Warum eigentlich Gedankenflöhe?

Jeder kennt das: Man sitzt im Zug alleine und hört Musik, man sitzt bei der Arbeit oder in der Schule und schaut in den Himmel aus dem Fenster, man ist mit Freunden im Auto unterwegs und zwischendurch gibt es immer wieder die Minuten der Stille und man sieht auf die Straßen, wie die Laternen an einem vorbeisausen.
In diesen Momenten und in noch ganz vielen mehr lasse ich meine Gedanken kreisen. Sie Hut, Stock und Gesangbuch schnappen und auf Wanderschaft gehen. Dabei kann der Weg ganz unterschiedlich sein. Er kann echt sein, ein realler Weg den man im Leben gegangen ist und den man das ein oder andere Mal wieder abgeht. Mal bereut man die Wahl des Weges, mal ist man froh, sich für diesen Weg entschieden zu haben. Es kann aber auch genauso gut eine Reise in eine Ferne Zukunft sein. Da wo alles gut wird. Den am Ende wird ja bekanntlich alles gut. Wünsche und Träume werden wahr, so sagt es zumindest jedes Kindermärchen.
Was aber letzendlich das beste an diesen Gedanken ist, dass sie wie ein kleiner Floh von einem Weg zum anderen hüpfen. Wahllos so scheint es manchmal sich Dinge, Ereignisse und Vergangenheit oder Zukunft rauspickt.
Wenn ich also im Zug sitze und nach draußen auf die Welt blicke und still darauf warte an meinem Ziel anzukommen, ist der kleine Floh bereits in meinem Kopf unterwegs und bewegt sich durch meine Gedankenwelt.
Mein Blog beschäftigt sich mit diesen Flöhen. Gedanken, die mir immer wieder in den Sinn kommen, die mich beschäftigen oder auch einfach mal Dinge, die gesagt werden müssten.
Dabei müsst Ihr nicht immer meiner Meinung sein, wenn Ihr versucht meinen Gedankengängen zu folgen. Bildet euch selber Gedankenflöhe zu meinen Themen, lasst meine Gedanken in eure Gedanken und diese Flöhe für euch auf Reise gehen. Denn das ist das schöne in dieser kleinen Welt in unserem Kopf, wir können machen was wir wollen.
Jetzt viel Spaß beim Lesen und wer einen Rechtschreibfehler findet, darf ihn behalten.

Samstag, 28. Juni 2014

Teil 3: Irgendwie anders

Palim Palim!  Hallihallo Ihr Lieben.

Ich hatte ein bisschen das schlechte Gewissen, dass ich euch Montag keinen Teil meiner Geschichte präsentiert habe, deswegen hab ich heute mal in die Tasten gehauen und wieder einen kleinen Teil für euch vorbereitet. Nicht viel, aber schonmal ein bisschen, was die Wartezeit auf Montag/ Dienstag etwas versüßt. Viel Spaß und ein schönes restliches Wochenende :)
 
Die erste Stunde von diesem wirklichen langen Jahr war bei Herrn Bludau und der Lehrer ist einfach der Wahnsinn. Ich mochte ihn, weil er ehrlich, direkt, aber niemals unfreundlich ist. Er ist eine Art Kumpel- Typ, der man aber trotzdem als Lehrer Respekt erweist und das gute ist, dass alle das tun.
Er unterrichtet Politik und Geschichte, wobei ich das Glück hatte ihn in Politik zu haben. Diskussionen von ihm mit manchen Klassen waren schon legendär auf unserer Schule. Er hatte fast das Zeug zum Politiker, aber da er selber keine bessere Idee als die Demokratie besaß, ließ er das lieber bleiben und öffnet anderen Leuten die Augen mit der Realität, wie er einmal sagte. Er ist ein kleiner rundlicher Typ mit einer Halbglatze und grauen Haaren. Meistens trägt er einen alten Pullover und Jeans. Er raucht wie ein Schornstein, weshalb er eigentlich immer eine Kippe und einen Kaffee in der Hand hatte, so wie heute Morgen auch.
Ich saß also in der letzten Reihe und kritzelte auf meinen Block, als Herr Bludau reinkam.
Neben mir saß Hanna, die mir seit der Veranstaltung im Foyer nicht mehr von der Seite gewichen war. Zurzeit schwiegen wir aber, weil sie unentwegt mit ihren alten Freunden SMS Nachrichten schrieb. Mir war das recht. Ich wusste, dass ich mich langsam an das alte Neue gewöhnen musste, aber gerade hatte ich einfach noch keinen Bock.
 „Wie geht’s heute der Abschlussklasse? Hatte jemand beim Aufwachen noch die Kleidung von gestern an? War noch betrunken oder schon total verkatert?“ sagte er im ernsten Plauderton, während er sich auf dem Tisch setzte.
Die Klasse lachte auf seinen Kommentar, aber keiner antwortet auf seine Fragen.
„Irgendjemand?“ sagte er nun etwas direkter, während er durch die Reihen schaute und sich die Personen einzeln anschaute. Kurz blieb er an mir hängen. Er konnte mich wohl nicht mehr richtig zuordnen. Genauso wenig wie Hanna. Forschend ging sein Blick weiter.
„Tja, dann ging es wohl nur mir so.“ sagte er etwas leiser und die Klasse begann wieder zu lachen.
„Gestern war nämlich UNO Abend bei mir zu Hause und es war ein Blutbad, aber ich will das nicht weiter mit Ihnen diskutieren. Das machen wir nicht.“ Mit diesen Worten stand er auf, zog seine Jacke aus, hing sie über den Stuhl, während die Klasse zum Teil sich immer noch vor Lachen kringelte.
Als die Klasse wieder ruhig war, stand er ganz gelassen da und fuhr mit seinen Gedanken fort:
„Ich möchte euch mal eine Frage stellen: Ist der heutige Unterricht von Bedeutung oder ist es nur eine Voraussetzung um eine gute Note zu kriegen, damit ihr auf die Uni gehen könnt, den Job bekommt oder euer Leben leben könnt. Will einer was sagen?“
Er schaute die Klasse an, die nun still war. Eine hübsche Brünette, die vor mir saß, räusperte sich:
„Ähm, wenn wir „Ja“ sagen, kriegen wir dann eine gute Note und können einfach unser Leben leben?“ die Klasse lachte verhalten. Man merkte, dass die Stimmung langsam ernster wurde.
Herr Bludau lachte nur kurz. Er hatte sich so eine Antwort wohl schon gedacht.
Sein Blick ging zu dem schlaksigen bebrillten Jungen, der auf der rechten Seite der Klasse saß. Ich kannte ihn noch aus meiner alten Klasse. Er hatte noch dieselben karierten Hemden an wie damals.
„Felix, beschreib mal in einem Wort wie dich deine Klassenkameraden sehen.“  Herr Bludau verschränkte die Arme und hörte aufmerksam zu.
Er sagte die ersten zwei Sekunden gar nichts und ich dachte schon, dass er die Aussage verweigern möchte, doch dann sprach er doch relativ normal.
„Ähm… Genial?!“ sagte er mit einen leichten Grinsen auf dem Gesicht. Das hätte ich jetzt nicht erwartet. Ich stellte das kritzeln auf dem Block ein, um dem Unterricht besser folgen zu können.
Die Klasse fing wieder an begeistert zu lachen. Der Junge neben ihm schlug lachend die Hand auf seine Schulter und sagte „Ja, man!“
„Wirklich? Okay!“ Herr Bludau nahm die Arme auseinander, ging mit großen Schritten zur Tafel und bewaffnete sich mit einem Stück Kreide.
„Sagen wir es gibt fünf übergeordnete Begriffe, um jeden Schüler dieser Schule zu beschreiben. Okay? Sagen wir: Sportler, Abschlussballkönigin, Trottel, Einzelgänger und?“
Er drehte sich wieder zur Klasse und sah uns fragend an.
Die Brünette antwortete: „Luder?“ Die Klasse lachte wieder.
Herr Bludau nickte grinsend und schrieb „FREUNDLICH“ an die Tafel.
 Damit war der Klasse klar, was gemeint ist und das Lachen brach nicht ab.
„Okay, genial ist bedauerlich keine Kategorie. Lena Jessen, beschreib Felix mit einem Wort.“
Die Klasse schaute in die Richtung von einer kleinen zierlichen Blondine in einer hellblauen Bluse. Sie war wirklich hübsch. Sie hatte hellgraue Augen und kleine Grübchen, wenn sie lächelte. Mein Blick ging zu David, der sie ebenfalls ganz genau ansah und auf einmal bekam ich Hunger. Ich glaube es ist Hunger, ein Ziehen im Bauch, was mir sagen soll: „Kind iss was.“ Ich ging in Lichtgeschwindigkeit im Kopf durch, was ich schon heute alles gegessen hatte, wurde aber aufmerksam, als Lena auf Herrn Bludaus Frage antworten wollte:
„ Ähh ich kenn ihn kaum, aber..“ sie zuckte die Schultern
„Nett, schätze ich.“ Sie sah verlegen in Felix Richtung und lächelte leicht.
„Nett?“ wiederholte Herr Bludau etwas ungläubig. „Ich denke wir könnten nett unter freundlich einordnen. Aber da freundlich nicht freundlich bedeutet, wäre Felix wohl ein Luder.“
Die Klasse lachte wieder.
„Du hast vier andere Kategorien.“ Herr Bludau stellte sich direkt vor Lenas Tisch.
Sie schaute an die Tafel und las die Begriffe, dann schaute sie kurz Felix an und dann verlegen auf ihren Tisch.
„Trottel würde ich sagen.“ Ein leises Johlen war im Hintergrund zu hören und ich sah wie Felix jetzt ebenfalls auf seinen Tisch schaute. Sowas hörte keiner gerne. Ich fing an mich zu fragen, was diese ganze Übung für einen Sinn macht. Worauf wollte Herr Bludau hinaus?
„Trottel?“ wiederholte er nochmals. Diesmal nicht mehr ganz so skeptisch.
„Tritt ja diesem Club bei Felix.“ Sagte er aufmunternd, wodurch Felix sein Kopf hob und ihn ansah.
 „Okay, Leute. Simon. Fünf Kategorien.“ Fragte er an die Klasse gerichtet.
Die Menge antwortete ohne zu zögern „Sportler.“ Simon lehnte sich zufrieden zurück.
„David?“ fragte Herr Bludau wieder.
„Sportler.“ gab ihm die Menge als Antwort. Was mich etwas überraschte.
„Sarah?“
„Abschlussballkönigin.“ Die Brünette vor mir grinste ihre Freundin zufrieden an und diese flüsterte ihr etwas zu.
„Tamara?“
„ Freundlich.“ Die Menge fing wieder an leicht zu lachen. Das Mädchen vor mir, was eben Ihrer Freundin etwas zugeflüstert hatte, hielt inne: „Hey!“ sagte sie beschwerend an die Menge gerichtet.
„Lena?“
„Abschlussbalkönigin.“
„Oh kommt schon ich bin ja wohl ein Einzelgänger.“ Sagte diese sich wehrend.
„Ja klar, ein Einzelgänger, die die Tanzgruppe der Schule leitet und dessen zukünftiger Freund ein Sportler ist.“ Sagte ein Mädchen, komplett in schwarz gekleidet. Sie hatte rote Haare, mindestens vier Piercings im Gesicht und ein Tattoo mit zwei Masken auf dem Arm.
Die Menge grölte und jubelte vor Lachen. Simon schlug David auf den Rücken und lachte und ich begriff endlich, was mein Problem war. Ich war ein bisschen eifersüchtig. David war damals der beste und coolste Kerl, denn ich kannte und jetzt sah er auch noch verdammt gut aus. Er gefiel mir anscheinend. Nur leider machte das anscheinend keinen Unterschied, da die Klasse mir bereits eine baldige Beziehung zwischen Lena und ihm bestätigte. Die Menge beruhigte sich langsam.
„Nichts für ungut, aber ich bin ein Einzelgänger. Du bist Abschlussballkönigin.“ Damit schloss das rotharrige Mädchen.
„Ob es euch gefällt oder nicht. Ihr seid nach außen hin das, für was euch eure Klassenkameraden halten“ sagte Herr Bludau etwas lauter zum Zeichen das die Klasse zur Ruhe kommen soll.
„Und hier kommt die gute Nachricht: Das wird sich bald ändern. Ihr müsst nämlich demnächst in die große weite Welt hinausgehen und dann könntet ihr all diese Etiketten auslöschen.“
Herr Bludau ging zu Tafel und wischte die fünf Kategorien mit einem Schwamm ab.
„Für ein paar von euch wird das toll sein. Dieses Bild abzuschütteln und für ein paar andere wird es nicht so toll sein. Aber worauf es dabei ankommt ist, dass ihr wisst, wer ihr wirklich seid und dass ihr wisst, wie ihr von der Welt gesehen werden wollt. Wie lange wart ihr hier zusammen? Sieben Jahre? Manche von euch waren schon vorher zusammen in einer Klasse schätze ich. Manche kennen sich auch nur vom sehen auf dem Schulhof.“ Sein Blick schweifte wieder zu Hanna und mir.
„David? Wie heißt Fiona mit Nachnamen?“ damit war wohl das rothaarige Mädchen mit den Piercings gemeint.
David riss seinen Blick weg von Lena und schaute Herrn Bludau ins Gesicht. Sekunden der Stille verstrichen. Ich glaubte daran, dass er jeden Moment fragen würde, was Herr Bludau gesagt hat. Dabei kräuselte er nur die Stirn und dachte nach.
„Ich weiß es nicht.“ Sagte er leise, etwas entschuldigend. Die Klasse war komplett still.
„Entschuldige.“ Sagte er und sah Fiona freundlich lächelnd an. Sie antwortete nicht und schaute auch nicht wirklich überrascht. Sie hatte sich mit sowas anscheinend schon abgefunden.
„So alle die auf der rechten Seite sitzen, schreiben Ihren Namen auf einen Zettel und legen ihn in Simons Cappi. Okay? Beeilung!“ Jetzt war Herr Bludau wieder voll in seinem Element.
„Und alle die auf der linken Seite sitzen werden einen Namen ziehen. Und der Name den ihr zieht, wird die Person sein mit der ihr die restliche Zeit des heutigen Unterrichts verbringt.“
„Wie aufregend!“ flüsterte mir Hanna zu. „Das ist mal was ganz anderes um einen neue Klasse kennenzulernen.“
„Vielleicht finden wir heraus, ob 50 Minuten von Bedeutung sein können. Ok. Gibt die Mütze herum.“ Herr Bludau setzte sich wieder auf seinen Stuhl, um das Geschehen besser zu beobachten.
Die Mütze ging durch die Reihen und jeder zog einen Zettel. Ich saß ganz hinten, das heißt ich würde als letztes einen Namen ziehen.
„Lena? Wenn hast du gezogen?“ fragte er ernsthaft neugierig.
Sie sah unglücklich auf den Zettel und sah dann zu Herrn Bludau auf: „Felix.“
„Karma ist ne kuriose Sache, nicht wahr?“ sagte Herr Bludau ruhig.
So ging es weiter. Jeder lies den Namen seines Partners vor, während Herr Bludau die Gruppen auf einen Zettel schrieb, um alles festzuhalten, hatte ich langsam den Überblick über die Personen verloren, merkte aber, dass noch niemand Davids Namen gezogen hatte.
Die Mütze kam zu Hanna und es lagen nur noch zwei Zettel drin. Sie wühlte noch einmal die beiden hin- und her und zog dann einen. Mein Herz schlug mir schon fast bis zum Hals.
„Wie ist dein Name?“ fragte Herr Bludau an Hanna gerichtet.
„Hanna. Ich bin neu hier.“ Sagte sie lächelnd und winkte einmal kurz in die Runde.
„Wenn hast du gezogen Hanna?“
„Steven.“ las sie von ihrem Zettel vor. Mein Herz machte einen Hüpfer. Das heißt es blieb nur noch ein Name übrig. Ich nahm die Mütze entgegen und zog den letzten Zettel raus. Ich lächelte und wollte gerade den Zettel entfalten, da unterbrach mich Herr Bludau.
„Du bist Daniela Winterberg, nicht wahr?“ Ich hielt inne und starte ihn verblüfft an. Ich wollte was sagen, aber vor lauter erstaunen, kamen keine Worte raus. Das ist jetzt fünf Jahre her, wie konnte er das nur wissen? Ich nickte leicht. Die ganze Klasse starte mich verblüfft an.
„Tja, manche Namen und Geschichten vergisst man nie. Wen hast du gezogen?“
Ohne auf meinen Zettel zu gucken, den ich mittlerweile entfaltet hatte, sagte ich: „David“
Immer noch ganz in Trance schaute ich vorsichtshalber nochmal nach, doch da stand wirklich in sauberer Schrift sein Name.
„Okay. Tut euch paarweise zusammen. Ihr könnt ruhig den Klassenraum verlassen, aber nicht das Schulgelände. An der Tür findet ihr eine Kamera. Ich will, dass jeder von euch am Ende des Unterrichts ein Foto seines Partners macht. Dieses Foto soll zeigen, wie ihr den anderen seht. Verstanden? Dieses Foto kommt dann in euer ABI- Buch für die Ewigkeit.“ Er grinste zufrieden.
„Für einige von euch ist das eine Möglichkeit sich ab heute neu zu definieren.“
Sarah meldete sich kurz, sprach dann aber ohne wirklich drangenommen worden zu sein:
„Müssen wir uns denn neu definieren? Ich glaube die meisten meiner Freunde finden mich ganz fabelhaft.“ Die Klasse lachte. Einige verdrehten die Augen, andere schlugen sich theatralisch die Hand vor die Stirn. Herr Bludau blieb ernst.
„Kann schon sein, aber mein Freund Herr Wagner findet du bist eine Schülerin die in Mathe durchfällt.“ Die Klasse lachte und grölte wieder. Sarah sah beleidigt aus. Sowas darf er als Lehrer bestimmt gar nicht sagen vor der ganzen Klasse, aber er lässt sich selten von irgendwem den Mund verbieten.
„Okay Leute schnappt euch die Kameras und geht. Halt eine Sache noch: Bei jeder Kamera liegt eine Liste mit Anweisungen. Am Ende des Unterrichts sollt ihr mir sagen, was ihr über eure Partner erfahren habt. Ihr habt 50 Minuten. Los geht’s!“ er klatschte auffordernd in die Hände.
Ich stand auf und ging nach vorne, wo bereits ein Getummel von Leuten um die kleinen Kameras und den Klemmbrettern war.
„Hey.“ Jemand stand hinter mir und atmete in meinen Nacken. Ich drehte mich schnell um. David.
„Ich hab schon alles was wir brauchen. Lass uns gehen.“ Er grinste und ich auch.

Dienstag, 24. Juni 2014

Hurricane 2014



Hallihallo ihr Lieben,

heute gibt es mal keine Fortsetzung von der Kurzgeschichte, da ich wegen meinem Besuch auf dem Hurricane Festival keine Zeit hatte etwas dafür zu schreiben. Aber keine Bange am Wochenende oder spätestens Anfang nächster Woche zauber ich was neues aus dem Hut.
Heute möchte ich euch gerne etwas über mein erlebnisreiches Wochenende erzählen. Das soll gerade an die gerichtet sein, die gerne mal auf ein Festival wollen, aber wegen der einen oder anderen Sache etwas unsicher sind. Vielleicht um auch mal einen realen Blick auf so ein Festival zu erhaschen. Vorweg muss ich schon mal sagen, das war mein 5. Festival. Seit 2012 besuche ich regelmäßig und leidenschaftlich gerne Festivals. Dabei ist mir fast kein Weg zu weit. War ebenfalls schon auf dem Deichbrand und dem Highfield und dieses Jahr zum 3. Mal auf dem Hurricane.

Die Planung davor:
Ja, man muss für so einen Festivalbesuch auch ein bisschen was organisieren. Sind wir 2012 einfach mal mit Klamotten, etwas Ravioli und einem Zelt losgefahren, so machen wir uns bei jedem Festival aufs neue Gedanken darüber, was man besser machen könnte und was man vergessen hat, was einen später geärgert hatte. Denn die Erkenntnis von Labello und Desinfektionsgel kommen einen immer erst etwas später, wenn der Notstand da ist. Wir haben uns als Gruppe also zusammen gesetzt und überlegt, was wir an den 3 Tagen essen wollen. Manche nennen es unnötig und versnobt nennen, aber wir essen gerne gut :D Weshalb wir uns schnell einig waren: Ravioli gibt’s nur einmal!
Für die anderen Tage haben wir uns für Spaghetti, Hotdogs und ganz klassisch das Grillen entschieden. Selbstverständlich gibt es auch jede Menge Fressbuden auf dem Gelände, aber die Preise sind nichts für kleine Geldbeutel und so manches schmeckt leider auch wie schon einmal gegessen.
Kleiner Tipp beim Einkaufen: Glasflaschen sind grundsätzlich bei jedem Festival verboten und deshalb besorgt euch Dosenbier. Auch Alkohol muss umgefüllt werden. Falls ihr kontrolliert werden, landet das dann leider im Müll. Nutella im Glas ist aber völlig unbedenklich ;)   
Wer was mitbringt war schon routiniert geplant. Ein neuer Pavillon musste ebenfalls gesucht und gekauft werden, da der andere beim Hurricane 2013 leider verstorben ist. Dann wurde geplant, wer fährt. Da ich das größte Auto von uns hatte und die der anderen einer Sardinenbüchse glichen, war klar, ich fahre. Dann ging’s auch schon los. Das Auto musste gepackt werden und da fing der Ärger schon an. Irgendwie passt der ganze Krempel nicht da rein. Aber man ist ja ein Vollprofi in Tetris und was nicht passt wird passend gemacht.
Kleine Tipps beim Packen:
1. Nutzt den Fußraum auf der Rückbank! Da passen meist immer noch Schlafsäcke, Gaskocher etc. rein und das spart am Ende deutlich Platz.
2. Zelte zum Schluss einpacken! Die braucht ihr als Erstes, wenn ihr losgeht, um euch einen guten Platz beim Campen zu suchen.
Los ging’s Donnerstag um 14:30 Uhr. Da wurde der Campingplatz gerade geöffnet.

Ankunft und Aufbau:
Angekommen sind wir dann ca. um 18 Uhr. Nachdem wir allerdings schon gut eine Stunde im allgemeinen Stau durch Scheeßel standen. Aber Stau auf dem Weg zum Festival ist der einzige, der nicht ätzend ist. Nein, eher lustig. Überall schallt aus allen Autos laute Musik, die ersten Biere werden geöffnet und getrunken (natürlich nur die Beifahrer) und alle zwei Minuten geht jemand an einen Baum oder hinter einen Busch um sich zu erleichtern, wobei der ein oder andere Autofahrer gerne mal spaßeshalber hupt, was zur Folge hat, dass dann irgendwie alle hupen. Das ist bestimmt kein bisschen im Straßenverkehr erlaubt, macht aber irgendwie trotzdem Vorfreude.
Kleiner Tipp zum Parken: Beim Hurricane gibt es mehrere Parkplätze bis zu 7. Überlegt euch vorher, wo ihr gerne Parken wollt und aus welcher Richtung ihr kommt. Wenn ihr nämlich auf der anderen Seite von dort seid, wo ihr campen wollt, könnt ihr gut und gerne mal 10 km über den kompletten Platz laufen. Mit allen Klamotten versteht sich.
Als wir da waren, haben wir erst mal nur die Zelte mitgenommen und sind losgegangen, um uns ein Bändchen zu holen, das ist eigentlich immer das allererste was man tun muss. Ab da trifft man schon lustige Leute mit Verkleidungen und jede Menge Gepäck. Manche bringen echt ihr ganzes Haus mit aufs Festival. Es ist wie viele Medien schreiben schon eine kleine Zeltstadt. Um 18 Uhr ging das mit den Bändchen recht schnell (das ist beim Öffnen des Campinggeländes meist nicht der Fall! Da steht man gut und gerne mal eine halbe Stunde für an) und dann wird losgespurtet und nach einem Zeltplatz gesucht. Wir waren dieses Jahr auf dem Grüner Wohnen. Aus dem einfachen und guten Grund, dass uns der viele Müll stinkt und die Toiletten viel sauberer sind ;) Ja manche sagen, das ist doch voooll langweilig oder ein besoffener Kerl nannte uns auch (Achtung! Böses Schimpfwort!) „Ökofotzen“. Was ich ziemlich unter aller Kanone fand, aber uns gefiel auch das ruhigere Ambiente, wenn man abends mal schlafen wollte. Letztes Jahr hatten wir die schlimmsten Nachbarn ever ever ever. Ein Erlebnis vom letzten Jahr:
Ein Kerl kommt an mit einer Ananas wirft die vor unsere Füße unter unserem Pavillon springt drauf rum wie ein Irrer, sodass das Fruchtfleisch nur so spritzt und schreit HAHA ich mache Spongebobs Haus kaputt. Macht Klimmzüge an unserem Pavillon sodass dieser verbiegt, bevor wir ihn endgültig verscheuchen. Ich weiß nicht, was der genommen hat, aber es war auf jeden Fall zu viel davon.
 Wir sind eh zu 90 % auf dem Festivalgelände, weshalb wir nicht so einen Partypalast auf dem Campinggelände brauchten. Als der nahezu perfekte Platz gefunden wurde, wurden auch schon Zelte und Pavillon aufgebaut und mit 2 Sackkarren die Klamotten dort hingeschafft. Das dauert gut und gerne, je nachdem wie viele Leute ihr seid und wie weit der Weg ist auch nochmal 2- 3 Stunden, sowas liegt aber auch ganz an eurer Motivation und Kondition :D    
Kleine Tipps zum Tragen:
1. Ihr braucht irgendwas zum transportieren: Sackkarre, Schubkarre, Einkaufswagen, Bollerwagen… Ganz egal, aber man schafft es nicht auf Dauer so schwere Sachen über Kilometer zu tragen.
2. Habt was zu trinken (am besten ein kühles Dosenbier ;)) immer bei euch. Tragen macht durstig und verkürzt auch mal die Wartezeit, denn am Anfang kontrolliert die Security die Klamotten noch ziemlich akribisch. Was eine lange Warteschlange zur Folge hat.
3. Wenn ihr schon eine Sackkarre voll beladen mit schweren Klamotten schieben müsst, macht euch nichts zu schweres auf den Rücken. Davon bekommt beim Längeren tragen auch Rücken-/ Nackenschmerzen. Nicht vergessen, das war ja schließlich erst der 1. Tag.

Das Festivalgelände…
…wird meistens Freitag gegen 15 Uhr +/ - eine Stunde eröffnet. Wer gerne ein T-Shirts als Erinnerung an die Festivalzeit haben möchte, sollte am besten gleich losgehen, um sich eins zu organisieren. Denn die guten Größen bei Frauen S und M und bei Männern M und L sind meist bei den schönen Sachen alle schnell vergriffen. Es gibt zwar eine große Auswahl an schönen T-Shirts, aber meist finden viele Leute das gleiche Motiv schön (persönliche Einschätzung). Selbstverständlich gibt es auch immer ein Merchandise Stand für die Band die dort auftreten. Dort wird beim Hurricane jedoch immer nur die Sachen ausgestellt von den Bands, die an diesen Tag gerade spielen.
Dann geht’s natürlich ran an den Spaß. Bands schauen. Die Vorfreude steigt, die Plätze werden gesucht. Die Stimmen zum Grölen gestimmt.
Kleine Tipps fürs Gelände:
1. Es dürfen auf dem Gelände keine Flaschen und auch keine Dosen mitgenommen werden. Lediglich 1 Liter Tetrapacks. Dabei ist der Inhalt egal. Ob Wein, Wasser oder Saft. Nehmt mit was euch gefällt. Macht euch am besten aus Panzertape einen Tragegurt dazu, dann lässt sich das leichter transportieren.
2. Ihr seid auf dem Hurricane. Da ist es quasi unmöglich, dass es NICHT regnet. Also braucht ihr eine Regenjacke oder auch ein Regencape auf jeden Fall etwas, was euch nicht im Regen stehen lässt ;)
3. Falls ihr wie ich den ganzen Tag auf dem Gelände seid, nehmt euch für nachts einen Pulli mit. Ja das ist leider viel Geschleppe, aber ihr freut euch abends riesig, wenn euch kalt ist, dass ihr ihn habt. Und glaubt mir spätestens ab 1 Uhr wird euch meistens kalt.  

Gefahren beim Festival
Ja ich will nicht Obermutti spielen, macht was euch gefällt. Tobt euch aus. Festivalzeit ist die Zeit, in der man sein kann, wer man will. Wo man verrückte Verkleidungen anziehen kann. Festivals sind eine Auszeit vom Alltag. Im Büro muss man Hemd und Krawatte tragen und wird mit einem Nasenring schief angeguckt. Auf dem Gelände darf jeder sein, wie er ist.
Jedoch gibt es leider auch Gefahren. Sonnenbrand ist da eine große. Denn auch wenn es meist viel Regen gibt auf dem Hurricane, gibt es auch immer genug Sonne, um sich die Haut zu verbrennen.
Auch Unterkühlung ist ein Problem. Wie gesagt, wenn ihr euch nachts Bands anschaut, zieht euch warm an, denn auch wenn ihr beim tanzen schwitzt, könnt ihr hinterher beim gehen gerade durch das schwitzen sehr frieren. Und eine schlimme Erkältung macht auf so einem Festival auch keinen besonderen Spaß. Das Schlimmste jedoch sind leider die wahnsinnigen Massen an Menschen, die seit neusten bei so großen Festival sind. Letztes Jahr waren es beispielsweise 75.000 Menschen, die dort waren. Und wenn die alle gleichzeitig beispielsweise den Headliner Seeed sehen wollen, dann birgt das eine große Gefahr. Unweigerlich denkt man in solchen Situationen an die Duisburger Loveparade, auf der im Juli 2010 eine Massenpanik ausbrach und 21 Menschen im Gedränge zerquetscht und zu Tode getrampelt wurden.
Das Problem beim Hurricane ist einfach, dass auf ein gleichbleibend großes Areal immer mehr Menschen gelassen werden. Die Campingplätze und Parkplätze werden jedes Jahr für die Zahl der Besucher vergrößert, der Raum vor den Bühnen bleibt der Gleiche. Dieses Jahr habe ich es erstmalig live miterlebt, dass eine Freundin von mir beim Gequetsche und Gedrücke hinter dem 2. Wellenbrecher ausrutschte und unter die Menschen geriet. Meistens hat man im Moshpit das Glück, dass dich sofort einer hochzieht. Doch das war dieses Mal nicht der Fall, weshalb man schon schreiend und tretend sich Gehör verschaffen muss, damit man am Ende nicht wirklich zertrampelt wird. Wir kamen Gott sei Dank noch mit blauen Flecken und dem Schrecken davon. Sowas liegt leider aber auch immer mehr an den Menschen, die leider auf andere keine Rücksicht mehr nehmen. Die Hemmschwelle, einander wehzutun, erscheint mir immer niedriger.
Kleine Tipps zusammengefasst:
1. Sonnencreme mitnehmen und bei Sonne auch benutzen
2. Pulli, Jacke, lange Hose sind wichtig bei kaltem Wetter.
3. Fernhalten von Massen an den Wellenbrechern. Keine Band der Welt ist es wert, dort Tod getrampelt zu werden.

Spaß, Spannung und tolle Erlebnisse
Natürlich ist Festival nicht nur Stress und Gefahren, sondern man erlebt auch einige tolle Erlebnisse.
Regelmäßig kommt ein fremder auf dem Festivalgelände vorbei und bietet dir einen „Free Hug“ oder einen „High Five“ an. Es gibt jede Menge Veranstalter, die umsonst Sonnenbrillen, Aufkleber und Buttons in die Hand drücken. H&M ist meist auch vertreten, obwohl ich noch nie da war, die Schlangen davor sind meist unterirdisch. „Flunky Ball“ ist meistens auch eine tolle Art sich die Zeit zwischen den einzelnen Bands zu versüßen. Wir haben auch viele neue Leute kennengelernt. Beispielsweise ein paar nette Mädels aus England, die uns gleich mit lustigen Klebeschnurrbärten ausgestattet haben oder einen witzigen Niederländer, der lediglich auf Deutsch sagen konnte, dass deutscher Fußball scheiße ist. Was uns aber nicht wirklich gejuckt hat, da wir keine Fußballfans sind.
Es wird gesungen, getrunken und gelacht und dabei juckt es fast keinen, ob man sein gegenüber kennt oder nicht. Ein Betrunkener sagte zu mir an einem Abend, das die Leute auf dem Festival wie eine große Familie sind, worüber ich lange nachgedacht habe und ich denke er hat recht. In einer Familie wird gestritten und Spaß gehabt und genauso läuft es auch auf dem Festival.
Lustige Outfits runden den ganzen Spaßfaktor noch ab. Egal, ob Schneeweiße Anzüge, (glaubt mir ich hab leider keine Ahnung, warum die so weiß blieben :D) ein rosa Tutu, Morphsuits oder lustige Tierkostüme fast jeder hat ein cooles Kostüm oder einen außergewöhnlichen Look, was aus einer Partymeute einen ziemlichen bunten Haufen macht. Also, trotz der vielen kleinen negativen Dinge bei einem Festival, würde jederzeit wieder hinfahren, wenn Zeit und Geld da ist, denn es ist immer ein Erlebnis von dem man noch Jahre später erzählen kann. Es ist einfach legen – warte es kommt gleich – där. Legendär!

Abbau und Abfahrt
Genauso wie man Donnerstag den ganzen Krempel hinschleppt, muss man auch ihn wieder wegschleppen. Vorteil ist, dass Bier und Essen bereist verbraucht sind und diese nicht mehr geschleppt werden müssen. Zelt, Pavillon und Klamotten dagegen schon. Also gelten hier die gleichen Tipps wie beim Aufbau. Jedoch muss man sich vorher im Klaren sein, wann man den ganzen Kram wieder zum Auto bringt. Muss man Montag wieder arbeiten oder hat man frei? Gibt es sonntags eine coole Band, die man sehen will und wann fängt die an zu spielen? Wenn man die Fragen geklärt hat, kann man schauen, wann man anfängt. Ich musste Montag wieder arbeiten und um  5 Uhr aufstehen, wodurch uns dann schnell klar war, dass wir Sonntag wieder fahren und zwar so dass man noch 3 Stunden Schlaf abbekommt. Nach 2-mal laufen hatten wir alles im Auto und dann ging es zu den restlichen Konzerten des Tages. Wir wollten alles im Auto haben, damit wir am Ende des Tages nur noch losfahren mussten und keinen Stress mehr wegen den Sachen haben.
Als es denn nach Hause ging, war der Verkehr recht flüssig. Wir sind nicht zu Seed (der Schlussband) gegangen, weil wir Montag alle arbeiten mussten, dadurch war noch nicht die Hölle los auf dem Parkplatz (ich hab das schon mal gaanz schlimm erlebt), da kann man locker mal 2 Stunden Stau hinnehmen. Wir kamen gut durch, bis wir kurz vor Rotenburg in eine Polizeikontrolle kamen. Allgemeine Verkehrskontrolle nennt sich das und auch das muss man beim Festival wissen. Da viele hirnlose Leute mit Alkoholkonsum Auto fahren wird fast jeder zweite Autofahrer raus gewunken und überprüft. Da ich immer noch den Schnurbart im Gesicht kleben hatte, wurde ich ohne großes Rumgelaber raus gewunken. Aber da ich eine weiße Weste hatte, hatte ich damit kein Problem. Da ich stocknüchtern war (und das sollte eigentlich jeder sein!), hat die Kontrolle nicht lange gedauert und wir konnten weiterfahren. Die Polizisten sind nett, wenn ihr es auch seid, nicht vergessen ;)


ENDFAZIT
Alles in allem war es wie immer eine tolle Zeit und man bekommt den totalen Realitätsverlust, wenn man wieder zu Hause ist, weil man so viel erlebt hat, dass der normale Alltag einen irgendwie irreal vorkommt. Dennoch sind 150 Euro nicht gerade für jeden erschwinglich, weshalb man meiner Meinung nach nur hingehen sollte, wenn man mindestens 7 Bands sehen möchte, denn auch wenn manche nur zum saufen hinfahren, man bezahlt nicht dafür auf einem Acker zu schlafen und zu saufen, sondern um gute Bands und tolle Musik zu hören, darum geht’s und nur dafür würde ich auch in Zukunft so viel Geld ausgeben. Empfehlen kann ich es jedem. Man muss sich zwar mit so Sachen wie Toiletten und Duschen arrangieren, aber im Großen und Ganzen ist es jedes Jahr wieder eine tolle Zeit, mit tollen Erlebnissen und tollen Menschen. Ich hoffe euch hat mein kleiner Exkurs in die Welt der Festivals gefallen. Denkt immer daran: Nazis raus, Schwanz rein! (JR)
Das war´s von mir und ich bin raus hier (TBG).

Eure Saphirblau :) 

Dienstag, 17. Juni 2014

Teil 2: Wo es begann



Hallihallo Ihr Lieben,

heute wieder ein neuer Teil meiner Fortsetzungsreihe für meine Kurzgeschichte.
Bin etwas in Hektik, da es Donnerstag aufs Hurricane Festival geht. Wenn ich wieder da bin, werde ich selbstverständlich euch an meinen neuen Erlebnissen teilhaben. Liebe Grüße und viel Spaß beim Lesen :) Eure Saphirblau.

Während ich so dasaß und versuchte  Herr Fitz mit seinem umschweifenden Gerede über das Verhalten der Schüler auf der drittbesten Schule Deutschlands zu ignorieren, musste ich an das erste Treffen mit David denken. Es war an einem meiner schlimmsten Tage meines Lebens und dennoch musste ich lächeln. In den Momenten im Leben, wo man sich am unwohlsten fühlte, kann man Jahre später herrlich drüber lachen. Komisch aber wahr. Ich legte den Kopf in meine Hand und versuchte mich genau daran zu erinnern, wie das damals alles anfing.
Ich war 11 Jahre alt gewesen und kam gerade von meinem ersten Schultag  an dem Gymnasium nach Hause, wo wir nur gemalt und gebastelt hatten. Wir haben die Mind Map kennen gelernt, die ich mein späteres Leben immer verfluchen werde und wir haben Namensschilder gebastelt und saßen in einer Vorstellungsrunde und haben über uns erzählt und anschließend ich packe meinen Koffer mit Namen gespielt. In der Pause saß ich meistens alleine, ich war nicht gut darin mich in eine neue Gruppe zu integrieren. Außerdem hatte ich furchtbare Bauchschmerzen und wusste nicht woher die kamen. Sie waren nicht normal, so wie wenn ich Hunger hatte oder Magendarm. Sie waren einfach nur unangenehm. Weswegen ich auch in der 2. Großen Pause zur Krankenschwester ging, die mich untersuchte und eine Vermutung hatte, die sie mir aber nicht mitteilen wollte, stattdessen schickte sie mich nach Hause. Na gut, dachte ich nur und fuhr  mit dem Fahrrad und meinem neuen Rucksack, den ich zur Einschulung bekommen habe nach Hause.
„Mum, ich bin zu Hause.“
„Was? Warum? Hast du nicht heute länger Schatz?“ fragte sie besorgt.
„Ich hab Bauchweh, ich sollte nach Hause gehen, hat die Krankenschwester zu mir gesagt.“  Ich gab ihr den Zettel von der Schwester. Sie las in sich durch und bekam auf einmal große Augen und ein strahlendes Lächeln. Ich verstand diese Reaktion nicht. Ich war doch bestimmt ganz doll krank.
„Schatz, wo hast du denn genau Schmerzen? Da unten?“ Ich nickte traurig.
„Geh doch mal nach oben ins Bad und zieh dich schon einmal aus, ich komme gleich zu dir.“
Ich brachte meinen Rucksack ins Zimmer, holte mir ein Handtuch aus dem Schrank und ging ins Bad. Als ich mich jedoch auszog, sah ich eine große Blutlache in meiner Hose.
„MAMAAA!!!“, schrie ich wie eine Irre. Ich fühlte mich wie in einem Horrorfilm. Tränen liefen mir über die Wangen.
Ich hörte wie sie die Treppe hochsprintete und Sekunden später im Bad war.
„Was ist passiert?“ sprach sie leicht außer Atem. Sie war total entsetzt, dann sah sie das Malheur. Doch sie atmete nur einmal erleichtert aus und sammelte meine Sachen zusammen.
„Schatz, du brauchst nicht weinen. Alles ist gut, du bist kerngesund, das ist nicht schlimm.“ Sagte sie liebevoll, während sie mir die Tränen aus dem Gesicht wischte.
„Warum blute ich? Muss ich jetzt sterben?“ schluchzte ich immer noch laut.
„Nein, nein Schatz, alles ist gut. Weißt du, du wirst langsam erwachsen und das ist der erste Schritt um zu einer Frau zu werden.“
„Ich muss bluten, damit ich erwachsen werde? Das versteh ich nicht.“ Sagte ich verstört.
„Liebes, du hattest ja in der 4. Klasse bereits Sexualkunde, oder?“ Ich nickte.
„Weißt du, du bist jetzt fruchtbar, das ist deine 1. Periode.“ Sagte sie strahlend.
Ich erinnerte mich an den Unterricht und verglich das mit den Informationen meiner Mutter.
„Ich will das nicht! Mach das es aufhört!“ Ich fing wieder an zu weinen.
„Geh erst mal duschen und ich leg dir eine Unterhose mit einer Binde drin hin und dann ruf ich Oma an. Hach, die wird sich freuen, dass du nun zur Frau wirst. Wir machen Kaffee und Kuchen und feiern das zusammen.“ Sie war bereits Feuer und Flamme.
„Nein, ich will nicht, dass du das wem sagst. Mir ist das peinlich.“ Weinte ich immer noch.
„Nein nein Daniela, das ist was ganz großartiges und das muss gefeiert werden.“

Also saßen wir nachmittags da. Meine Mutter, meine Tante, meine Oma und ich und aßen Kuchen. Ich fühlte mich so schlecht wie schon lange nicht mehr. Ich wollte nur weg. Wie konnte man sowas bloß feiern? Das war nur furchtbar peinlich und es tat auch etwas weh. Nichts was eine Feier wert wäre.
Ich hatte diese fruchtbare dicke Binde in meiner Hose und es fühlte sich an wie eine Windel. Noch peinlicher geht’s wohl kaum. Ich durfte wieder Windeln tragen und das jetzt jeden Monat eine Woche lang. Das war so alles so furchtbar.
Irgendwann war mir das Gerede über frühere Perioden meiner Tante und meiner Mutter dann zu viel und ich bat meine Mutter darum, raus zu gehen und zu spielen. Sie willigte ein und schneller als meine Beine mich trugen, bin ich in den Garten auf die Schaukel zu gelaufen. Dort setzte mich hin und fing an leicht zu schaukeln.
Ohne Vorwarnung kam plötzlich ein Fußball angesaust und knallte mir direkt gegen meinen Kopf, der mich von dem Sitz der Schaukel in den Sand katapultierte.
So lag ich da schmerzend, wimmernd und blutend. Jedoch nicht am Kopf.
„Tut mir leid, das war keine Absicht. Ich kann einfach kein Fußball spielen, aber mein Vater zwingt mich dazu.“ Ich hob den Kopf und sah in die hellgrünen Augen eines kleinen dicken Junge, der schwer atmete. Er hatte ein gestreiftes Shirt an und kurze Hosen, in denen seine Beine ebenfalls etwas korpulenter aussahen und eine kurze braunhaarige Strubbelfrisur.  Er schnaufte auch etwas vom laufen. Ich konnte nicht sagen, was es war, seine lustigen Haare, die zu allen Seiten abstanden, die komische Hose, die etwas eng saß oder diese grünen Augen, die faszinierend waren. Aber ich mochte den kleinen Jungen.
„Kein Problem, schlimmer konnte der Tag eh nicht mehr werden.“ Sagte ich niedergeschlagen und setzte mich langsam auf.  
Der Junge ließ sich langsam neben mich plumpsen.
„Mir geht’s genauso, noch eine Runde um den Platz und ich sterbe.“ Ich kicherte, er war genauso wehleidig wie ich und dennoch nahm er seine Situation mit Humor.
„Ja, Sport ist Mord, das wusste ich schon immer.“ Kicherte ich.
„Wie heißt du denn?“ fragte mich der Junge zu mir.
„Daniela, aber alle meine Freunde aus der Grundschule haben mich immer Danny genannt, also kannst du mich auch gerne Danny nennen.“ Sagte ich ihm.
Er reichte mir, wie ein kleiner Gentleman die Hand und schüttelte sie.
„Hallo Danny mein Name ist David. Ich wohne seit kurzem gegenüber.“ Er ließ meine Hand wieder los.
„Cool, dann sehen wir uns ja jetzt öfter, wenn wir Nachbarn sind.“ Sagte ich freudig. Er schien nett zu sein und ich mochte ihn irgendwie auf Anhieb.
„Ja, das wäre wirklich toll, auf was für eine Schule g..“ er konnte den Satz nicht beenden, da schrie schon ein älterer Herr lautstark nach ihm.
„Tschuldige, das ist mein Papa. Ich sollte mal wieder zu ihm hingehen, nicht das er sich Sorgen macht.“ Er stand auf, holte den Fußball aus dem Blumenbeet und rannte wieder richtig Zaun, dabei drehte er sich nochmal um und winkte mir zu.

Meine Gedanken wurde jäh durch ein lautes, schallendes Klatschen unterbrochen, die anscheinend unserem Ach so freundlichen Schulleiter galten. Mit Verzögerung klatschte ich auch , obwohl ich nicht die leiseste Ahnung hatte, was er alles gesagt hatte. Anschließend kam unsere Jahrgangssprecherin vor das Pult, um noch ein paar Worte zu sagen. Ich saugte Luft in meine Mund und ließ sie dann zischend wieder heraus. Kann man das ganze hier nicht irgendwie abkürzen?
Zumindest wurden die Schülergruppen jetzt nach und nach aufgerufen, damit die Stundenpläne und die Kursverbände verteilt und vorgestellt wurden. Es ging wenigstens langsam vorwärts.
Ich schaute auf die Uhr. Noch 20 Minuten dann war erst mal Pause. Den Himmel sei Dank, da ich verschlafen hatte, hatte ich es nicht mehr geschafft, etwas zu Essen zwischen die Zähne zu bekommen. Aber so war zumindest ein Ende der Veranstaltung in Sicht.