Warum eigentlich Gedankenflöhe?

Jeder kennt das: Man sitzt im Zug alleine und hört Musik, man sitzt bei der Arbeit oder in der Schule und schaut in den Himmel aus dem Fenster, man ist mit Freunden im Auto unterwegs und zwischendurch gibt es immer wieder die Minuten der Stille und man sieht auf die Straßen, wie die Laternen an einem vorbeisausen.
In diesen Momenten und in noch ganz vielen mehr lasse ich meine Gedanken kreisen. Sie Hut, Stock und Gesangbuch schnappen und auf Wanderschaft gehen. Dabei kann der Weg ganz unterschiedlich sein. Er kann echt sein, ein realler Weg den man im Leben gegangen ist und den man das ein oder andere Mal wieder abgeht. Mal bereut man die Wahl des Weges, mal ist man froh, sich für diesen Weg entschieden zu haben. Es kann aber auch genauso gut eine Reise in eine Ferne Zukunft sein. Da wo alles gut wird. Den am Ende wird ja bekanntlich alles gut. Wünsche und Träume werden wahr, so sagt es zumindest jedes Kindermärchen.
Was aber letzendlich das beste an diesen Gedanken ist, dass sie wie ein kleiner Floh von einem Weg zum anderen hüpfen. Wahllos so scheint es manchmal sich Dinge, Ereignisse und Vergangenheit oder Zukunft rauspickt.
Wenn ich also im Zug sitze und nach draußen auf die Welt blicke und still darauf warte an meinem Ziel anzukommen, ist der kleine Floh bereits in meinem Kopf unterwegs und bewegt sich durch meine Gedankenwelt.
Mein Blog beschäftigt sich mit diesen Flöhen. Gedanken, die mir immer wieder in den Sinn kommen, die mich beschäftigen oder auch einfach mal Dinge, die gesagt werden müssten.
Dabei müsst Ihr nicht immer meiner Meinung sein, wenn Ihr versucht meinen Gedankengängen zu folgen. Bildet euch selber Gedankenflöhe zu meinen Themen, lasst meine Gedanken in eure Gedanken und diese Flöhe für euch auf Reise gehen. Denn das ist das schöne in dieser kleinen Welt in unserem Kopf, wir können machen was wir wollen.
Jetzt viel Spaß beim Lesen und wer einen Rechtschreibfehler findet, darf ihn behalten.

Samstag, 21. März 2020

Niemand braucht Klopapier zum Glücklich sein


Hallihallo Ihr Lieben,

es ist merkwürdig sich nach jetzt fast 4 Jahren sich an euch zu wenden. Bin selbst auch überrascht, dass dieser Blog nicht schon längst gelöscht wurde, aber ich wollte ihn nicht löschen. Er ist irgendwo ein Teil von mir und meiner Vergangenheit, auch wenn ich gefühlt nur 3 richtige Follower hatte, habe ich diesen Teil für mich gemacht. Warum ich jetzt wieder was schreibe?
Tja liebes Internet, weil wir 2020 haben, das Coronavirus ausgebrochen ist und wir alle zuhause bleiben müssen. Klingt bekloppt, ist aber so. Hätte mir das irgendwer letztes Jahr erzählt, hätte ich ihn ausgelacht und gemeint, dass das der perfekte Plot für den nächsten Film mit Will Smith wäre. Aber so traurig und entsetzlich es ist, ist es mittlerweile Realität geworden.
Für mich ist gerade mal Tag 3 in meiner (freiwilligen) Quarantäne, aber nachdem ich Youtube nicht mehr sehen kann, 2 Staffeln von verschiedenen Serien durch habe, meine Lieblingspodcasts durch habe und 2 Bücher gelesen habe, weiß ich tatsächlich an Tag 3 nichts besseres mehr mit mir anzufangen, als über mich selbst nachzudenken. Über meine aktuelle Stimmung und Situation und warum ich mittlerweile nicht mehr so mit mir im Reinen bin, wie noch vor über einem Jahr es der Fall gewesen ist.
Eigentlich ist diese Quarantäne glaube ich für die Welt im psychologischen Sinne mal eine ganz gute Sache. Alle sind entschleunigt, jeder denkt mal über das nach, was wirklich zählt und was einem wirklich wichtig im Leben ist und was man wirklich braucht, um glücklich zu sein. Und das ist ganz sicher kein Klopapier!! Wahrscheinlich kommt dadurch auch viel heraus. Beziehungen gehen kaputt, weil man wirklich mal sich nur miteinander beschäftigen muss oder alte Wunden brechen auf und man denkt über all die Dinge nach, die im Leben aktuell nicht so laufen, wie man das eigentlich geplant hat.
Tja ungefähr so ist das bei mir. Ich habe mein Studium 2018 sehr erfolgreich abgeschlossen und arbeite jetzt in meinem Traumberuf beim Fernsehen. Das was mein Vater nie für möglich gehalten hat und mir immer ausgeredet hatte, habe ich geschafft. Ich bin am Ziel, ich habe es geschafft und ich müsste glücklich sein. Voller Inbrunst meine Freude über meinen Erfolg herausschreien, aber das bin ich nicht. Mittlerweile fang ich an meinen Job zu hassen. Das liegt aber nicht an der Arbeit an sich, sondern an den vielen falschen Menschen, die ich seitdem begegnet bin.
Vermutlich lebe ich in einer rosaroten Blase, wenn ich geglaubt habe, dass es das nirgendwo anders nicht auch geben könnte, aber ich habe es in der Vielzahl noch nicht erlebt gehabt. Überall lügen Menschen. Aber Menschen so zu manipulieren oder Dinge auf den Rücken anderer Menschen auszutragen und sich einen Dreck, um deren Wohlergehen zu kümmern, das habe ich noch nicht erlebt. Noch dazu diese Hierarchie. Einige Abteilungen sind die kreativen Götter, die hochgelobt werden und alle anderen sind dummes Fußvolk, was Befehle ausführt. Und dann geht es immer niedere Abteilungen wie im Kastensystem in Indien. Klar kann man sich weiter nach oben arbeiten, aber will ich das wirklich? Ich will später meinen Erfolg nicht auf den Rücken anderer aufbauen und auch niemanden wie Dreck behandeln müssen, um das zu bekommen, was ich möchte. Das ist einfach alles so falsch.
Unabhängig von diesen Tatsachen, habe ich für diesen Job alles aufgegeben, meine Hobbys, meine Freunde, meine Familie. Ich habe mich für die Karriere und gegen die Liebe entschieden. Ich habe alles aufgegeben. Ich habe mich aufgegeben. Und ohne es zu merken, habe ich mein „Mehrsein“ verloren. Ich bin wie Alice, die versucht sich in einer vollkommen fremden Welt, sich selbst wiederzufinden.
Wenn ihr in eurer Wohnung seid und das Gebäude fängt an zu brennen, welche drei Dinge würdet ihr mitnehmen auf der Flucht nach draußen? Viele packen erstmal Laptop, Handy, Papiere ein. Klar, ohne ist es sicherlich schwer im Nachhinein einige Dinge zu regeln, wenn alles weg ist. Aber sind das Dinge, ohne die ihr nicht mehr leben könntet? Fotoalben, Ultraschalbild oder die Kette eurer Mutter sagen wiederrum andere. Definitiv bessere Antworten, da das Dinge sind, ohne die das Leben trostlos werden könnte. Aber ich würde einfach laufen, nichts in dieser Wohnung hält mich hier. Ich könnte jetzt sofort ins Auto steigen und fahren. Hier würde mir nichts und niemand fehlen. Ich bin kein Heuchler auch ich würde sicherlich mein Handy und meine Geldbörse mitnehmen. Aber das sind keine Dinge, an denen mein Herz hängt.
Aber woran hängt mein Herz? Tja an Dingen, die ich aus meinem Leben ausgesperrt habe, verbannt habe. Sei es aufgrund der Entfernung, der Arbeit, die halt auch abends, an Wochenende oder auch mal tagelang am Stück stattfindet. Ich war dumm. Ich dachte mir, ich finde neue Freunde, neue Leute, eine neue Liebe. Ich baue mir einfach ein neues Leben auf und alles wird schick. Aber das klingt in der Vorstellung alles einfacher als in der Realität. Früher habe ich nicht verstanden, warum die Leute nicht aus ihren Heimaten ausziehen wollten. Mittlerweile verstehe ich es. Keiner hat Lust ein Freund auf Zeit zu sein. Die Menschen wollen nicht nur dann angerufen werden, wenn man gerade mal nach 3 Wochen endlich mal einen Tag frei hat. Das kann man mit seinen alten Freunden mal machen, weil die einen lieben und kennen und das Fehlen auch mal verzeihen. Aber neue Freunde brechen den Kontakt ab. Niemand hat Lust auf jemanden, der immer „Nein“ sagt und verhindert ist bei allem.
Was bleibt also noch? Unabhängig das mir die sozialen Kontakte aus meinem alten Leben fürchterlich fehlen, die ehrlich und lustig waren und die ich auch mal anrufen kann, wenn es mir schlecht geht, habe ich mich selbst einfach auch verloren. Ich habe aufgehört zu lesen, weil ich keine Zeit mehr hatte. Hab das Tanzen und Reiten gestrichen. Ich habe aufgehört zu schreiben. Sind wir mal alle ehrlich, ich bin keine talentierte Schreiberin, aber das muss ich ja auch gar nicht sein. Es hat mir Spaß gemacht, hat den Kopf frei gemacht. Quasi alles einmal aufgeräumt. Ich habe nichts mehr. Mir war das schon viel länger klar, aber hier und heute in Quarantäne alleine mit einer Flasche Wein sieht man sehr schnell, was alles kaputt gegangen ist.
Aber was ist jetzt die Lösung? Ich werde jetzt etwas ändern müssen. Mir gefällt mein Leben nicht. Ich gefalle mir nicht und ich war noch nie jemand, der Dinge einfach so hinnimmt, sondern versucht etwas an den Umständen zu ändern. Also werde ich zu 2021 mein Leben ändern und zwar so, dass ich wieder etwas habe, das ich aus meinem Haus einpacken möchte, wenn es brennt. Das es Leute in meinem Leben gibt, die ich anrufen kann, wenn ich mal traurig bin und ein gesundes Privatleben habe neben meinem Beruf. Den eins habe ich durch diese 2 Jahre gelernt: Karriere ist nicht alles im Leben. Auch wenn das mein Traum gewesen ist, kann ich nicht mehr daran festhalten. Nicht mehr unter diesen Umständen. Wer weiß, vielleicht gefällt mir ein anderer Beruf noch viel besser als mein jetziger und man arbeitet in einem gesunden Arbeitsumfeld mit tollen Kollegen zusammen. Das würde ich mir wünschen.
Warum erst 2021 fragt ihr euch sicher? Ganz ehrlich, ich wäre dumm während der Corona Krise zu kündigen und festes Einkommen während so einer Zeit zu verschmähen. Noch dazu überarbeite ich mich durch diese Krise auch gerade wirklich nicht, von daher wäre es jetzt auch eine übertriebene Kurzschlussreaktion.
Wer weiß, ob ich mich während der Krise nochmal melde… vielleicht ist mir ja nochmal langweilig und ich habe genug Wein intus, um nochmal was zu posten. Vielleicht gibt es auch nochmal eine Pandemie, in der ich mir die Zeit vertreiben kann und einen Post verfasse. Vielleicht ist das auch der letzte Eintrag, den ich jemals verfassen werde. Who knows. 

Eure Saphirblau

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