Hallihallo Ihr Lieben,
es ist merkwürdig sich nach jetzt fast 4 Jahren sich an euch
zu wenden. Bin selbst auch überrascht, dass dieser Blog nicht schon längst
gelöscht wurde, aber ich wollte ihn nicht löschen. Er ist irgendwo ein Teil von
mir und meiner Vergangenheit, auch wenn ich gefühlt nur 3 richtige Follower
hatte, habe ich diesen Teil für mich gemacht. Warum ich jetzt wieder was
schreibe?
Tja liebes Internet, weil wir 2020 haben, das Coronavirus
ausgebrochen ist und wir alle zuhause bleiben müssen. Klingt bekloppt, ist aber
so. Hätte mir das irgendwer letztes Jahr erzählt, hätte ich ihn ausgelacht und
gemeint, dass das der perfekte Plot für den nächsten Film mit Will Smith wäre. Aber
so traurig und entsetzlich es ist, ist es mittlerweile Realität geworden.
Für mich ist gerade mal Tag 3 in meiner (freiwilligen)
Quarantäne, aber nachdem ich Youtube nicht mehr sehen kann, 2 Staffeln von
verschiedenen Serien durch habe, meine Lieblingspodcasts durch habe und 2
Bücher gelesen habe, weiß ich tatsächlich an Tag 3 nichts besseres mehr mit mir
anzufangen, als über mich selbst nachzudenken. Über meine aktuelle Stimmung und
Situation und warum ich mittlerweile nicht mehr so mit mir im Reinen bin, wie
noch vor über einem Jahr es der Fall gewesen ist.
Eigentlich ist diese Quarantäne glaube ich für die Welt im psychologischen
Sinne mal eine ganz gute Sache. Alle sind entschleunigt, jeder denkt mal über
das nach, was wirklich zählt und was einem wirklich wichtig im Leben ist und
was man wirklich braucht, um glücklich zu sein. Und das ist ganz sicher kein
Klopapier!! Wahrscheinlich kommt dadurch auch viel heraus. Beziehungen gehen
kaputt, weil man wirklich mal sich nur miteinander beschäftigen muss oder alte
Wunden brechen auf und man denkt über all die Dinge nach, die im Leben aktuell
nicht so laufen, wie man das eigentlich geplant hat.
Tja ungefähr so ist das bei mir. Ich habe mein Studium 2018
sehr erfolgreich abgeschlossen und arbeite jetzt in meinem Traumberuf beim
Fernsehen. Das was mein Vater nie für möglich gehalten hat und mir immer ausgeredet
hatte, habe ich geschafft. Ich bin am Ziel, ich habe es geschafft und ich
müsste glücklich sein. Voller Inbrunst meine Freude über meinen Erfolg herausschreien,
aber das bin ich nicht. Mittlerweile fang ich an meinen Job zu hassen. Das
liegt aber nicht an der Arbeit an sich, sondern an den vielen falschen
Menschen, die ich seitdem begegnet bin.
Vermutlich lebe ich in einer rosaroten Blase, wenn ich
geglaubt habe, dass es das nirgendwo anders nicht auch geben könnte, aber ich
habe es in der Vielzahl noch nicht erlebt gehabt. Überall lügen Menschen. Aber Menschen
so zu manipulieren oder Dinge auf den Rücken anderer Menschen auszutragen und
sich einen Dreck, um deren Wohlergehen zu kümmern, das habe ich noch nicht
erlebt. Noch dazu diese Hierarchie. Einige Abteilungen sind die kreativen Götter,
die hochgelobt werden und alle anderen sind dummes Fußvolk, was Befehle
ausführt. Und dann geht es immer niedere Abteilungen wie im Kastensystem in
Indien. Klar kann man sich weiter nach oben arbeiten, aber will ich das
wirklich? Ich will später meinen Erfolg nicht auf den Rücken anderer aufbauen
und auch niemanden wie Dreck behandeln müssen, um das zu bekommen, was ich möchte. Das
ist einfach alles so falsch.
Unabhängig von diesen Tatsachen, habe ich für diesen Job
alles aufgegeben, meine Hobbys, meine Freunde, meine Familie. Ich habe mich für
die Karriere und gegen die Liebe entschieden. Ich habe alles aufgegeben. Ich
habe mich aufgegeben. Und ohne es zu merken, habe ich mein „Mehrsein“ verloren.
Ich bin wie Alice, die versucht sich in einer vollkommen fremden Welt, sich selbst
wiederzufinden.
Wenn ihr in eurer Wohnung seid und das Gebäude fängt an zu
brennen, welche drei Dinge würdet ihr mitnehmen auf der Flucht nach draußen?
Viele packen erstmal Laptop, Handy, Papiere ein. Klar, ohne ist es sicherlich
schwer im Nachhinein einige Dinge zu regeln, wenn alles weg ist. Aber sind das Dinge,
ohne die ihr nicht mehr leben könntet? Fotoalben, Ultraschalbild oder die Kette
eurer Mutter sagen wiederrum andere. Definitiv bessere Antworten, da das Dinge
sind, ohne die das Leben trostlos werden könnte. Aber ich würde einfach laufen,
nichts in dieser Wohnung hält mich hier. Ich könnte jetzt sofort ins Auto steigen
und fahren. Hier würde mir nichts und niemand fehlen. Ich bin kein Heuchler
auch ich würde sicherlich mein Handy und meine Geldbörse mitnehmen. Aber das
sind keine Dinge, an denen mein Herz hängt.
Aber woran hängt mein Herz? Tja an Dingen, die ich aus
meinem Leben ausgesperrt habe, verbannt habe. Sei es aufgrund der Entfernung,
der Arbeit, die halt auch abends, an Wochenende oder auch mal tagelang am Stück
stattfindet. Ich war dumm. Ich dachte mir, ich finde neue Freunde, neue Leute,
eine neue Liebe. Ich baue mir einfach ein neues Leben auf und alles wird
schick. Aber das klingt in der Vorstellung alles einfacher als in der Realität.
Früher habe ich nicht verstanden, warum die Leute nicht aus ihren Heimaten
ausziehen wollten. Mittlerweile verstehe ich es. Keiner hat Lust ein Freund auf
Zeit zu sein. Die Menschen wollen nicht nur dann angerufen werden, wenn man
gerade mal nach 3 Wochen endlich mal einen Tag frei hat. Das kann man mit
seinen alten Freunden mal machen, weil die einen lieben und kennen und das
Fehlen auch mal verzeihen. Aber neue Freunde brechen den Kontakt ab. Niemand hat
Lust auf jemanden, der immer „Nein“ sagt und verhindert ist bei allem.
Was bleibt also noch? Unabhängig das mir die sozialen
Kontakte aus meinem alten Leben fürchterlich fehlen, die ehrlich und lustig
waren und die ich auch mal anrufen kann, wenn es mir schlecht geht, habe ich
mich selbst einfach auch verloren. Ich habe aufgehört zu lesen, weil ich keine
Zeit mehr hatte. Hab das Tanzen und Reiten gestrichen. Ich habe aufgehört zu
schreiben. Sind wir mal alle ehrlich, ich bin keine talentierte Schreiberin,
aber das muss ich ja auch gar nicht sein. Es hat mir Spaß gemacht, hat den Kopf
frei gemacht. Quasi alles einmal aufgeräumt. Ich habe nichts mehr. Mir war das
schon viel länger klar, aber hier und heute in Quarantäne alleine mit einer Flasche
Wein sieht man sehr schnell, was alles kaputt gegangen ist.
Aber was ist jetzt die Lösung? Ich werde jetzt etwas ändern
müssen. Mir gefällt mein Leben nicht. Ich gefalle mir nicht und ich war noch
nie jemand, der Dinge einfach so hinnimmt, sondern versucht etwas an den
Umständen zu ändern. Also werde ich zu 2021 mein Leben ändern und zwar so, dass
ich wieder etwas habe, das ich aus meinem Haus einpacken möchte, wenn es
brennt. Das es Leute in meinem Leben gibt, die ich anrufen kann, wenn ich mal
traurig bin und ein gesundes Privatleben habe neben meinem Beruf. Den eins habe
ich durch diese 2 Jahre gelernt: Karriere ist nicht alles im Leben. Auch wenn
das mein Traum gewesen ist, kann ich nicht mehr daran festhalten. Nicht mehr
unter diesen Umständen. Wer weiß, vielleicht gefällt mir ein anderer Beruf noch
viel besser als mein jetziger und man arbeitet in einem gesunden Arbeitsumfeld
mit tollen Kollegen zusammen. Das würde ich mir wünschen.
Warum erst 2021 fragt ihr euch sicher? Ganz ehrlich, ich
wäre dumm während der Corona Krise zu kündigen und festes Einkommen während so
einer Zeit zu verschmähen. Noch dazu überarbeite ich mich durch diese Krise
auch gerade wirklich nicht, von daher wäre es jetzt auch eine übertriebene Kurzschlussreaktion.
Wer weiß, ob ich mich während der Krise nochmal melde… vielleicht
ist mir ja nochmal langweilig und ich habe genug Wein intus, um nochmal was zu
posten. Vielleicht gibt es auch nochmal eine Pandemie, in der ich mir die Zeit
vertreiben kann und einen Post verfasse. Vielleicht ist das auch der letzte Eintrag,
den ich jemals verfassen werde. Who knows.
Eure Saphirblau
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