trinken musste,
bis ich meine Lektion gelernt habe?“
„Ja, ich
habe da so eine Ahnung:“, murmelte ich mürrisch.
Sie grinste.
„Ne ne, ich lass mich nicht nochmal verarschen. Sprich lauter oder es ist mir
egal. Ich werde dich nicht zu einer Wiederholung auffordern.“, sie grinste
stolz.
„So viele
Worte für so ein kleines, betrunkenes Mädchen.“, grinste Steven und piekte sie
in die Seite.
Sie lachte
laut und schlug patschend mit den Armen nach ihm.
Ich
schüttelte lächelnd den Kopf, dann trank ich die kleine Flasche aus und sah zu
David, der grinsend Steven und Hanna beim Albern zusah.
Er würde
bestimmt ein bisschen auf mich aufpassen, so wie immer.